Deutsche Eishockey-Liga:Mann für den einen Schuss

DEL Eishockey ERC Ingolstadt Eisbären Berlin Saison 2015 2016 Brandon McMillan ERC Ingols; Brandon McMillan

"Ich musste mir meine Abschluss-Automatismen wieder erarbeiten": Brandon McMillan (rechts, gegen den Berliner Mulock Travis) erzielte sechs seiner 13 Tore in den letzten zehn Spielen der Hauptrunde.

(Foto: Stefan Bösl/imago)

Brandon McMillan hatte keinen leichten Start beim ERC Ingolstadt, doch pünktlich zu den Pre-Playoffs gegen die Straubing Tigers ist der kanadische Angreifer unverzichtbar geworden.

Von Christian Bernhard

Der Respekt, den Kurt Kleinendorst vor den Straubing Tigers hat, ist nicht zu überhören. Der Trainer des ERC Ingolstadt ist von allen Mannschaftsteilen der Niederbayern angetan, am meisten aber schätzt er die Leidenschaft und den Willen, mit dem die Straubinger aufs Eis gehen. "Herausragend" sei das, sagt Kleinendorst, zudem passe dieser Stil sehr gut zur aktuellen Phase des Jahres. In dieser heißt es in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nun "Alles oder Nichts", denn die Playoffs beginnen. In der ersten Runde, den sogenannten Pre-Playoffs, ermitteln der ERC Ingolstadt und die Straubing Tigers im bayerischen Duell einen der zwei noch fehlenden Viertelfinalisten. Ingolstadt hat am Mittwoch im ersten Spiel Heimrecht (19.30 Uhr).

Kleinendorst sieht sich und seine Mannschaft dafür gerüstet, was auch daran liegt, dass er einen Spieler in seinem Kader hat, der Straubings Tugenden verkörpert: Brandon McMillan. "So wie Brandon spielt, muss unser Sport in dieser Zeit des Jahres gespielt werden", sagt Kleinendorst über den 25-jährigen Angreifer aus Kanada. Für McMillan, der Ende Oktober zum ERC gestoßen war, sind die Playoffs wie für alle Eishockeyspieler in erster Linie eines: aufregend. Dafür spiele man das ganze Jahr, erklärt er. Die Spiele und Tore seien jetzt noch wichtiger, "ein Schuss kann eine ganze Playoff-Serie beeinflussen".

Fünf Jahre lang spielte McMillan in der NHL - schon damals war er in den Playoffs besonders wichtig

McMillan ist im Laufe seiner fünfjährigen Karriere in der National Hockey League (NHL) in den Genuss von acht Playoff-Spielen gekommen und hat dabei eine gute Figur gemacht: Zwei seiner letzten sechs Treffer in der besten Eishockey-Liga der Welt erzielte er in den Playoffs. Er versuche nun die Erfahrung, die er in diesen Partien gesammelt hat, in Ingolstadt einzubringen, sagt er. McMillan ist auf dem Eis schnell, giftig und in der Lage, körperlich dagegenzuhalten. Eine gute Kombination - speziell in den Playoffs, in denen der Körperkontakt noch vehementer wird.

Kleinendorst berichtet nur Gutes, wenn die Sprache auf den U18-Weltmeister von 2008 - den Titel hatte er an der Seite der heutigen NHL-Größen Taylor Hall und Jordan Eberle gewonnen - kommt. Der Angreifer sei ein "spezieller" Spieler mit einer "guten Einstellung" und einem "starken Charakter". Das bewies er erst am vergangenen Sonntag wieder, als er gegen den EHC München eine Scheibe ins Gesicht bekam, kurz darauf aber schon wieder auf dem Eis stand. Kleinendorst setzt den seiner Meinung nach "soliden Allrounder" in Überzahl, Unterzahl und wichtigen Spielsituationen ein, da er auch defensiv "sehr verlässlich" sei. Kein Wunder, dass er in den Plänen seines Trainers eine "wichtige Rolle" spielt.

Dabei hatte sich McMillan zu Beginn seines ersten Engagements in Europa offensiv noch schwer getan. Der Kanadier musste sich erst an die größere Eisfläche gewöhnen - und an seine neue Rolle. In den Jahren zuvor hatte er in der NHL den defensiven Part in der vierten Linie eingenommen, Tore zu schießen oder vorzubereiten gehörte nicht zu seinen zentralen Aufgaben. "Ich musste mir meine Abschluss-Automatismen wieder erarbeiten", erzählt er. Es dauerte, bis er seinen ersten DEL-Treffer erzielte, erst im Dezember war es so weit. Seit Kleinendorst im Februar die Angriffsreihen umgestellt hat und McMillan nun mit Thomas Greilinger und Jared Ross eine Sturmformation bildet, klappt es besser - sechs seiner 13 Tore verbuchte er in den letzten zehn Hauptrunden-Spielen. Es scheint, als gelinge es dem 25-Jährigen, seine Form stetig zu steigern, je näher die Playoffs rücken. Ein weiteres Plus des Kanadiers ist seine Effektivität. McMillan braucht nur wenige Chancen, um zu treffen: Seine Trefferquote von 21 Prozent - jeder fünfte Schuss landet also im Tor - ist selten stark.

Unterstützung dürften McMillan und der ERC am Mittwoch von Topscorer Brandon Buck bekommen. Der Kanadier, der am letzten Hauptrunden-Spieltag geschont worden war, stand am Dienstag wieder auf dem Eis; Kleinendorst sagte, er sei "ziemlich sicher", dass Buck am Mittwoch spielen wird. Alleine Bucks Präsenz dürfte Straubing beunruhigen, traf er doch in den vergangenen zwei Spielen gegen die Niederbayern viermal. Auch der zuletzt verletzte Verteidiger Benedikt Schopper trainierte am Dienstag und ist für das Spiel eine Option. Statistisch gesehen spricht viel für die Ingolstädter. Gegen die Straubinger gewann der ERC nicht nur alle vier Hauptrundenduelle der aktuellen Saison, sondern die vergangenen zwölf Ligaspiele.

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