Deutsche Fußballer im Ausland:Aber Zickler trifft!

Die Freunde zu Gast in der Welt: Nach einem Jahrzehnt verpflichteten ausländische Klubs wieder deutsche Legionäre - allerdings sind die Auslandseinsätze keine einfache Mission.

Christof Kneer

Es wird langsam Zeit für Lutz Pfannenstiel oder Heiner Backhaus. Auch Lars Schlichting oder Marcus Wedau könnten sich demnächst mal angesprochen fühlen, und von Sebastian Schindzielorz hätte man auch nicht erwartet, dass er sich so aus der Verantwortung stiehlt.

Deutsche Fußballer im Ausland: Michael Ballack: schwierige Zeiten beim FC Chelsea.

Michael Ballack: schwierige Zeiten beim FC Chelsea.

(Foto: Foto: rtr)

Sie alle könnten den deutschen Fußball bei Vlaznia Shkoder/Albanien, FC Valletta/Malta, Ethnikos Achnas/Zypern, Queensland Roar/Australien oder APO Levadiakos/Griechenland ruhig noch würdiger vertreten, sonst müssen es am Ende doch wieder Alexander Zickler und Carsten Jancker richten. Zwar spielen die beiden nicht richtig im Ausland, sondern in Österreich, aber speziell Jancker darf als geübter Diplomat gelten. Er war ja auch schon bei Shanghai Shenhua, Udinese Calcio und in Kaiserslautern.

Deutsche Fußballer im Ausland, das ist eine so lange Geschichte, dass sie bestimmt nicht bei Michael Ballack endet. Dennoch hat Ballack das zweifelhafte Vergnügen, in der langen Ahnenreihe einen prominenten Platz einzunehmen. Er ist jener Spieler, der den deutschen Fußball wieder hinaustragen sollte in eine Welt, die vom deutschen Fußball über ein Jahrzehnt lang nichts wissen wollte.

In den Achtzigern und frühen Neunzigern galt es als schick, sich einen Rummenigge, Völler, Matthäus, Klinsmann, Brehme oder Doll im Kader zu halten, aber bald stellte das Ausland den Import deutscher Profis ein. Rumpelfüßler hatte jedes Land selbst genug, die musste man nicht extra teuer aus Deutschland beziehen, und niemand wollte sich den Luxus leisten, Spieler nur fürs Elfmeterschießen zu verpflichten. Irgendwann hat die Welt den deutschen Fußball vergessen - und sie staunte nicht schlecht, als sie 2006 zu Gast bei Freunden war. In schön dekorierten Schaufenstern standen dort Kloses, Frings', Metzelders und Odonkors herum - ein paar davon hat die Welt sich gleich einpacken lassen und mitgenommen.

Mit heftigem Stolz hat der DFB registriert, dass seine Besten wieder zu Gast in der Welt sind, aber für die Besten sind diese Auslandseinsätze keine einfache Mission. Sie sind die erste Generation nach den Rumplern, sie müssen draußen in der Welt Lobbyarbeit für den deutschen Fußball leisten - und da ist es nicht sehr nett von der Welt, wenn sie jetzt Ballack einfach ausmustert. Auch Lehmann, Odonkor, Metzelder und Hildebrand kämpfen noch um Stammplätze, aber immerhin, es gibt Hoffnung: Alexander Zickler hat am Sonntag schon wieder ein Tor geschossen.

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