Deutsche Nationalmannschaft:Schweinsteiger ist wieder da

Der DFB-Kapitän erklärt selbstbewusst, er werde rechtzeitig fit für die EM in Frankreich. Bundestrainer Löw ist da vorsichtiger.

Von Carsten Eberts

Für einen, der laut öffentlicher Meinung an drei Krückstöcken gehen müsste, machte Bastian Schweinsteiger einen fidelen Eindruck. Kräftigen Schrittes betrat er das Podium zur ersten DFB-Pressekonferenz im Trainingslager in Ascona am Lago Maggiore, die Haare konzentriert zur Seite gegelt, den Blick fokussiert. Er wollte nicht erst in wenigen Tagen das Wort ergreifen, auf der zweiten oder dritten Pressekonferenz im Tessin, wenn das Training längst läuft, sondern gleich zu Beginn.

Schweinsteiger hatte eine Botschaft, die unters Volk gebracht werden sollte. Sie lautete verkürzt: Macht euch keine Sorgen!

Er sei bis jetzt "völlig im Plan", was die EM angeht, erklärte der Kapitän, der die Saison bei seinem Klub Manchester United mit einer Knieverletzung beendet hatte. Er habe in den letzten zwei, drei Wochen viel trainieren können, bis zu dreimal am Tag. Auch die letzte Tomographie bei DFB-Arzt Müller-Wohlfarth in München sei unauffällig gewesen.

Wie wird Schweinsteigers Rolle bei der EM aussehen?

"Mir geht es gut, ich bin sehr zuversichtlich", sagte Schweinsteiger also. Er werde in den kommenden Tagen versuchen, sich "noch mehr ranzubringen" an die Mannschaft, "peu à peu". Und er werde schließlich fit sein, wenn am 10. Juni die EM beginnt.

Viel war über Schweinsteigers Rolle im vorläufigen EM-Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw gesprochen worden. Ob er wirklich wieder fit werden könne bis zum Turnierstart? Oder ob er nur als Zählkandidat nominiert sei, den Löw bei seiner finalen Nominierungsrunde zu Hause lassen würde? Manche vermuteten sogar, der Bundestrainer werde seinen Kapitän auch verletzt mit nach Frankreich nehmen - als Motivator, der seine Auftritte neben dem Platz hat, nicht auf dem Platz.

Alles Quatsch, erklärte Schweinsteiger. Vor der WM 2014 sei er "in einem schlechteren Zustand gewesen", sagte er und lachte. Wie das ausging, ist bekannt: Schweinsteiger stieg in Brasilien mitten im Turnier ein und führte die Mannschaft aufopferungsvoll zum WM-Titel.

Schweinsteigers schwere Zeit in Manchester

Doch die lange Verletzungspause und die Kritik in Manchester (seit März hat er kein Spiel bestritten) hätten an ihm genagt, das ließ Schweinsteiger nicht unerwähnt. Seine beiden Verletzungen der vergangenen Saison seien "schwer zu akzeptieren" gewesen: "Ich hatte bis zur ersten Verletzung in Manchester eigentlich eine gute Zeit, war nicht angeschlagen, habe jedes Spiel machen können."

Daran wolle er nun wieder anknüpfen. Seine kämpferische Ansage: "Für mich gibt es das Wort aufgeben nicht." Er setzte einen Blick auf, der alle Restzweifel vertreiben sollte.

"Körperlich hat er alles gemacht"

Das freute auch den Bundestrainer, obwohl sich Löw in Ascona, was seinen Optimismus angeht, bedeckter hielt. "Ich gebe ihm die Zeit, die er braucht", sagte Löw über seinen Kapitän. Zunächst bis zum 31. Mai könne Schweinsteiger seinen Trainingsrückstand in Ruhe aufholen, dann werde sich der Bundestrainer mit der medizinischen Abteilung beraten, wie es weitergeht.

"Körperlich hat er alles gemacht", erklärte Löw anerkennend, nun müsse man "einfach die nächsten Tage abwarten", ob er den Rückstand zu seinen Kollegen aufholen könne. "Rhythmus und Praxis" seien schließlich "unabdingbar", so Löw. Ein Einsatz beim Testspiel am Montag in Augsburg gegen die Slowakei (Liveticker auf SZ.de) dürfte für Schweinsteiger noch zu früh kommen.

Und so hielt der Tag keine abschließende Erkenntnis bereit, wie es um Bastian Schweinsteigers Nominierungschancen steht. Löw lobte seinen Capitano. Er lobte aber auch namentlich all seine Konkurrenten um einen Platz im 23er Kader. Die Devise lautet zunächst: Geduldig bleiben, für Schweinsteiger und für die Öffentlichkeit.

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