Deutscher Biathlon-Kader:Gold-Franzi und die Harz-Connection

Wer hätte es gedacht? Das Biathlon-Team der Frauen besteht nicht ausschließlich aus Magdalena Neuner. Bei den Männern gibt es in Arnd Peiffer und Andreas Birnbacher zwei große Medaillenhoffnungen - und ein großes Sorgenkind. Der deutsche WM-Kader im Überblick.

Carsten Eberts, Ruhpolding

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Biathlon World Cup in Oslo

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Deutscher Biathlon-Kader:Arnd Peiffer

Wer hätte es gedacht? Das Frauen-Team besteht nicht ausschließlich aus Magdalena Neuner. Bei den Männern gibt es in Arnd Peiffer und Andreas Birnbacher zwei große Medaillenhoffnungen - und ein großes Sorgenkind. Der deutsche WM-Kader im Überblick.

Von Carsten Eberts, Ruhpolding

Arnd Peiffer (24)

Clausthal-Zellerfeld ist ein höchst verschlafenes Örtchen im Harz. Wer schon mal da war, der versteht, weshalb Arnd Peiffer so ein unaufgeregter Kerl ist. Peiffer war die Entdeckung der vergangenen beiden Biathlon-Jahre, in dieser Saison hat er einen weiteren Schritt gemacht: Peiffer weiß nun, dass er an einem guten Tag allen davonlaufen und Rennen gewinnen kann. Und er sagt: "Ich weiß, dass ich im Januar und zum Ende der Saison stets besser bin als am Anfang." Wie gut, dass die WM sogar erst im März beginnt. Für mehr als Platz drei in der Mixed-Staffel reichte es nach einem schwachen letzten Schießen des Schlussläufers jedoch trotzdem nicht. Auch im Sprint klappte es nicht besser. Weit abgeschlagen kam er als 37. ins Ziel.

Gesamt-WM-Bilanz: 2 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze

Biathlon-Weltcup

Quelle: dapd

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Andreas Birnbacher (30)

Bei der WM 2007 in Antholz lief es wie immer. Andreas Birnbacher zeigte ein gutes Rennen, ein sehr gutes sogar, holte sich am Ende die Silbermedaille im Massenstart. Das Problem nur: Auf Platz eins stand mit Michael Greis ein deutscher Kollege - und der sahnte die meiste Aufmerksamkeit ab. Birnbacher war stets nur ein Mitläufer, bekannt aus Staffelrennen, mehr jedoch irgendwie nicht. In dieser Saison stand Birnbacher plötzlich in der allerersten Reihe: Er holte sich in Hochfilzen, Oberhof und Antholz Weltcupsiege, überragte dabei mit taktischem Geschick und oftmals mit der besten Laufleistung alle anderen Starter. "Andi hat in dieser Saison einen Riesensprung nach vorne gemacht", sagt Trainer Mark Kirchner, was dieser zum Auftakt der WM in der Mixed-Staffel bewies. Bei den Titelkämpfen ist Birnbacher für die deutschen Männern die größte Medaillenhoffnung. Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht.

Im Sprint klappte es nicht wie erhofft, mit Rang 16 jedoch besser als bei den deutschen Kollegen.

Gesamt-WM-Bilanz: 1 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze

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Quelle: AFP

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Michael Greis (35)

Das Sorgenkind im deutschen Männerteam - darf zur WM, obwohl er die verbandsinterne WM-Norm nicht erfüllt hat. Das Vertrauen in Michael Greis ist trotzdem groß: Greis ist schließlich bereits 35 Jahre alt, dreifacher Olympiasieger war er schon, dreifacher Weltmeister auch. Doch in dieser Saison hakt es: Greis fuhr anfangs überraschend weit hinterher, dann kam ein grippaler Infekt dazu, der ihn noch weiter zurückwarf. "Die WM hatte ich schon fast abgeschrieben gehabt, ich hatte mich schon fast aufgegeben", erklärte Greis nach seiner Nominierung. Hat die Gewissheit, dass ihm die stark verjüngte Weltspitze langsam davoneilt.

Seinen ersten Start bei der WM im Sprint konnte er nicht nutzen, um die jungen Skijäger aufzuhalten. Greis war mit Position 26 dennoch nicht komplett unzufrieden.

