Derby-Sieg gegen Werder Bremen:Hamburger Getöse setzt sich durch

Hamburg SV's Rudnevs celebrates after scoring during the German Bundesliga first division soccer match against Werder Bremen in Hamburg

Tor für den HSV: Artjoms Rudnevs (vorne links) jubelt.

(Foto: REUTERS)

Der Hamburger SV gewinnt das 101. Nordderby dank später Tore 2:0 gegen Werder Bremen und verlässt damit die Abstiegsplätze. Für Werder-Coach Skripnik ist es die erste Niederlage - beim HSV geht der Plan des Trainers auf.

Joe Zinnbauer hat in der vergangenen Woche seiner Mannschaft mit fragwürdigen Methoden neues Selbstvertrauen einimpfen wollen - in dem er sie im Training aufs leere Tor schießen ließ. Die gute Nachricht: Viele Bälle landeten im Netz. Die schlechte: Es gab auch zahlreiche Fehlschüsse. Sie sind das ja gewohnt, mit zuvor nur vier Treffern insgesamt hat der HSV die mit Abstand schlechteste Ausbeute der Liga zu verzeichnen.

Insofern versuchte Zinnbauer es eben mit allen Mitteln, er nahm zudem die Zuschauer derart in die vermeintliche Pflicht, Radau zu machen, dass einem Angst und Bange werden konnte. "Ich hoffe, dass es so laut wird wie noch nie", hatte er vor dem 101. Nordderby zwischen dem Hamburger SV und dem SV Werder Bremen gesagt und so vor dem Krisenduell des Tabellen-17. gegen den 16. die Stimmung derart angeheizt, dass sich auf der Gegenseite der eher ruhige Werder-Trainer Viktor Skripnik bemüßigt fühlte zu erklären, es handele sich lediglich um ein Spiel und nicht um Krieg.

Viel Lärm um nichts, so sah es lange aus, das Spiel war alles andere als ein Brüller, am Ende setzte sich aber doch das Getöse durch: Der HSV siegte dank später Tore von Rudnevs (83.) und Arslan (90) 2:0. Werder ist jetzt Vorletzter, der HSV steht als 15. knapp vor dem Relegationsplatz.

Zinnbauer wartete mit einer weiteren Überraschung auf, einer Überraschung namens Mohamed Gouaida. Der Franzose mit tunesischen Wurzeln, im Sommer aus dem Nachwuchszentrum des SC Freiburg zum HSV gewechselt und dort bisher in der Reserve eingesetzt, kam zu seinem Bundesliga-Debüt. "Ich weiß, was Mohamed kann", erzählte Zinnbauer, der Gouiada aus der U23 kennt, die er bis in den Spätsommer trainierte, "er ist, im Fußball-Deutsch darf man das sagen, eine coole Sau."

Schon nach elf Minuten sollte Gouiada Gelegenheit bekommen, dies zu beweisen: Von Lasogga gut in Szene gesetzt, versuchte er aus von halblinks aus 13 Metern, hatte aber Pech, dass anders als im Training das Tor nicht leer stand, sondern von Raphael Wolf gehütet wurde, der Bremer Schlussmann lenkte den Ball zur Ecke.

Wolf war an diesem Nachmittag häufig gefordert, die Hamburger erspielten sich im ersten Durchgang ein deutliches Chancenübergewicht, konnten aber auch die beste Gelegenheit nicht nutzen, als Lewis Holtby nach einem Sololauf (33. Minute) aus elf Metern zum Abschluss kam. Wieder stand da der Bremer Torhüter, für den Zinnbauer im Training einfach keinen Platzhalter vorgesehen hatte.

Werders Taktik geht nicht auf

Vielleicht hatte er sich ja darauf verlassen, dass in einem Nordderby immer etwas passiert, so wie es ja auch Anfang September gewesen war, als die beiden Zweitvertretungen des SV Werder und des HSV in der Regionalliga Nord aufeinander trafen, mit Zinnbauer als HSV-Trainer auf der einen und Skripnik bei Werder II auf der anderen Seite.

4:2 gewann der HSV damals - solch ein Negativerlebnis hat Skripnik als Bundesliga-Trainer noch nicht hinnehmen müssen. Drei Pflichtspiele, drei Siege standen für ihn zu Buche, beim Gastspiel in Hamburg aber schien der neue Chef sich auch mit einem Unentschieden zufrieden geben zu wollen, so defensiv wie er sein Team eingestellt hatte.

Am Ende war dies eine Taktik, die nicht aufgehen sollte. Rudnevs, in der 67. Minute für Holtby gekommen, nutze einen langen Einwurf von Götz und einen Aussetzer von Lukimya aus drei Metern zur Führung (84.), in der Nachspielzeit fiel dann die Entscheidung: Nach Lasoggas Vorarbeit schoss Arslan den Ball an den Innenpfosten, von dort aus trudelte er unter Mithilfe des Bremer Torwart Wolf ins Netz.

Manchmal kann ein gegnerischer Torwart sogar hilfreich sein. Zinnbauer wird es recht sein.

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