Der Flügelflitzer:"Eine Verschwörung!"

Kevin Kuranyi und Lukas Podolski sind für die Bundesliga-Profis die Absteiger der Hinrunde. Hier sind ihre Reaktionen auf die Wahl - rein fiktiv.

Michael König und Jürgen Schmieder

Kevin Kuranyi und Lukas Podolski sind für die Fußball-Bundesliga-Profis die Absteiger der Hinrunde. In einer Umfrage des Kicker sprachen sich 31,8 Prozent der Profikollegen für den Schalker Kuranyi aus, 25,1 Prozent nannten Podolski. Natürlich haben beide Spieler ihre Wahl zur Kenntnis genommen und sich per E-Mail dazu geäußert. Hier sind ihre Reaktionen - rein fiktiv.

Lukas Podolski

Lukas Podolski: In München zumeist auf der Bank.

(Foto: Foto: dpa)

Absender: lukas@koeln.de Betreff: Schon wieder

Liebe sueddeutsche.de,

ich habe eigentlich keine Zeit, auf diese Wahl zu reagieren. Ich bin gerade in Köln und suche mir eine Wohnung. Hab da schon was Tolles in Aussicht. In der Innenstadt gibt es da einen Wolkenkratzer mit zwei Türmen. Ganz alter Altbau, frisch restauriert. Da haben sie mir ein Zimmer freigehalten. Vor der Tür steht ein Eimer, wo die Leute für meinen Transfer gespendet haben. Und drinnen haben sie jeden Tag gebetet, dass ich zurückkomme. Nachteil: Zu jeder vollen Stunde ist es tierisch laut. Ich weiß nur nicht, warum das so ist.

Aber zurück zur Wahl. Absteiger der Hinrunde. Ich! Schon wieder, wie in der Spielzeit 2006/07, da war ich sogar der Absteiger der Saison. Ärgert mich schon, aber im Fußball ist es eben so: Manchmal gewinnt der Bessere. Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel.

Wisst Ihr, wer wirklich schuld daran ist, dass ich dauernd gewählt werde? Der Trainer! Erst hat mich der Magath nicht aufgestellt, dann hat mich der Hitzfeld nicht aufgestellt, und dann hat mich der Klinsmann nicht aufgestellt. Das ist eine Verschwörung: Egal, wer Trainer ist, ich spiele nicht. Das kann doch nicht an mir liegen.

Ich habe mal nachgerechnet: Zehn Millionen Euro hat der FC Bayern für mich bezahlt. Wenn man die zwei Spiele für die Amateur-Mannschaft dazurechnet, habe ich 60 Ligaspiele für Bayern gemacht. Das sind 166.666 Euro pro Spiel. Ribéry hat 25 Millionen gekostet und nur 39 Spiele gemacht bisher. 640.000 Euro! Pro Spiel! Den sollte man zum Absteiger wählen und nicht mich!

Aber ich muss jetzt den Kopf hochkrempeln - und die Ärmel natürlich auch. Schließlich habe ich noch ein halbes Jahr in München vor mir, seit der Hoeneß mir verboten hat, mit dem Hubschrauber aus Köln zum Training zu kommen. Ich muss versuchen, den Schönling aus Kalifornien zu verdrängen. Wo hat der bisher gespielt? Galaxy und Earthquake. Das sind doch keine Fußballvereine, sondern Diskotheken in Köln. Da werde ich kämpfen um meinen Platz am äußeren Eck der Ersatzbank.

Es geht weiter, getreu meinem Motto: Ab das Ding, fertig und ab nach Hause.

Lukas

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die E-Mail von Kevin Kuranyi.

"Eine Verschwörung!"

Absender: kevin@nutella.de Betreff: Verlierer

Kevin Kuranyi

Kevin Kuranyi: auf Schalke zumeist ausgepfiffen.

(Foto: Foto: dpa)

Ich möchte eine kleine Geschichte erzählen. Die Leute sagen, ich würde mich nicht mit Schalke identifizieren, aber das stimmt nicht. Einmal im Jahr fahren wir mit der Mannschaft zu einem Bergwerk und steigen gemeinsam mit Männern mit schmutzigen Gesichtern in einen Fahrstuhl. Dann schmiert uns Andi Müller auch Schmutz ins Gesicht, weil das besser für die Fotografen ist. Sagt er. Soll nach gesunder Gesichtsfarbe aussehen. In Brasilien gehen die Leute dafür einfach in die Sonne, aber egal.

Jedenfalls singen die Männer im Bergwerk ein Lied, wenn sie Angst bekommen. Einer von ihnen hat mir den Text mit Kohle auf den Unterarm geschrieben, es geht so: "Glück auf, Glück auf. Der Steiger kommt. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht, schon angezündt', schon angezündt'."

Ich weiß nicht, warum die immer alles doppelt singen müssen, vielleicht wegen dem Echo im Bergwerk. Ist auch egal. Jedenfalls habe ich es gestern laut gesungen, sehr laut sogar, bis Andi Müller kam und sagte, ich solle mich gefälligst benehmen, wir seien hier ja schließlich nicht in Dortmund.

Wenn ich lesen muss, dass mich 234 meiner Profi-Kollegen zum Verlierer der Hinrunde gewählt haben, bekomme ich auch Angst. Und eine Stinkwut. Dass sind die gleichen Leute, die mir auf dem Platz immer nette Sachen sagen, "Tolles Haarband", zum Beispiel, oder "Du hast die Haare schön". Diese Leute fallen mir jetzt in den Rücken, "Kevin ist ein Verlierer", sagen sie. Das habe ich nicht verdient.

Und dann die Sache mit Löw damals in Dortmund: Ich wollte in der Halbzeitpause nur kurz Kaugummi kaufen! Den mit dem Schalke-Wappen hatten sie im Stadion nicht, da bin ich halt nach Gelsenkirchen gefahren. Zumindest wollte ich das, aber auf dem Weg dorthin rief Grossmüller an, ich solle mir unbedingt seinen neuen Ferrari angucken. Der Rest ist Geschichte.

Trotzdem, ich bin kein Verlierer! Meine Familie, meine Freunde und Gott glauben an mich. Und die Schalker Fans auch. Wenn ich am Ball bin, pfeifen sie zu Tausenden ein Lied. Es hat eine einfache Melodie, manchmal klingt es aggressiv. Soll wohl den Gegenspielern Angst machen. Mir macht es Mut.

Glück auf, Kevin

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