Gesamt-WM-Bilanz: 3 x Gold, 3 x Silber, 5 x Bronze

Biathlon Weltcup Oberhof - Staffel Männer

Quelle: dpa

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Simon Schempp (23)

Lange war Simon Schempp vor allem wegen zweierlei Geschichten bekannt: Zum einen, weil er 2010 bei der WM in Chanty-Mansijsk mit der Mixed-Staffel Gold holte. Zum anderen, weil er lange Jahre mit seiner Biathlon-Kollegin Miriam Gössner liiert war. Sportlich gilt Schempp nach wie vor als das derzeit größte deutsche Biathlon-Talent, nach einer kleinen Krise sorgte er vor allem zu Saisonbeginn (Dritter in Östersund, Vierter in Hochfilzen) für gute Ergebnisse. Nun auch bei der WM?

Zum Auftakt im Sprint startete er stark, fiel dann aber auf Rang 19 zurück. Das ärgerte das Talent. In der Verfolgung hat er aber noch gute Außenseiterchancen.

Gesamt-WM-Bilanz: 1 x Gold, 0 x Silber, 0 x Bronze

Florian Graf Biathlon

Quelle: imago sportfotodienst

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Florian Graf (23)

Kam wie so viele über den Langlauf zum Biathlon; als ihm das bloße Loipenziehen zu langweilig wurde, nahm er das Gewehr in die Hand. Ist Junioren- und Jugendweltmeister, wurde nun für den WM-Kader nominiert. Für eine positive Überraschung in Medaillennähe müsste bei Graf alles passen: Sein bester Weltcuprang in einem Einzelrennen in dieser Saison war Platz sieben. Ist jedoch ein zuverlässiger Staffel-Läufer.

Graf kam im Sprint nicht so richtig von der Stelle, tat sich schwer. Mit Platz 34 war er aber immerhin etwas besser als Titelverteidiger Peiffer.

Gesamt-WM-Bilanz: 0 x Gold, 0 x Silber, 0 x Bronze

IBU World Cup Biathlon

Quelle: dpa

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Daniel Böhm (25)

Gehört zur zweiten Reihe der deutschen Biathlon-Männer, stammt wie Arnd Peiffer aus dem Harz, startet für den Verein mit dem wunderbaren Namen SC Buntenbock. War mal ein hoffnungvolles Talent bei den Junioren, holte seine Siege als Erwachsener bislang jedoch nur bei Europameisterschaften oder im zweitklassigen IBU-Cup. "Noch an Weihnachten hatte ich keine großen Hoffnungen, bei der WM dabei zu sein", sagt Böhm, "umso schöner ist es, jetzt zur Auswahl zu gehören."

Gesamt-WM-Bilanz: 0 x Gold, 0 x Silber, 0 x Bronze

Magdalena Neuner

Quelle: dpa

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Magdalena Neuner (24)

Nun sind sie da - die großen Abschiedsspiele der Magdalena Neuner. Die ganze Biathlon-WM ist auf die 24-Jährige ausgerichtet, die Erwartung enorm - zu enorm? Es ist kaum vorstellbar, dass Neuner am Schießstand diesmal den großen Tatterich bekommt. Seit ihrer Rücktrittsankündigung im Dezember läuft Neuner ungemein befreit auf, befreit von aller Last; sie gewann in dieser Saison sechs von acht Sprintrennen, fuhr 15 Mal aufs Podest. "Es läuft super. Ich habe viel dafür gearbeitet, bin aber manchmal auch schon überrascht, wie gut es läuft", sagt Neuner. Jetzt kommt die WM - danach kann sie sich endlich auf das konzentrieren, was ihr wirklich wichtig ist: die Familie daheim in Wallgau, fernab von öffentlichen Kameras. Zum Auftakt der WM feiert sie in aller Öffentlichkeit Rang drei in der Mixed-Staffel und legt in einem sensationell starken Sprint die elfte WM-Goldmedaille drauf.

Gesamt-WM-Bilanz: 11 x Gold, 3 x Silber, 1 x Bronze

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Andrea Henkel (34)

Als Andrea Henkel ihre erste WM-Medaille gewann, war Magdalena Neuner gerade 13 Jahre alt. Nach den Rücktritten von Uschi Disl, Kati Wilhelm oder Martina Beck (Glagow) ist die Thüringerin die letzte Verbliebene aus dieser höchst erfolgreichen Generation. Mittlerweile ist sie 34 - was aber nicht unbedingt das Karriereende bedeuten muss: Die Winterspiele in Sotschi 2014 hat Henkel noch nicht abgeschrieben, wenn die Leistung bis dahin stimmt. Was sie danach machen will, steht auch schon fest: Henkel will in die USA ziehen zu ihrem Freund, dem US-Biathleten Tim Burke. Aber alles zu seiner Zeit. Zuerst holt sie in der Mixed-Staffel von Ruhpolding die Bronze-Medaille, im Sprint wollte es hingegen nicht so klappen.

