Deutsche Nationalmannschaft:Über Gibraltar in die Zukunft

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"Wir brauchen gegen so einen Gegner keine vier Innenverteidiger": Joachim Löw in Nürnberg

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bundestrainer Joachim Löw will verhindern, dass der WM-Titel bequem macht. Er kündigt Änderungen des Spielstils an. Die Taktik für das Gibraltar-Spiel wird Löw künftig jedoch kaum anwenden können.

Von Christof Kneer, Nürnberg

Brasilien ist Vergangenheit, Gibraltar ist Gegenwart, und die Zukunft? Sie ist plötzlich ein großes Geheimnis. Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar an diesem Freitag hat Joachim Löw ein paar erstaunliche Sätze gesprochen. Man müsse "auch nach einem so großen Erfolg Veränderungen vornehmen, wenn man erfolgreich und konkurrenzfähig bleiben will", sagte der Bundestrainer und kündigte fürs Jahr 2015 eine kleine Kurskorrektur an. Die grundsätzliche Idee bleibe erhalten, sagte Löw, aber womöglich müsse man "bei der Spielweise eine Anpassung vornehmen".

Man habe "nach einigen Jahren der großartigen Entwicklung ein unheimlich gutes Niveau erreicht", sagte Löw, "und mit dieser Spielweise sind wir Weltmeister geworden. Das war klasse, das hat die Welt beeindruckt. Aber wir können nicht permanent daran festhalten."

Es ist Löw wichtig, der Welt und vor allem seinen eigenen Spielern zu signalisieren, dass ein WM-Titel nicht bequem machen darf, sondern ein Ansporn sein muss, "sich weiterzuentwickeln". Löw hat mit seinen Sätzen ein Zeichen gesetzt, viel konkreter ist er erst mal nicht geworden. Er wird im neuen Jahr ein paar Experimente machen, er wird eine Dreierabwehr testen und "auch mal mit zwei Stürmern spielen".

Fürs Gibraltar-Spiel hat er aber eine Taktik ersonnen, die er bei der EM 2016 kaum gebrauchen wird. "Wir werden nicht viele defensive Spieler auf dem Platz haben", sagt Löw, "wir brauchen gegen so einen Gegner keine vier Innenverteidiger, sondern Leute, die die Wege in die Offensive machen." Für die Partie gegen die Amateure aus Gibraltar präsentierte Löw ein prägnantes Motto : "Wir müssen sie so fordern, dass sie überfordert sind."

Löw wird die Partie auch nutzen, um altgedienten Kräften wieder etwas Auslauf zu verschaffen. Sami Khedira soll dabei ebenso Spielpraxis erhalten wie Lukas Podolski, der beim FC Arsenal kaum zum Einsatz kommt. "Lukas wird sich Gedanken machen müssen, glaube ich", sagte Löw, "für ihn ist zwingend notwendig, dass er irgendwo regelmäßig spielt." Man kann das ruhig als Empfehlung zum Vereinswechsel verstehen - damit Podolski dabei bleiben darf, wenn Löw seine Weltmeister im nächsten Jahr neu erfindet.

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