Deutsche Piloten beim Formel-1-Auftakt:"Das ist sehr frustrierend!"

Australian F1 Grand Prix - Qualifying

Nico Hülkenberg: frustriert in Melbourne.

(Foto: Getty Images)

Sebastian Vettel wird Dritter, Adrian Sutil schafft den siebten Platz. Nico Rosberg muss seinen Dienstwagen abstellen - und Niko Hülkenberg darf erst gar nicht starten. Die deutschen Piloten machen beim Formel-1-Auftakt in Melbourne unterschiedliche Erfahrungen.

Von Jürgen Schmieder

Es war ein skurriles Bild zu Beginn des ersten Formel-1-Rennens dieser Saison: Die Autos drehten gerade ihre ersten Runden, doch Nico Hülkenberg schlenderte bereits in Richtung Ausgang. Nicht im Rennanzug, sondern in Jeans und Trainingsjacke. Er sah aus, als hätte ihm jemand seinen Dienstwagen weggenommen - was ja auch irgendwie richtig war. Aufgrund eines technischen Problems konnte der 25 Jahre alte Sauber-Pilot nicht an den Start gehen.

"Das ist schon sehr frustrierend", sagte Hülkenberg, "zum Glück geht es ja nächste Woche schon weiter. Aber das, was mir heute an Lerneffekt und Informationen verloren geht, kann ich nicht mehr aufholen." Seine Teamchefin Monisha Kaltenborn ergänzte: "Wir haben kurzfristig ein Problem im Benzinsystem festgestellt und mussten aus Sicherheitsgründen entscheiden, dass er nicht startet. Dieses Problem hatten wir noch nie, so ein Risiko wollten wir nicht auf uns nehmen. Das ist sehr schade."

Beim Sieg von Kimi Räikkönen wird Sebastian Vettel später Dritter, Adrian Sutil schafft nach einem herausragenden Rennen den siebten Platz. Nico Rosberg muss seinen Dienstwagen wie Hülkenberg aufgrund eines technischen Defekts abstellen.

Vettel hatte im Qualifying die Konkurrenten geschockt - nicht nur mit der besten Zeit, sondern vor allem mit dem Vorsprung, den er hatte herausfahren können. Auch am Start reagierte Vettel schnell, doch dann war schnell klar, dass der Reifenverschleiß ein Problem werden würde.

"Ich habe schon nach wenigen Runden bemerkt, dass die Reifen schnell nachlassen und wir schnell in die Box müssen", sagte Vettel nach dem Rennen, "je früher man zum ersten Wechsel kommt, desto länger werden die Abschnitt dann später." Aus diesem Grund sei es auch nicht möglich gewesen, am Ende noch mit Fernando Alonso um den zweiten Platz zu kämpfen.

"Manchmal muss man auch zugeben, dass Andere schneller waren", sagte Vettel, "wir dürfen zufrieden sein, denn wir hatten eine großartige Qualifikation. Am Nachmittag lief es nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten." Sein Teamchef Christian Horner ergänzte: "Lotus hat heute alle verblasen, Kimi ist zwei Runden vor dem Ende noch die schnellste Runde gefahren. Platz drei war das Maximum."

Rosberg mit technischem Defekt

Ähnlich zufrieden wie Vettel war Adrian Sutil. Der erwischte zu Beginn des Rennens einen haltbaren Reifensatz und konnte es sich leisten, lange auf der Strecke zu bleiben - was dazu führte, dass er einige Runden lang das Feld anführte. "Ich bin sehr stolz darauf, einige Führungskilometer gemacht zu haben", sagte Sutil danach, "vor allem, wenn man bedenkt, dass ich vor drei Wochen erst erfahren habe, dass ich weiterfahren darf."

Australian F1 Grand Prix - Race

Nico Rosberg: frustriert in Melbourne.

(Foto: Getty Images)

Sutil lag in Führung, bog erst spät zum Reifenwechsel und sortierte sich später auf Rang fünf wieder ein. "So ein Einstieg ist eine gute Show", sagte er. Kurz vor Ende des Rennens wechselte er auf die supersoften Reifen und musste feststellen, dass die "komplett zusammenfielen. Ich dachte sogar, dass ich das Rennen nicht mit diesen Reifen beenden kann."

Sutil musste Lewis Hamilton und Mark Webber überholen lassen und wurde am Ende Siebter, weil er die Angriffe von Paul di Resta abwehren konnte. "Insgesamt war es ein tolles Rennen und ein tolles Wochenende", sagte Sutil.

Für Nico Rosberg dagegen musste sich das Wochenende angefühlt haben wie eine Wiederholung der vergangenen Saison. Sein Mercedes wirkte lange Zeit konkurrenzfähig, es sah bisweilen gar so aus, als könne er sich dem Podium nähern. In der 27. Runde allerdings musste er seinen Dienstwagen abstellen - und wie in der vergangenen Saison musste Rosberg nach guter Leistung erklären, warum er keine Punkte bekommen hatte.

"Es hat vorher schon lange gestottert. Am Ende war es ein Elektronik-Problem. Das war das Aus", sagte Rosberg eher traurig als wütend. Mercedes-Teamchef Toto Wolf dagegen wurde deutlicher: "Ein technischer Defekt ist nicht akzeptabel. Daran müssen wir arbeiten."

Nicht akzeptabel war das Wochenende auch für Nico Hülkenberg. Nicht wenig Experten hatten dem Sauber-Piloten zugetraut, in Melbourne um einen Platz auf dem Podium mitzufahren, doch dann gab es im Qualifying nur den elften Platz - und wenig später die Ankündigung, dass er auf einen Start verzichten müsse, weil es Probleme mit der Benzinzufuhr gebe und deshalb Explosionsgefahr herrsche.

Die deutschen Piloten reagierten also recht unterschiedlich auf den Beginn der Formel-1-Saison. Nur in zwei Punkten, da waren sich die vier einig: Dass es eine lange Saison werde und dass man dieses erste Rennen nicht überbewerten sollte. Stellvertretend für alle sagte Sebastian Vettel: "Es geht ja nächste Woche schon in Malaysia weiter."

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