Gesamt-WM-Bilanz: 7 x Gold, 5 x Silber, 2 x Bronze

Gossner of Germany skis during women's 7.5 km sprint biathlon World Cup event in Ostersund

Quelle: REUTERS

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Miriam Gössner (20)

Es gibt immer noch diese nette Geschichte von Miriam Gössner, damals bei der Junioren-WM 2009 in Kanada: Als Miriam Gössner acht Schießfehler unterliefen - und sie das Rennen trotzdem noch gewann. Dies zeigt schon, dass Gössners Stärken eindeutig in der Loipe liegen und ihr gute Ergebnisse oftmals durch schlechte Schießleistungen verhagelt werden. Ihre WM-Nominierung stand bis zuletzt auf der Kippe, in den letzten Saisonrennen vor der WM steigerte sie sich jedoch entscheidend. "Abends lag ich oft noch bis 22 Uhr auf der Matte und habe Schießeinheiten absolviert", erzählt Gössner. Wie sich WM-Titel bei den Großen anfühlen, weiß Gössner auch bereits: 2011 in Chanty-Mansijsk holte sie Gold mit der deutschen Staffel.

Zum Start der WM in Ruhpolding tat sie sich schwer im Sprint und verpasste die Top 20.

Gesamt-WM-Bilanz: 1 x Gold, 0 x Silber, 0 x Bronze

IBU Biathlon World Championships - Women's 15km Individual

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Tina Bachmann (25)

Tina Bachmann ist eine dieser Athletinnen, die das Weltcup-Geschehen recht unbehelligt absolvieren können - weil Magdalena Neuner sowieso die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dabei hat die 25-Jährige aus dem Erzgebirge auch schon Erfolge vorzuweisen: Sie holte bereits einen Einzelsieg im Weltcup (wenn auch schon vor drei Jahren), bei der WM 2011 gewann sie im Einzel hinter der Schwedin Helena Ekholm überraschend Silber. Vor Magdalena Neuner! "Tina hat noch nicht ganz zu ihrer Stabilität gefunden, sie gehört aber durchaus zur Anschlussgruppe an die Weltspitze", erzählt Trainer Gerald Hönig. Wird spätestens in der Staffel gebraucht.

Gesamt-WM-Bilanz: 1 x Gold, 1 x Silber, 0 x Bronze

Franziska Hildebrand Biathlon

Quelle: SZ

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Franziska Hildebrand (24)

Komplettiert die Harz-Connection im deutschen Biathlon-Team. Stammt aus Halle (Saale), startet wie Arnd Peiffer für den WSV Clausthal-Zellerfeld. Hildebrands Name fällt stets, wenn es um die Nachwuchssorgen im deutschen Frauen-Team geht. Weil die Experten Hildebrand durchaus zutrauen, in den kommenden Jahren, wenn Magdalena Neuner ihre Karriere längst beendet hat, eine sehr gute Rolle zu spielen. Wurde in der vergangenen Saison Gesamtsiegerin im zweitklassigen IBU-Cup, holte auch bei Junioren-Weltmeisterschaften bereits Gold. Muss deshalb manchmal mit dem Spitznamen "Gold-Franzi" leben. "Vor der Saison habe ich noch damit geliebäugelt, als Ersatzfrau mitzufahren", erzählt Hildebrand, "es ist Wahnsinn, jetzt fest zum Team zu gehören." Im Sprint konnte sie daraus trotz nur einem Schießfehler noch nichts machen.

Gesamt-WM-Bilanz: 0 x Gold, 0 x Silber, 0 x Bronze

Juliane Döll Biathlon

Quelle: imago sportfotodienst

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Juliane Döll (25)

Sie ist die größte Überraschung im deutschen Frauenteam: Nach einer höchst wechselhaften Saison wurde Juliane Döll doch noch für die WM nominiert, wenn auch zunächst nur als Ersatzfrau. Sie kam ursprünglich vom Berglaufen, wechselte dann jedoch zum Biathlon und feierte ihre größten Erfolge bei den zweitklassigen Europameisterschaften (zehn Medaillen, davon fünfmal Gold). Auf viele WM-Rennen dürfte Döll jedoch nicht kommen. "Wir haben viel mit ihr geredet. Sie weiß, dass ein Einsatz eher unwahrscheinlich ist", sagt Trainer Gerald Hönig über die Athletin vom WSV Oberhof.

Gesamt-WM-Bilanz: 0 x Gold, 0 x Silber, 0 x Bronze

© Süddeutsche.de/ebc
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