Der Flügelflitzer:Riesenvögel für Millionen

Der Wettkampfgedanke zählt auch an Weihnachten: Don King verteilt Truthähne, Bruno Labbadia greift zur Axt und Olympiasieger Matthias Steiner wuchtet Christbaumschmuck.

Michael König

Er könnte Suppe an Obdachlose verteilen oder einer wohltätigen Organisation einen Scheck überreichen. Aber das wäre nicht pompös genug für eine Lichtgestalt wie Don King, mächtigster Box-Promoter der Welt, ehemals Manager von Weltmeistern wie Muhammad Ali, Lennox Lewis und Mike Tyson.

Der Flügelflitzer: Box-Promoter Don King gibt sich an Weihnachten generös: Er verschenkt 100.000 Truthähne, um zwei Millionen Menschen satt zu machen.

Box-Promoter Don King gibt sich an Weihnachten generös: Er verschenkt 100.000 Truthähne, um zwei Millionen Menschen satt zu machen.

(Foto: Foto: Getty)

Wenn jemand wie Don King zu Weihnachten etwas Gutes tun möchte, dann begnügt er sich nicht mit einer Geste. "Think big" lautet das Motto, und so hat der Mann mit der Starkstrom-Frisur angekündigt, er werde 100.000 Truthähne an bedürftige Familien verteilen.

Keine normalen Truthähne, sondern Kingsize-Truthähne, riesige Vögel, die so groß sind, "dass wir damit mehr als zwei Millionen Menschen satt machen können", sagte King. Ob pro Truthahn oder insgesamt, sagte er nicht. Im Falle Don Kings erscheint sogar Ersteres möglich.

Nicht einmal zum Fest der Liebe und Besinnlichkeit kann King aus seiner Haut, und damit scheint er in der Welt des Sports nicht alleine zu sein. In Deutschland gab Bruno Labbadia, Trainer des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen, zu Protokoll, er fälle den Christbaum am liebsten selbst. Das ist wenig überraschend, gilt Labbadia doch als Trainer der Generation, die alle Fäden selbst in der Hand halten und nichts dem Zufall überlassen will.

Mentaltraining mit Otto Waalkes

Auf dem Fußballplatz mag dieses Prinzip gut funktionieren: Labbadia beendete die Hinrunde mit Leverkusen auf Tabellenplatz fünf, sein Mitstreiter Ralf Rangnick ist mit der TSG Hoffenheim sogar Erster. An Weihnachten jedoch hat sich Labbadias Ehrgeiz als hinderlich herausgestellt, denn offenbar bevorzugt der Coach kräftige, hochgewachsene, um nicht zu sagen: kopfballstarke Bäume, und die erwiesen sich beim Transport ins heimische Wohnzimmer oft als zu groß, was Frau Labbadia nicht so gut gefiel.

Ärger droht auch im Elternhaus von Matthias Steiner, Goldmedaillengewinner im Gewichtheben in Peking und frischgebackener Sportler des Jahres 2008. Bei Olympia wuchtete Steiner 203 Kilogramm beim Reißen und 258 Kilogramm beim Stoßen in die Luft. An Weihnachten fühlt sich Steiner für das Schmücken des Christbaums zuständig, "das war schon immer mein Job", sagt er. Man kann sich bildlich vorstellen, wie seine Mutter um die guten, federleichten Christbaumkugeln bangt, wenn der 140-Kilo-Koloss zur Tat schreitet.

Für die ähnlich gewichtigen Brüder Klitschko geht es an Weihnachten nach Florida zum Golfspielen. Auch die Boxer können offenbar zwischen den Jahren nicht auf ihr Training verzichten: Wie eine Nachrichtenagentur berichtet, haben die Ukrainer den Komiker Otto Waalkes dabei, um "ihr Handicap zu verbessern". Das klingt verdächtig nach mentaler Kriegsführung: Wenn Witali Klitschko es schafft, trotz der penetranten Späße der ostfriesischen Nervensäge die Bälle im Loch zu versenken, dürfte er im Sommer keine Probleme haben, den Briten David Haye zu besiegen.

"Ganz klassisch Würstchen mit Kartoffelsalat"

Als abschließendes Beispiel für übertriebenen Ehrgeiz an Weihnachten darf der ehemalige Boxer Axel Schulz gelten, der ankündigte, er werde sich an den Feiertagen um ein Geschwisterchen für seine Tochter Paulina kümmern: Bislang habe es mit dem zweiten Kind nicht geklappt, das wurme ihn, und deshalb müsse er jetzt "mal einen Zahn zulegen".

Für die passende Stimmung im Hause Schulz ist gesorgt: Zur Bescherung um 18 Uhr erscheint der ehemalige Boxer im Smoking, verriet er Journalisten. Ob er dabei die Schirmmütze seines Sponsors trägt, wie schon bei seiner Hochzeit, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass Frau Schulz ein Abendkleid tragen wird.

Schwächen tun sich allerdings bei der Verpflegung auf: Mittags gebe es "ganz klassisch Würstchen mit Kartoffelsalat", später gönne er sich zur Feier des Tages eine Zigarre, offenbarte Schulz. Abendessen scheint nicht zum Programm zu gehören. Vielleicht erbarmt sich Don King und schickt einen Riesentruthahn vorbei.

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