Deutsche Fußball-Frauen:Eine harte Phase

Es ist der Wurm drin bei den deutschen Fußballerinnen. 2007 hat die Nationalmannschaft noch kein Spiel gewonnen. Im letzten Spiel beim WM-Testturnier in Portugal geht es jetzt nur noch um Schadensbegrenzung.

Kathrin Steinbichler

Manchmal wiegt ein psychisches Unwohlsein schwerer als ein körperliches Problem. So kommt es dieser Tage an der Algarve vor, dass der Paralympics-Goldsprinter Wojtek Czyz gut gelaunt mit seinem Sportbein über der Schulter durch den Hotelkomplex spaziert, während die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen mit gesenkten Köpfen zum Training stapfen. Erst ein 1:2 gegen EM-Finalist Norwegen, dann ein 0:1 gegen Frankreich, das vor kurzem noch in der WM-Qualifikation scheiterte - "es ist absolut der Wurm drin", sagt Bundestrainerin Silvia Neid zu den Leistungen des Teams beim Algarve-Cup.

Deutsche Fußball-Frauen: Einziger Lichtblick bei den deutschen Fußball-Frauen: Kapitänin Birgit Prinz.

Einziger Lichtblick bei den deutschen Fußball-Frauen: Kapitänin Birgit Prinz.

(Foto: Foto: dpa)

Während also die Däninnen an den Pool gehen und Frankreich vom neuen Nationaltrainer Bruno Bini zur Belohnung tagsüber frei hat, bittet Neid am Nachmittag zum Grundlagentraining. Ball annehmen und zurückspielen. Ball annehmen und weiterpassen. Ball annehmen und aufs Tor schießen. Eine knappe Stunde lang probt der Weltmeister die einfachen Dinge des Fußballs.

Noch hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen im Jahr 2007 nicht gewonnen, ein Freistoßtor in fünf Spielen ist die Ausbeute der sonst für ihre Offensivstärke geachteten Mannschaft. So etwas sind die Fußballerinnen seit 1985 nicht mehr gewohnt, als es zuletzt fünf Spiele ohne Sieg gab.

Schonungslose Kritik der Trainerin

Umso wuchtiger trifft die Frauen nun in Portugal die Kritik, die auch von Bundestrainerin Neid schonungslos ist. "Ich habe schon das Gefühl, dass die Spielerinnen wollen", sagt Neid, "Engagement und Laufbereitschaft waren ja auch da. Aber das Problem, das wir hier haben, ist: Wir brauchen zu lange, um den Ball unter Kontrolle zu bringen und weiter zu verarbeiten. Das kannst du dir vielleicht in der Bundesliga, aber nicht auf dem Niveau hier erlauben."

Allein Spielführerin Birgit Prinz rannte und kämpfte mit unermüdlichem Offensivgeist, eroberte sich Bälle, passte in den Strafraum oder versuchte, sich gegen die immer wieder schnell organisierten Abwehrreihen der Gegnerinnen durchzuspielen - vergeblich. Weder Norwegen noch Frankreich hatten durch das ungenaue Passspiel und das fehlende Pressing der Deutschen Mühe, dem Weltmeister Paroli zu bieten.

Dabei standen in der Startelf gegen Frankreich sieben Nationalspielerinnen des Bundesliga-Ersten 1. FFC Frankfurt auf dem Platz. An der mangelnden Abstimmung in der Mannschaft kann es also nicht liegen, das wenig klappte. "Wir glauben, dass wir eine kleine Phase durchmachen", sagte Verteidigerin Kerstin Stegemann.

Jetzt geht es um Schadensbegrenzung

Sollte diese Phase auch noch am Montag anhalten, wenn Deutschland im letzten Gruppenspiel auf Dänemark trifft (18.30 Uhr/live auf Eurosport), findet sich der Weltmeister beim WM-Test an der Algarve in der zweiten Reihe des Weltfußballs wieder.

Während Dänemark bereits als Gruppensieger und damit als Finalteilnehmer feststeht, geht es für Deutschland als sicheren Gruppenletzten um Schadensbegrenzung - was heißt, dass es nun zum Abschluss gegen die Besten der zweitklassigen Gruppe C um Platz sieben oder neun geht.

Die Bundestrainerin bittet derweil um Geduld. "Es nutzt nichts, da jetzt draufzuhauen", sagt Neid, und: "Das ist jetzt eine harte Phase, aus der wir nur mit Arbeit herauskommen." Im Torschusstraining war immerhin schon wieder ein Jubel zu hören.

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