Deutsche Frauen-Elf:Spielerinnen im Porträt

Der WM-Kader der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft im Überblick.

Kathrin Steinbichler

Nr. 1: Nadine Angerer, Tor 1. FFC Turbine Potsdam, 48 Länderspiele, geb. am 10.11.78 in Lohr am Main, 1,75 Meter, 71 kg.

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(Foto: Foto: dpa)

Hat starke Reflexe und eine gute Raumbeherrschung, ist nur schwer zu überwinden bei Eins-zu-Eins-Situationen, kann als vormalige Stürmerin auch gut Fußball spielen. Erlebte die WM 2003 noch als Ersatztorhüterin, hat nach der Knieverletzung nun Silke Rottenberg als Nummer Eins abgelöst.

Nr. 2: Kerstin Stegemann, Defensive SG Wattenscheid 09, 163 Länderspiele/6 Tore, geb. am 29.09.1977 in Rheine-Mesum, 1,71 Meter, 65 kg.

Ist die "Miss Zuverlässig" der deutschen Abwehr, besticht auf der rechten Seite regelmäßig durch ihre Zweikampfstärke, Schnelligkeit und Übersicht. Kaufte beim WM-Sieg 2003 allen Gegnerinnen die Schneid ab. Trainiert nebenbei die deutsche Militär-Nationalmannschaft der Frauen.

Nr. 3: Saskia Bartusiak, Defensive 1. FFC Frankfurt, 5 Länderspiele/0 Tore, geb. am 09.09.1982 in Frankfurt am Main, 1,70 Meter, 60 kg.

Stach bei der engen WM-Nominierung Bianca Rech vom FC Bayern München aus, hat ein feines Passspiel und einen guten Antritt, muss bei dieser WM aber erst mal Erfahrung sammeln. Bekam von der Mannschaft in Schanghai um Mitternacht ein Geburtstagsständchen gesungen.

Spielerinnen im Porträt

Nr. 4: Babett Peter, Defensive 1. FFC Turbine Potsdam, 13 Länderspiele/0 Tore, geb. am 12.05.1988 in Oschatz, 1,71 Meter, 62 kg.

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Ist trotz jungen Jahren in Potsdam bereits eine feste Größe in der Innenverteidigung, soll sich aber in der Nationalmannschaft vorerst für die Außenpositionen bereit halten. Sehr gute Übersicht, läuft vielen Gegnerinnen den Ball ab, bevor es zum Zweikampf kommt.

Nr. 5: Annike Krahn, Defensive FCR 2001 Duisburg, 25 Länderspiele/0 Tore, geb. am 01.07.1985 in Bochum, 1,73 Meter, 61 kg.

Gewann als Kapitänin 2004 mit der deutschen U19 den WM-Titel, räumte dort in der Innenverteidigung kompromisslos auf. Emotionale Spielerin, die noch an der Technik feilen muss, dann wird sie mal eine in der neuen Vierer-Ketten-Zentrale. Lehnte gerade erst aus Heimatverbundenheit ein gut dotiertes Vetragsangebot des 1. FFC Frankfurt ab.

Nr. 6: Linda Bresonik, Defensive/Mittelfeld FCR 2001 Duisburg, 29 Länderspiele/2 Tore, geb. am 07.12.1983 in Essen, 1,75 Meter, 60 kg.

Eine der schnellsten und besten zentralen Mittelfeldspielerinnen in Deutschland mit gutem Torabschluss, kann aber genauso gut in der Defensive Räume besetzen und kreativ sein. Reiste nach einer Muskelverletzung früh von der WM 2003 ab, ist nun gereift und hat sich in den letzten Monaten durch konstant gute Leistung in die Nationalmannschaft zurückgespielt.

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Nr. 7: Melanie Behringer, Mittelfeld SC Freiburg, 17 Länderspiele/6 Tore, geb. am 18.11.1985 in Lörrach, 1,72 Meter, 70 kg.

Ruhig und zurückhaltend, könnte aber eine der Spielerinnen werden, die bei dieser WM international ins Rampenlicht rücken. Spielt seit Monaten mit einer frechen, frischen Art auf der linken Seite, dass man meinen könnte, sie wäre mit Bastian Schweinsteiger verwandt, hat einen tollen Schuss und schlägt exzellente Pässe und Freistöße. Übernimmt immer öfter bei Standardsituationen - und haut die Dinger immer öfter rein.

Nr. 8: Sandra Smisek, Angriff, 1. FFC Frankfurt, 117 Länderspiele/28 Tore, geb. am 03.07.1977 in Frankfurt am Main, 1,64 Meter, 58 kg.

Der Floh in der deutschen Offensive, das aber seit Jahren erfolgreich, auch bei der WM 2003. Könnte noch öfter treffen, ist aber wertvoll durch ihre wendige Vorabeit, die meist der langjährigen Sturmpartnerin Birgit Prinz zugute kommt. Keks und Krümel, wie die beiden noch zu Praunheimer Zeiten hießen, kennen sich schon so lange, dass sie selbst mit verbundenen Augen ihre Laufwege kennen. Wird sich mit Anja Mittag und Petra Wimbersky die WM-Spielzeiten teilen müssen.

