Marco di Carli, 30, geboren in Löningen bei Cloppenburg, ist das Stehaufmännchen in der Mannschaft. War vor elf Jahren schon im Olympia-Team von 2004 (hat also Franzi Schwimmen sehen und gleich mal mitgekriegt, wie das mit dem Tränentrocknen funktioniert). Di Carli selbst ist aber nicht von der weinerlichen Sorte. Wo er auftaucht, ist ein flotter Spruch nicht weit. Während andere versuchen, alles zu geben, schwimmt di Carli "volle Rotze". Aber, deutsche Schwimmerkrankheit: Meistens kommt was dazwischen. Als 2010 die Freundin auszog, schlug di Carli zu. Aus Wut. Gegen den Schrank. Die Freundin kam deshalb nicht zurück, aber die Hand kam in Gips. 2012 war dann plötzlich di Carli zurück, mit deutschem Rekord und Weltjahresbestzeit über 100 Meter Freistil. Bei den London-Spielen wurde er trotzdem nur 18., Diagnose: volle Rotze übermotiviert. Und als es 2013 in Barcelona nur für Platz 31 reichte, stöhnte di Carli: "Wer gibt mir 'ne Knarre und erschießt mich?" Fand, dass das ein guter Zeitpunkt wäre, um aufzuhören, und stellte fest, dass das viele im DSV genau so sahen. Machte also weiter. Vor allem als Staffel-Schwimmer immer noch gerne gesehen: Am Sonntagmorgen, als das 4x-100-Meter-Freistil-Quartett als Elfte das Finale verpasste, aber die Olympia-Qualifikation schaffte, war er sogar schneller als Biedermann.