Deutsche EM-Unterkunft im Tessin:Fern der Spielorte

Dass die Mannschaft im Süden der Schweiz abseits vom Turniergeschehen und fern ihrer Spielorte logiert, stört die DFB-Bosse nicht weiter: Bierhoff sagt: "Wir haben hier das Paradies gefunden."

Philipp Selldorf

Beim Wochenaufenthalt ab sieben Nächten kostet die Suite Richtung Süden 1000 Franken, jene Richtung Morgensonne aber bloß 960 Euro, und das einfache Doppelzimmer gibt es ab 745 Franken. Horst R. Schmidt, den neuen Schatzmeister des DFB, brauchen diese Zahlen aber nicht mehr zu erschrecken. Er hatte Zeit genug, um sich auf die Kosten für den Aufenthalt der Nationalmannschaft während der EM im Hotel ,,Giardino'' in Ascona einzustellen: Außer den beiden Gastgebern hat kein EM-Teilnehmer sein Quartier früher gewählt als der deutsche Verband.

Deutsche EM-Unterkunft im Tessin: Das Fünf-Sterne-Hotels 'Giardino' in Ascona, Tessin

Das Fünf-Sterne-Hotels 'Giardino' in Ascona, Tessin

(Foto: Foto: dpa)

Schon seit mehr als sechs Wochen steht fest, dass die Deutschen im Tessin wohnen werden. Dass die Mannschaft im Süden der Schweiz abseits vom Turniergeschehen und fern ihrer österreichischen Spielorte während der Vorrunde logiert, hat bei den Verantwortlichen jedoch keine Bedenken geweckt. Unverändert gilt Oliver Bierhoffs Urteil nach der Ortsbesichtigung Ende Oktober: ,,Wir haben hier das Paradies gefunden.''

Anders als in den unruhigen Zeiten vor der WM muss die Abteilung Nationalmannschaft außerdem keine Grundsatzdebatten mehr mit dem obersten Finanzverwalter des DFB führen. Über die Kosten für die Arbeit des Nationalteams entscheidet Bierhoff als letzthin zuständige Instanz selbst. Er verwaltet einen Sonderetat und ist stolz darauf, dass er mit dem Budget bisher bestens ausgekommen ist. Und für die Unterkunft im Tessin gibt es sicher einen anständigen Rabatt. In Ascona ist man froh, die Deutschen als EM-Gäste zu haben. ,,Es ist wie eine vielversprechende Liebesgeschichte, die nach der langen Phase der Umwerbung zu blühen beginnt'', sagte der Tessiner Regierungsrat Gabriele Gendotti. Kein Wunder, dass Bierhoff von einer ,,deutschfreundlichen'' Umgebung sprach.

Zwei Testspiele in der Heimat

In der Schweiz, glaubt der Manager, werde man ,,es eher ruhiger und diskreter als in Österreich'' antreffen. Österreich werden die deutschen Spieler daher nur auf Stippvisiten erleben: Während der Gruppenspiele in Klagenfurt und Wien, danach vielleicht im Viertelfinale (falls sie in ihrer Gruppe Erster werden sollten) und womöglich (wieder in Wien) beim Endspiel. Die Reisestrecken machen den Organisatoren beim DFB keine Sorgen: Unter seinen Werbepartnern ist eine Fluggesellschaft, die das Team vom 40 Kilometer entfernten Lugano aus zu beliebigen Zielen befördert.

Am nördlichen Zipfel des Lago Maggiore finden die Deutschen ansonsten, was sie brauchen. Trainiert wird im nationalen Jugendsportzentrum Tenero, das drei Fußballplätze und eine Fitnesshalle aufweist. Mit dem WM-bewährten amerikanischen Sportlehrer Mark Verstegen hat Joachim Löw schon erste Absprachen über die Vorbereitungsphase getroffen. Die wird sich ab dem 19. Mai vor allem auf Mallorca abspielen, wo die Mannschaft nach einer kurzen Erholungsfrist im Familienkreis auf das Turnier hinarbeiten wird. Zwei Länderspiele gegen bisher nicht benannte Gegner bestreitet das Team noch (wahrscheinlich in der Heimat), bis es ab spätestens 3. Juni die Zimmer im ,,Giardino'' bezieht. Ob Löw die Suite mit Süd- oder Morgensonneblick bezieht, ist aber noch nicht entschieden.

(SZ vom 4.12.07)

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