Nr. 9: Birgit Prinz, Angriff, 1. FFC Frankfurt, 165 Länderspiele/110 Tore, geb., am 25.10.1977 in Frankfurt am Main, 1,79 Meter, 75 kg.

Spielführerin, Rekordspielerin und Rekordtorschützin der Nationalmannschaft. Dreimalige Weltfußballerin, bei der WM 2003 zur unumstrittenen Führungspersönlichkeit gereift, die auch nach dem x-ten Titel selbstkritisch bleibt. Sucht nicht die Öffentlichkeit, bewegt sich aber auch dort inzwischen recht souverän. Hat mit den trockensten Humor in der Nationalmannschaft, was während Interviews ohne Kamera schon mal zu schallendem Lachen führt. Jahrhundertfußballerin.

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Nr. 10: Renate Lingor, Mittelfeld 1. FFC Frankfurt, 130 Länderspiele/ 30 Tore, geb. am 11.10.1975 in Karlsruhe, 1,65 Meter, 57 kg. Seit Jahren die Kreativchefin im Mittelfeld mit feinem Fuß und gutem Auge, brauchte zuletzt dabei etwas Unterstützung von den Seiten. Hatte mit Verletzungen zu kämpfen, die inzwischen auskuriert sind. Denkt trotzdem ab und zu an den kommenden Rücktritt, will davor aber wie beim Titel 2003 noch mal eine richtig gute WM spielen.

Nr. 11: Anja Mittag, Angriff, 1. FFC Turbine Potsdam, 40 Länderspiele/5 Tore, geb. am 16.05.1985 in Karl-Marx-Stadt, 1,68 Meter, 60 kg.

Sehr gute, schnelle Technikerin. Wurde beim U19-WM-Titel 2004 schon als Prinzessin des deutschen Frauenfußballs und als Nachfolgerin von Birgit Prinz bejubelt, hat seitdem aber etwas die Leichtigkeit verloren. Denkt noch zu oft nach vor dem Tor, obwohl sie das Zeug hätte zur Topscorerin. Wird bei der WM als Joker hoffentlich ihre Treffsicherheit wiederfinden.

Nr. 12: Ursula Holl, Tor, SC 07 Bad Neuenahr, 2 Länderspiele/0 Tore, geb. am 26.06.1982 in Würzburg, 1,72 Meter, 68 kg.

Exzellente Reflexe, couragiertes Auftreten. Zählte schon viele Male zum Kader der Nationalmannschaft, durfte aber erst 2007 das erste Länderspiel bestreiten. Musste sich lange Jahre im Verein hinter Silke Rottenberg mit der Ersatzposition begnügen, hat deshalb nun den Verein gewechselt. Gilt als ehrgeizig. Aber loyal, glänzte beim ersten großen Auftritt im Pokalfinale 2007 als Elfmeterkillerin.

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Nr. 13: Sandra Minnert, Defensive, SC 07 Bad Neuenahr, 141 Länderspiele/15 Tore, geb. am 07.04.1973 in Gedern, 1,73 Meter, 66 kg.

Grande Dame der deutschen Innenverteidigung, schnappt noch immer fast jeder Gegnerin mit Kopfball- und Stellungsspiel den Ball weg. War länger am Knie verletzt und deshalb schmerzlich vermisst, bildet nun mit Ariane Hingst wieder das verlässliche Duo, das schon 2003 bei der WM Angriffswelle auf Angriffswelle abhielt.

Nr. 14: Simone Laudehr, Mittelfeld, FCR 2001 Duisburg, 3 Länderspiele/1 Tor, geb. am 12.07.1986 in Regensburg, 1,75 Meter, 58 kg.

Zählt zur vielversprechenden Riege des U19-WM-Jahrgangs von 2004. Musste lange Zeit wegen ihrer Ausbildung die Einladungen zur Nationalmannschaft ausschlagen, schlug dann umso heftiger ein: Nach dem ersten Länderspiel hatte sie die WM-Nomnierung sicher, nach dem zweiten hatte sie ihr erstes Länderspieltor. Soll Renate Lingor in der Zentrale den Rücken freihalten, die Räume eng machen und selbst für Antrieb sorgen. Muss bei der WM beweisen, dass sie das nun konstant auch bei einem großen Turnier kann.

Nr. 15: Sonja Fuss, Defensive, FCR 2001 Duisburg, 51 Länderspiele/3 Tore, geb. am 05.11.1978 in Bonn, 1,67 Meter, 57 kg.

Sehr erfahren und abgeklärt, sprang bei der WM 2003 ins kalte Wasser, als sich Steffi Jones das Kreuzband riss, und löste die Aufgabe links außen souverän. Hat in letzter Zeit etwas an Konstanz vermissen lassen, ist aber mental stark genug, sie sich bei einer WM zu erarbeiten. Muss diesmal wieder auf ihre Chance warten.

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Nr. 16: Martina Müller, Angriff, VfL Wolfsburg, 58 Länderspiele/26 Tore, geb. am 18.04.1980 in Kassel, 1,61 Meter, 56 kg.

