Deutsche Skispringer:Gute Aussichten für Olympia

66. Vierschanzentournee

Richard Freitag (rechts) klatscht mit Andreas Wellinger ab.

(Foto: dpa)

Die deutschen Skispringer zeigen bei der Vierschanzentournee die beste Leistung seit Jahren. Auch hinter Topspringer Richard Freitag ist die Mannschaft stark.

Kommentar von Volker Kreisl

Für den Fall, dass die Deutschen gerade doch ein bisschen enttäuscht sein sollten, kaschieren sie das perfekt. Richard Freitag schickt Neujahrsgrüße per Fernsehen, ballt die Hände zu Fäusten und grüßt ins Publikum. Und sein Trainer Werner Schuster erzählt, wie er früher vor Nervosität auf und abgelaufen sei, oben auf dem Trainerstand. Jetzt bleibe er gelassen.

Vermutlich sind sie wirklich nicht enttäuscht, die deutschen Skispringer - trotz des Dämpfers, den die große Hoffnung, mal wieder den Sieger bei der Vierschanzentournee zu stellen, erfahren hat. Freitag war als Nummer-eins-Favorit gestartet, deutlich vor einer Gruppe von Mitfavoriten, aber nach den ersten beiden von vier Springen hat er die Rolle getauscht. Er ist noch im Rennen, aber nur als Mitfavorit, Top-Anwärter ist nun Kamil Stoch. Den Polen kann der Springer aus dem Erzgebirge zwar noch überholen, aber nur, wenn sich Stoch Fehler erlaubt. Doch Stoch sprang in Garmisch-Partenkirchen trotz minutenlanger Zwangspause wegen zu starkem Rückenwind unbeeindruckt zum Sieg. Er begeht momentan keine Fehler.

Auch die Teamkollegen sind gewachsen

Freitag hat freilich nicht wirklich nachgelassen. Auch er trotzt seit Beginn der Tournee allen Ablenkungen und möglichen Irritationen. Er springt stabil weiter, was sein starker zweiter Flug an Neujahr zeigte. Freitags gesamtes System von Anlauf, Absprung und Flugphase wirkt flüssig und eingespielt, daran muss er nichts ändern. Weiterhin ist er auch der stabilste Springer im Weltcup, seit sechs Wochen hält er höchstes Niveau.

Dass Schuster in der Zugluft des Trainerstandes nicht mehr auf und ab läuft wie ein Panther hinter Gittern, liegt aber weniger am einzelnen Topspringer Freitag als am Rest des Teams. Das hat in dieser Tournee manche Fehler begangen, und doch ist es zur Halbzeit mit vier Springern unter den besten Zehn allen anderen Mannschaften voraus. Vor allem der zweite Durchgang in Garmisch, in dem Stephan Leyhe nach vorne sprang und auch Andreas Wellinger seinen Flug wieder konsequent nach unten führte, hat dies unterstrichen.

Bevor sich vor fast einem Jahr Severin Freund das Kreuzband gerissen hatte, war das anders. Freund war der erste Springer im Team, die Kollegen lagen deutlich zurück. Im Jahr 2017 sind alle ein bisschen gewachsen, die Voraussetzungen für die kommenden Aufgaben dieser Saison mit Skiflug-WM und Olympia passen. Und Freitags Aussichten, Stoch bei dieser Tournee doch noch abzufangen, sind zwar geschrumpft - aber sie sind noch da.

Sechseinhalb Meter liegt er zurück. Auf Innsbrucks enger Schanze mit seinen geringen Abständen wird nicht viel passieren. Womöglich aber zum Abschluss auf der schwer zu berechnenden, weiten Fliegerschanze von Bischofshofen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: