Der Flügelflitzer: Ausraster:Beleidigung, Kopfnuss, Handgranate

Heiner Brand ist nicht der erste Coach, der wutentbrannt aufs Feld stürmt. Es gibt da deutlich schlimmere Kollegen - vor allem im Ausland.

Jürgen Schmieder

Es war ein skurriles Bild, das sich den Handballfans am vergangenen Sonntag bot. Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der mit seinem Schnurrbart und den traurigen Augen immer guckt wie ein Seelöwe, dem man das Bellen verboten hat. Dieser Heiner Brand also vergaß nach dem Schlusspfiff im WM-Spiel gegen Norwegen kurzzeitig, dass seine Hüfte eine künstliche ist und stürmte mit erhobener Faust auf Schiedsrichter Peter Ljubic zu.

Der Flügelflitzer: Ausraster: Heiner Brand beim Spiel Deutschland gegen Norwegen.

Heiner Brand beim Spiel Deutschland gegen Norwegen.

(Foto: Foto: dpa)

Die Halsschlagader stand kurz vor dem Platzen, die Augen waren weit aufgerissen. Dieser Heiner Brand sah nun nicht mehr aus wie Heiner Brand, sondern zuerst wie ein Bulle im Testosteron-Rausch. Danach schlich er hinter den Unparteiischen her wie ein Panther auf Beutezug.

Brand muss sich nicht grämen ob seines Wutausbruchs, es gibt in der Geschichte des Sports noch andere Kandidaten, die mit verschiedensten Formen der Wut auf sich aufmerksam machten. Im Fußball gibt es natürlich die Verbal-Verfehler Rudi Völler, Giovanni Trapattoni und Thomas Doll, die es nicht während des Spiels zu Ausrastern schafften, dafür aber auf Pressekonferenzen und bei Interviews.

Der Titel des dümmsten Fußballtrainer-Ausrasters indes geht an den Fußballtrainer Norbert Maier, der beim Spiel Duisburg gegen Köln dem gegnerischen Spieler Albert Streit zuerst einen Kopfstoß verpasste, sich dann aber fallen ließ, als hätte ihn Mike Tyson höchstselbst niedergestreckt.

Die Ausraster der Trainer in Deutschland sind jedoch nichts gegen das, was sich Kollegen im Ausland bereits geleistet haben. Brands mazedonischer Kollege Veselin Vujovic etwa schaffte einen der gewalttätigsten Wutanfälle in der Geschichte des Sports. Während seiner Zeit beim europäischen Spitzenklub Ciudad Real schlug er beim Spiel gegen Flensburg zuerst den Linksaußen Lars Christiansen nieder, bevor er anschließend den am Boden liegenden Lars Krogh Jeppesen mit Tritten versorgte. Geläutert wurde Vujovic durch die einjährige Strafe indes nicht: Im Dezember attackierte er beim Europacup-Spiel zwischen Skopje und Schaffhausen einen Schiedsrichter.

Auch die Wutreden von Völler und Doll sind niedliche Ansprachen gegen die Worte, die der britische Trainer Joe Kinnear von Newcastle United in einem kurzen Interview mit dem Daily Mirror unterbrachte. 52 Schimpfwörter verpackte er in weniger als fünf Minuten. Nur zwei Monate später beleidigte er den Schiedsrichter beim Spiel gegen Stoke City so sehr, dass er auf die Tribüne geschickt wurde.

Den spektakulärsten Wutausbruch gab es indes in den USA von Phil Wellman, dem Cheftrainer des Baseballteams Mississippi Braves. Der war über eine Entscheidung des Schiedsrichters so erbost, dass er zuerst die Home Plate einbuddelte, danach zwei Bases aus dem Boden schraubte und über das Spielfeld warf. Anschließend schlicher er wie ein Soldat über das Spielfeld, krabbelte in die Mitte und bewarf den Schiedsrichter mit Kreide - wobei er simulierte, dass es eine Handgranate sei. Er beendete seine Vorstellung, indem er die beiden herausgeschraubten Bases aus dem Stadion trug.

So gesehen war die Aktion von Heiner Brand ein kleiner Wutausbruch, die Trainer in Deutschland rasten eben nicht so spektakulär aus wie die ausländischen Kollegen. Obwohl: Wann macht Oli Kahn den Trainerschein?

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