Mit ein wenig gutem Willen kann man Biathlon durchaus als musikalische Sportart bezeichnen. Das rhythmische Knallen am Schießstand gefolgt vom stakkatoartigen "Hey" des engagierten Publikums. Dieser wiederkehrende Refrain wird umrahmt vom Tröten, Rasseln, Klatschen, Hupen, vom Humpdadah, Ole Ole, mit dem die immer noch steigende Anhängerzahl ihre Helden auf der Strecke begleitet.
Wenig begeistert vom neuen Lied: Magdalena Neuner.
(Foto: Foto: AFP)Zugegebenermaßen gehen die meisten Menschen auf den Tribünen dieser Biathlon-Welt mit der Tonleiter etwas rustikal um, doch auch Könner des Fachs haben sich des Themas angenommen. Klaus-Maria Weigert etwa, Inhaber einer Produktionsfirma in Sinzing bei Regensburg, und Komponist etlicher TV-Trailer und Titelsongs für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele.
Wie in der örtlichen Presse in Ruhpolding zu lesen war, habe Weigert für den dortigen Biathlon-Weltcup bereits 34 Trailer geschrieben, um jeden Akt der Veranstaltung zu untermalen - von der Startnummernvergabe bis zur Siegerehrung. In diesem Jahr folgte noch der 37-Sekunden-Song "Welcome to Ruhpolding", gesungen von seiner Tochter Evelyn.
Weigert hatte den professionellen Biathlon-Musikmarkt bislang recht exklusiv für sich. Doch nun bekommt er Konkurrenz. Der "König von Mallorca" selbst, Jürgen Drews, 62, hat sich dazu entschlossen, der jungen Biathlon-Heldin Magdalena Neuner ein Ständchen zu singen. Unter dem Titel "Gold-Lena - go für Deutschland" singt Drews nach eigener Internet-Angabe "den absoluten Fansong für unsere Gold-Lena". Die CD mit dem einen Lied kostet beachtliche 5,99 Euro und ist bereits bestellbar.
Nun ist bislang nicht öffentlich geworden, was Drews Ehefrau Ramona dazu sagt. Die Reaktion von Magdalena Neuner indessen liegt bereits vor: Ihr Manager droht mit einer Klage.
Jürgen Drews dürfte sich die Hände reiben bei dem Gedanken, dass im kommenden Winter 25.000 Menschen in Oberhof oder Ruhpolding seinen Song in die Berge schreien. So laut, dass man es wahrscheinlich am Ballermann gleich wiederholt. In diesem Falle müsste sich Klaus-Maria Weigert samt Tochter ziemlich anstrengen, will er die musikalische Lufthoheit über dem Schießstand verteidigen.
Doch wer weiß, wie sich der Biathlon-Sport in nächster Zeit entwickelt. Einige Athleten sind ja zuletzt mit dem unappetitlichen Doping-Vorwurf konfrontiert worden, in Wien sollen sie sich bei einem Plasmaspende-Unternehmen mit leistungssteigerndem Eigenblut versorgt haben. Sollte sich das alles als wahr erweisen, wäre die dazu passende Musik bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, komponiert vom Österreicher Johann Strauß. In seiner komischen Operette "Wiener Blut" heißt es:
Wiener Blut, /Wiener Blut! /Eig'ner Saft, /Voller Kraft, /Du erhebst, /Du belebst /Unser'n Mut! /Wiener Blut!