Kleiner und wuseliger, aber ähnlich gebaut wie Sandra Smisek, weshalb es meist nur sie oder eben Smisek auf den Platz schafft. Hat ein extrem gutes Timing für den Ball, legt weniger auf, trifft dafür häufiger selbst - ihre Quote ist überragend. Hat eiskalte Nerven, brennt aber oft nicht ein ganzes Spiel ihr Feuerwerk ab, weshalb sie in letzter Zeit meist die Jokerrolle bekam, wenn der Gegner schon etwas müde ist. Dann setzt Müller im Strafraum oft den letzten Stich und bringt die Entscheidung.

Nr. 17: Ariane Hingst, Defensive, Djurgarden IF, 134 Länderspiele/9 Tore, geb. am 25.07.1979 in Berlin, 1,70 Meter, 62 kg.

Fan-Liebling und unumstrittene Abwehrstrategin, zusammen mit Sandra Minnert wie schon bei der WM 2003 eine gut postierte Bank vor dem deutschen Tor. Hat lange Jahre in Potsdam das defensive Mittelfeld dirigiert und macht das nun in Stockholm, schnappt sich daher schon mal den Ball, wenn es nicht läuft, und sorgt für Schwung. Kopfballstark und mit guter Übersicht, routiniert und unerschrocken. Prädikat: Wertvoll.

Nr. 18: Kerstin Garefrekes, Mittelfeld, 1. FFC Frankfurt, 79 Länderspiele/26 Tore, geb. am 04.09.1979 in Ibbenbüren, 1,79 Meter, 65 kg.

Erlebte mit ihren unglaublichen Flankenläufen bei der WM 2003 ihren Durchbruch, gehört seitdem zum festen Mittelfeldinventar der Deutschen. Hat zuletzt bewiesen, dass sie auch zentral gut spielen kann, erlebt mit Selbstbewusstsein und Spielfreude gerade einen zweiten Frühling auf der Außenbahn. Kein Ahnung, wie sie das mit ihren schlaksigen Beinen macht, aber das Ergebnis ist immer wunderbar.

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Nr. 19: Fatmire Bajramaj, Mittelfeld, FCR 2001 Duisburg, 8 Länderspiele/1 Tor, geb. am 01.04.1988 in Gjurakovc (Kosovo), 1,70 Meter, 55 kg.

Manche bekommen alleine vom Zuschauen einen Knoten in den Beinen, irgendwann kann Bajramaj mit ihrer Spielkunst vielleicht Zinndeckel auch gravieren. Dribbelt aiuf engstem Raum die Gegner aus, um dann noch einen blinden Pass in den Raum zu schnibbeln. Manchmal noch zu verspielt. Wenn sie lernt, sich früher vom Ball zu trennen und öfter in den Strafraum zu ziehen, wird sie ein Schrecken für alle Gegner. Ist als Nachwuchstalent noch als Joker nominiert und soll frische Ideen bringen, wenn die anderen nicht zünden. Denn das gibt es bei Bajramaj nicht.

Nr. 20: Petra Wimbersky, Angriff, 1. FFC Frankfurt, 64 Länderspiele/15 Tore, geb. am 09.11.1982 in München, 1,64 Meter, 60 kg.

Lebt von ihrer Physis, um sich beim Eins-gegen-eins durchzusetzen. Fehlt ihr da die Sicherheit, fehlt ihr gleich auch die Durchschlagskraft, wie zuletzt. Braucht regelmäßige Einsätze, um in den Rhythmus zu kommen, und ist in Sachen Einsatzfreude immer zuverlässig. Muss sich aber bei dieser WM, wie 2003, erst wieder in die Stammelf spielen. Hatte zuletzt steigende Form und wird bei dieser WM bestimmt ihre Chance bekommen.

Nr. 21: Silke Rottenberg, Tor, 1. FFC Frankfurt, 123 Länderspiele/ 0 Tore, geb. am 25.01.1972 in Euskirchen, 1, 73 Meter, 72 kg.

Erlitt im Januar beim Vier-Nationen-Turnier in China einen Kreuzbandriss und hoffte dennoch, rechtzeitig für die WM wieder fit zu werden. Hatte dann aber in der Vorbereitung zusätzlich Muskelprobleme und deshalb seit Monaten kein Spiel machen können. Hat schwer daran zu knabbern, nach ihrer tollen WM-Leistung 2003 diesmal nicht spielen zu dürfen, versucht aber ihr Bestes, trotzdem zu helfen. Wird nach der WM den Platz zwischen den Pfosten zurück haben wollen.

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Bundestrainerin: Silvia Neid

DFB-Fußball-Lehrerin, geb. am 02.05.1964 in Walldürn, 1,66 Meter. Leidenschaftliche, emotionale Trainerin mit großem Erfahrungsschatz als Trainerin und Spielerin. War beim WM-Sieg 2003 noch Assistenztrainerin von Tina Theune-Meyer, übernahm den Cheftrainerposten nach der EM 2005. Agiert als Trainerin wie früher als Spielerin: Fordernd, offensiv, kreativ, eigenwillig und dominant. Eigenschaften, mit denen man Weltmeister werden kann.

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