Deutsche Klubs in der Champions League:Glückliche Bundesliga

Erstmals seit acht Jahren ziehen drei deutsche Klubs in das Achtelfinale der Champions League ein. Und das bereits vor dem letzten Gruppenspieltag. Dortmund lehrt das Fürchten, Schalke spielt seriös wie nie, die Bayern sind ohnehin stark. Ist das der Beginn einer goldenen Zeit für den deutschen Klubfußball?

Thomas Hummel

José Mourinho stand in den Katakomben des Stadions von Manchester City und sah aus wie jemand, der eben haarscharf einem Gespenst entkommen war. "Das war eine Hammergruppe. Ich bin einfach nur froh, dass es nicht uns erwischt hat", sagte der Trainer von Real Madrid. Für einen, der schon mal erklärte "Erst kommt Gott, danach komm ich", war das eine erstaunliche Aussage. Es fehlte nur, dass er sagte: "Erst kommt Dortmund, danach komm ich."

Im Studio des Fernsehsenders Sky saß zeitgleich Franz Beckenbauer, im Beruf Fußball-Lichtgestalt. Als solcher selbst mit heiserer Stimme unfehlbar, kommentierte er: "Wenn sie weiter so spielen, kann es ihnen egal sein, gegen wen sie im Achtelfinale spielen. Wer zweimal Real Madrid so an die Wand spielt, dem kann man den Champions-League-Sieg auf jeden Fall zutrauen."

Borussia Dortmund wird in den Fußballhimmel gelobt. Kein Wunder, denn in der schwersten Gruppe hat der Klub bereits einen Spieltag vor Schluss Platz eins sicher. Nur im Heimspiel gegen Amsterdam hatte der deutsche Meister ein wenig Glück mit einem späten Siegtreffer. Danach beklagte er sogar Pech wegen später Gegentore in Manchester und Madrid. In Amsterdam nahm die immer noch junge Mannschaft auf allerhöchstem Niveau einen nicht zu verachtenden Gegner auseinander.

Im Schatten der glänzenden Borussia hat sich auch der FC Schalke 04 vorzeitig für die K.-o.-Runde qualifiziert. Und obwohl die Münchner ob einer fahrigen Leistung gegen zehn Valencianer mit sich hadern - auch ihnen ist Platz eins in der Gruppe kaum mehr zu nehmen. Zum ersten Mal seit der Saison 2004/05 stehen drei deutsche Klubs im Achtelfinale der Champions League.

Ist das der Beginn der Prophezeiung von Bayern-Präsident Uli Hoeneß? "Die Bundesliga wird in zehn Jahren Europa beherrschen." Wer will schon Uli Hoeneß widersprechen? Bundesliga, neue Fußballmacht?

Noch ist Vorsicht geboten mit solch fundamentalen Aussagen. Der FC Bayern wird, wenn er demnächst mithilfe eines neuen Großsponsors sein Stadion abbezahlt hat, zum reichsten Klub der Welt werden können. Aber dahinter ist längst nicht klar, ob Dortmund oder Schalke oder ein anderer Klub dauerhaft in die Elite des europäischen Fußballs eindringen können.

Kein trüber Frühling wie 2005

Die Westvereine erleben aktuell glückliche Zeiten. Beim BVB konzentriert sich das Projekt Klopp in dieser Saison auf das Abschneiden in Europa, überrascht damit die Gegner und lehrt ihnen das Fürchten. Ein paar Kilometer weiter hat Trainer Huub Stevens einen oft aufgeregten Verein und seine häufig aufgescheuchte Mannschaft befriedet und zur sachlichen Kontinuität erzogen.

Doch Paris Saint-Germain und Schachtjor Donezk zeigen, dass Oligarchen und Scheichs zu ihrem Zeitvertreib die Hierarchie unter den Klubs schnell durcheinanderbringen können. Gerade in Osteuropa könnte das Phänomen Donezk erst der Anfang sein. Aus der Priméra Division stehen bereits vier Klubs im Achtelfinale. Und nicht zu vergessen: Die Premier League ist weiterhin die mit Abstand lukrativste Liga der Welt.

Letzteres macht Borussia Dortmund und Schalke 04 aktuell zu schaffen, weil ihre Offensivkräfte Robert Lewandowski sowie Lewis Holtby und Klaas-Jan Huntelaar um lukrative Verträge pokern.

Dennoch: Die Bundesliga erlebt eine Champions-League-Saison, so wunderbar wie lange nicht. Hinter den zuverlässig liefernden Bayern hat sich Schalke bisweilen spektakulär (Sieg beim FC Arsenal), bisweilen seriös (Siege gegen Piräus) durchgesetzt. Dortmund hat es geschafft, seinen Überfallfußball mit Effektivität zu paaren und ihn damit in die Champions League zu übersetzen. Kein Klub geht zufrieden nach Hause, wenn ihm im Dezember ein deutscher Gegner im Achtelfinale zugelost wird.

In der Saison 2004/05 gelangten der FC Bayern, Bayer Leverkusen und Werder Bremen ins Achtelfinale. Bremen verlor dort gegen Olympique Lyon 0:3 und 2:7, Leverkusen gegen Liverpool zweimal 1:3. Der FC Bayern schied dann im Viertelfinale gegen den FC Chelsea aus. Einen solch trüben Frühling muss der deutsche Fußball 2013 nicht befürchten.

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