Deutsche Nationalmannschaft:DFB arbeitet Rabauken-Affäre auf

Fussball Herren Saison 2017 18 WM in Russland Gruppe F 2 Spieltag Olympiastadion Sotschi De

Rudelbildung am Spielfeldrand: Der Leiter des Büros der deutschen Nationalmannschaft, Gregor Behlau (links im hellen Hemd), hat die Schweden nach dem deutschen Siegtreffer provoziert. Diese lassen sich das nicht gefallen.

(Foto: Matthias Koch/imago)
  • TV-Chef Uli Voigt und Büroleiter Georg Behlau haben den Siegtreffer gegen Schweden zu leidenschaftlich ausgelebt.
  • Sie haben sich danach zwar entschuldigt, aber bestraft von der Fifa dürften sie trotzdem werden.
  • Hier geht es zum Spielplan der Fußball-WM.

Von Philipp Selldorf, Watutinki

Einen "absoluten Weltklasse-Job" versehe das sogenannte Team hinter dem Team, hat Mats Hummels neulich in Sotschi gelobt. Er meinte damit die Arbeit von Ärzten, Physiotherapeuten, Servicekräften, Sicherheitsleuten und anderen Bediensteten im riesigen Begleiter-Tross. Auch der langjährige TV-Chef der Medienabteilung, Uli Voigt, 65, genießt im Kreis der Spieler große Beliebtheit, und das hat sich am Wochenende auch dadurch nicht geändert, dass der Nebendarsteller Voigt beim gewonnenen Spiel gegen Schweden fast so viel Aufsehen erregt hat wie die siegreichen Akteure.

Der Fernsehmenschenbetreuer Voigt und der Büroleiter des DFB-Managers Oliver Bierhoff, Georg Behlau, hatten ihrer Freude über Toni Kroos' späten Siegtreffer ein wenig zu leidenschaftlich Ausdruck verliehen und damit bei der schwedischen Delegation schweren Ärger hervorgerufen. Wobei sich die Schweden nicht über den Jubel an sich aufregten, sondern über die Tatsache, dass ihnen die beiden Deutschen ihre Jubelfäuste aus mehr oder weniger unmittelbarer Nähe unter die Nase hielten und dazu auch alles andere als freundliche Gesichter aufsetzten.

Davon konnte sich die ganze Welt ein Bild machen - es gab gestochen scharfe Fernsehaufnahmen von dem Vorstoß der DFB-Rabauken am Spielfeldrand, und die Bilder dieser Entgleisung werden nun rauf und runter gesendet. Während sich die Führung des DFB alles andere als amüsiert zeigte über den Vorfall und es hausintern zu massiven Diskussionen kam, sorgte die Geschichte unter den Nationalspielern für Erheiterung. Von Bud Spencer und Terrence Hill war die Rede. Womöglich hat mancher Fußballer die Aktion als familiäre Solidarität gedeutet.

Oliver Bierhoff kam allerdings nicht umhin, das Verhalten seiner vertrauten Mitarbeiter zu verurteilen: So etwas dürfe "nicht passieren. Das haben wir auch intern gesagt: Das ist nicht unsere Art von Fairplay und Sportgeist", sagte Bierhoff in der ARD zu den Provokationen: "Wir haben uns entschuldigt. Sie haben die Entschuldigung auch angenommen."

Uli Voigt zeigte sich am Montag im Medienzentrum in Watutinki reuig. Dass er den Gefühlsausbruch für "eine bescheuerte Aktion" hielt, hatte er am Sonntag bereits dem Bonner General-Anzeiger gestanden. Begründung: "Ich hatte mein Gehirn ausgeschaltet." Immerhin meldete sich der Verstand zügig zurück: Nach dem Spiel ging Voigt in die Kabine der Schweden und entschuldigte sich bei allen, die er dort vorfand: Trainerteam, Betreuer, Spieler.

Was machte der Büroleiter unten auf dem Rasen?

Eine Strafe wird ihm und Behlau aber kaum erspart bleiben, im deutschen Lager wird mit einer Innenraum-Sperre durch den Weltverband gerechnet. Am Montag teilte der DFB schon mal mit, dass weder Voigt noch Behlau im nächsten Spiel "Funktionen im Stadion-Innenraum wahrnehmen werden" - unabhängig von der Entscheidung der Fifa-Disziplinarkommission. Zuvor hatte der DFB dem Weltverband fristgerecht eine Stellungnahme zu den Vorfällen übermittelt und erneut versichert, dass er sie "ausdrücklich bedauert". Bleibt noch die Frage, welcher spezifischen Aufgabe der Büroleiter Behlau, 49, am Spielfeldrand in Sotschi nachgegangen war. Voigts Anwesenheit beim Nationalteam in Rasennähe ist Routine, aber die meisten DFB-Bediensteten sitzen während der Spiele oben auf der Tribüne. Nur ein kleiner Teil darf auf der Bank oder an der Bank Platz nehmen. Laut WM-Regel 45, Absatz 8 der Fifa sind nicht mehr als 23 Leute dort erlaubt: zwölf Ersatzspieler und elf Offizielle.

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