Deutsche Nationalelf:Der Gesetzte, der Tragische, der Unwiderstehliche

Wer stürmt für Deutschland bei der WM in Russland? Bundestrainer Löw hat die Wahl zwischen ziemlich unterschiedlichen Typen - es könnte Überraschungen geben.

Von Carsten Scheele

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Timo Werner (RB Leipzig)

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Quelle: SZ

22 Jahre, zehn Länderspiele, sieben Tore

Der Gesetzte. Müsste sich schon verletzen, damit Joachim Löw den Leipziger nicht für den Russland-Kader nominiert. Werner ist der spielende, pfeilschnelle Mittelstürmer, den sich der Bundestrainer so lange ersehnt hat: Er braucht wenige Chancen, ist im Spiel viel schwerer auszurechnen als die Kollegen Mario Gomez oder Sandro Wagner. An mangelndem Selbstbewusstsein leidet der stets kecke Werner auch nicht. Wurde 2017 Torschützenkönig des Confed Cups - möchte seinen Titel ein Jahr später bei der richtigen WM gerne verteidigen.

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Mario Gomez (VfB Stuttgart)

SC Freiburg - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

32 Jahre, 71 Länderspiele, 31 Tore

Der Erfahrene. Und einer der letzten "echten Neuner" im deutschen Spitzenfußball. Die WM 2014 hatte Gomez noch verpasst, weil er nach siebenmonatiger Knieverletzung einfach nicht fit genug erschien. Ärgerte sich damals maßlos. Ist vier Jahre später eifrig dabei, Werbung für sich zu betreiben, denn Gomez ist a) diesmal fit und schießt b) den VfB Stuttgart gerade fast im Alleingang zum Klassenerhalt. Dürfte bei Löw noch den einen oder anderen "Treuepunkt" auf dem Konto haben.

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Sandro Wagner (FC Bayern)

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Quelle: AFP

30 Jahre, sieben Länderspiele, fünf Tore

Der Unwiderstehliche. Und der beste deutsche Stürmer (Quelle: Sandro Wagner). Ist mit allem etwas später dran. Schoss mit 30 Jahren sein erstes Champions-League-Tor, kam auch erst mit 29 zur Nationalmannschaft. Nun die erste WM? Gut möglich, denn auch Löw wird registrieren, dass Wagner beim FC Bayern viel häufiger spielt und trifft, als viele es dem Backup für Robert Lewandowski zugetraut hatten. Von seinen Teamkollegen wird er nebenbei für seine positive Energie und Leistungsbereitschaft gelobt. Wahrscheinlich ist aber, dass Löw entweder Gomez oder Wagner mit zur WM nehmen wird.

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Mario Götze (Borussia Dortmund)

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Quelle: AFP

25 Jahre, 63 Länderspiele, 17 Tore

Der Tragische. Schon die WM 2014 lief für ihn nicht nach Wunsch, ehe er im Finale heldenhaft das Siegtor schoss. Hat zwar das Glück, dass Löw immer schon ein Götze-Fan war und seine liebste "falsche Neun" stets treu nominierte. Hat aber das Pech, dass sein aktueller Trainer in Dortmund, Peter Stöger, ein System spielen lässt, dass Götze so gar nicht behagt. Beim BVB tritt Götze gar nicht mehr als Stürmer auf, obwohl Löw ihn auf dieser Position sieht. "Mario ist im Moment nicht in der Form, in der wir ihn uns wünschen", so der Bundestrainer. WM-Nominierung eindeutig in Gefahr.

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Lars Stindl (Borussia Mönchengladbach)

Bundesliga - Bayer Leverkusen vs Borussia Moenchengladbach

Quelle: REUTERS

29 Jahre, zehn Länderspiele, vier Tore

Der Spielstarke. Könnte profitieren, wenn sich Löw für nur einen der beiden "Brecher" (Gomez oder Wagner) entscheidet. Stindl ist zwar auch spät zum Nationalspieler berufen worden, hat aber beim Confed Cup überzeugt und ist ein ganz anderer Spielertyp: flink, passsicher, kombinationsstark. Auch eine so genannte "falsche Neun", die zwischen den Linien agiert, die zudem auffallend gut mit Timo Werner harmoniert. Was gegen Stindl spricht: Er erlebt mit Mönchengladbach nicht gerade die beste Rückrunde seiner Karriere.

6 / 7

Nils Petersen (SC Freiburg)

SC Freiburg - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

29 Jahre, sechs Länderspiele in der Olympia-Auswahl 2016, sechs Tore

Der Geduldige. Hat noch kein echtes A-Länderspiel absolviert, ist auch eher Außenseiter, was die WM betrifft. Wobei: Petersen ist die treffsicherste deutsche Sturmkraft der Saison, hat sich in Freiburg ein Biotop gesucht, in dem er bestens funktioniert. Ist beidfüßig und spielintelligent, zudem ein sehr guter Elfmeterschütze. Aber für die WM auf internationaler Ebene wohl doch zu unerfahren.

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Max Kruse (Werder Bremen)

FC Augsburg v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

30 Jahre, 14 Länderspiele, vier Tore

Der Streitbare. Schießt in Bremen gerade viele Tore, und ist dabei, das Team zum Klassenerhalt zu bugsieren. Aber es müsste schon sehr viel passieren, bevor Löw Kruse noch einmal für ein Länderspiel nominiert - Kevin Kuranyi lässt grüßen. Als Kruse 2016 seine Schlagzeilen vornehmlich abseits des Fußballplatzes produzierte, hatte Löw ihn öffentlich aus dem Kader geschmissen, Stichwort: Vorbildfunktion. Da hilft Kruse auch kaum, dass er seit Anfang 2017 der beste deutsche Scorer ist, mit besserer Quote als Timo Werner oder Mario Gomez.

© SZ.de/sks
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