Deutsche Handballer besiegen Schweden:London ist wieder ein Stück näher

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Mit einem 29:24 gegen Schweden erreichen starke deutsche Handballer bei der EM die Hauptrunde. Allein Uwe Gensheimer traf neun Mal, Silvio Heinevetter bewies sich einmal mehr als Nummer eins im Team. Am Ende ist Deutschland sogar Gruppensieger - und hat beste Aussichten auf eine Olympia-Qualifikation.

Joachim Mölter, Niš

Die deutschen Handballer waren überhaupt nicht mehr in der Halle, als sie ihren zweiten Erfolg an diesem Donnerstagabend feierten - beim Fernsehen: In ihrem Hotel sahen sie mit an, wie Mazedonien im Sportski Centar Cair der südserbischen Stadt Niš 27:21 gegen Tschechen gewann. Der erste Erfolg war der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zuvor in ihrem letzten Vorrundenspiel bei dieser Europameisterschaft gelungen - mit dem 29:24 (20:15) über Schweden.

Neun Tore für das DHB-Team: Uwe Gensheimer, hier im Duell gegen den Schweden Niclas Ekberg. (Foto: dapd)

In der Summe ergaben die Ergebnisse, dass das DHB-Team nun als Gruppenerster in die Hauptrunde einzieht und - weil nur die Punkte gegen die Gegner mitgenommen werden, die ebenfalls weiterkommen - das auch noch mit den maximal möglichen vier Punkten aus den Siegen gegen Schweden und Mazedonien (24:23) zwei Tage zuvor. Die Auftaktniederlage vom Sonntag gegen die ausgeschiedenen Tschechen (24:27), die für so viel Unruhe und Aufregung gesorgt hatte, spielt nun keine Rolle mehr.

Gensheimer trifft neun Mal

Der europäische Verband EHF hatte die slowenischen Schiedsrichter Nenad Krstic und Peter Ljubic für die Partie gegen die Schweden eingeteilt, was insofern bemerkenswert war, als der damalige Bundestrainer Heiner Brand bei der WM 2009 nach dem Hauptrundenspiel gegen Norwegen vor Wut mit erhobener Faust auf sie zustürmte (aber rechtzeitig innehielt). Ein Punkt hätte den Deutschen damals zum Halbfinaleinzug gereicht, aber in der Schlussphase pfiffen Krstic und Ljubic, nun ja, seltsam, das Spiel ging 24:25 verloren. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, mit dem verpassten Halbfinale begann der Abstieg der deutschen Handballer. 2009 wurden sie noch Fünfter, danach Zehnter bei der EM 2010 und Elfter bei der WM 2011.

Am Donnerstagabend hätte ihnen wieder ein Punkt gereicht, um weiterzukommen, und es schien so zu sein, als wollten die Slowenen etwas gutmachen. In Zweifelsfällen entschieden sie jedenfalls sehr wohlwollend zugunsten der DHB-Auswahl. Dass am Ende keiner der schwedischen Cheftrainer Ola Lindgren und Staffan Olsson die Faust ballte, lag daran, dass sie und ihre Spieler bereits Mitte der zweiten Halbzeit resigniert hatten. Sie konnten es sich leisten, nicht mit aller Energie gegen die Niederlage anzukämpfen. Sie hatten ihren Platz in der Hauptrunde sicher und einen in den olympischen Qualifikationsturnieren im April ebenso; für sie ging es nur darum, wie viele Punkte sie mit in die nächste Runde nehmen würden.

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Für die deutschen Handballer war es um mehr gegangen, sie spielten quasi um ihre Existenz: Ein Vorrunden-Aus bei der EM samt verpasster Olympia-Qualifikation, das wussten sie, würde ihre Sportart hierzulande weit, weit zurückwerfen. Durch den Doppelerfolg vom Donnerstag haben sie ihre Chance auf die Teilnahme an den Spielen in London gewahrt.

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Bundestrainer Heuberger hatte seine Anfangsformation zwar erneut umgestellt, allerdings seinen Kapitän Pascal Hens zunächst wieder auf der Bank belassen. Weil Torhüter Carsten Lichtlein sich beim 24:23 über Mazedonien eine Schulterprellung zugezogen hatte, kam Silvio Heinevetter zurück, der mit spektakulären Paraden seinen Anspruch bekräftigte, die unbestrittene Nummer eins im DHB-Team zu sein. Seinen ersten Einsatz von Beginn an bekam Linksaußen Uwe Gensheimer, der für Dominik Klein in die erste Sieben rückte. "Eine taktische Erwägung", erklärte Heuberger: "Es war klar, dass wir gegen die Schweden mehr Chancen über Außen bekommen würden. Und über Uwes Abschlussqualitäten muss man ja nicht reden."

Gensheimer war mit neun Treffern (darunter vier Siebenmetern) bester Torschütze der Partie, acht davon erzielte er in der ersten Halbzeit, als die deutsche Mannschaft den Grundstein für den Erfolg legte. Nach zehn Minuten stand es bereits 8:3, "das ist demoralisierend für den Gegner, wenn er gleich am Anfang so weit hinten liegt, das haben wir ja selbst erlebt", sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki, der seinem Mannheimer Klubkollegen auf der anderen Spielfeldseite nur wenig nachstand mit seinen fünf Toren. Gegen Tschechien waren es die Deutschen gewesen, die mit exakt dem gleichen Ergebnis in Rückstand gerieten.

Im Vergleich zu dieser Partie waren sie am Donnerstagabend wesentlich treffsicherer, zu Beginn landete der Ball bei fast jedem Wurf im Tor. "Das war vielleicht auch Glück", glaubte Groetzki, der diesmal nur zuschauende Dominik Klein fand dennoch: "Wir müssen das abspeichern, was wir in den ersten zehn Minuten abgeliefert haben."

Darauf aufbauend führte das DHB-Team zeitweilig mit bis zu sechs Toren (11:5 und 19:13), zur Pause bereits 20:15. Man ließ die Schweden nicht mehr näher als bis auf drei Tore herankommen (22:19/40. sowie 26:23/50.). Die Schlussphase war so weit weniger dramatisch als zwei Tage zuvor beim 24:23 gegen Mazedonien. Oder als beim 24:25 vor drei Jahren in Kroatien.

© SZ vom 20.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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