Der FCA schlägt Bayern 1:0:Per Hackentrick besiegt

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Der kriselnde Meister verliert durch Bobadillas hübschen Absatzkick gegen den FC Augsburg 0:1 . Es ist bereits die vierte Niederlage in Serie - und das kurz vor dem Rückspiel gegen Barcelona.

Von Maik Rosner, München

Einer nach dem anderen kamen sie aus der Kabine, doch sprechen wollte kaum ein Münchner. Jérôme Boateng verneinte freundlich, Sportvorstand Matthias Sammer flüsterte: "Halsschmerzen" und Thomas Müller hielt bei seiner Absage an die Reporter die Hand vor den Mund. Eine Anspielung auf Lippenleser, die ihn am Mittwoch bei der Niederlage gegen Barcelona des Fluchens überführt hatten.

Gesagt war damit schon viel über den Samstagnachmittag des FC Bayern, auch ohne Worte.

0:1 (0:0) hatte die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola gegen den FC Augsburg verloren und dem kleinen Nachbarn damit zumindest bis Sonntag zum Sprung auf den fünften Tabellenplatz verholfen. Augsburg hat nach dem Sieg in München wieder gute Aussichten auf den Einzug in die Europa League. In eigener Sache fiel für Bayern das drittletzte Ligaspiel, das die Terminplaner gemeinerweise zwischen den beiden Halbfinals der Champions League platziert hatten, allerdings weniger hilfreich aus. Am Dienstag steht in der Arena die zweite Verabredung mit den Katalanen an.

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(Foto: Christoph Stache/AFP)

Traumtor: Raul Bobadilla (M.) erzielt das das 1:0 für Augsburg gegen Neuer (r.) und Schweinsteiger - per Hackentrick.

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(Foto: Matthias Schrader/AP)

Die andere entscheidende Szene: Ersatztorhüter Reina (Nr. 23) foult den heranstürmenden Bobadilla (am Boden) - der Torwart sieht Rot.

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(Foto: Matthias Schrader/AP)

Für ihn kommt Neuer (hinten) rein: Seine erste Szene ist der fällige Elfmeter. Schütze Paul Verhaegh (Nr. 2) trifft nur den Pfosten.

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(Foto: Lennart Preiss/Getty Images)

Bayern-Trainer Pep Guardiola ahnt da bereits, dass es für sein Team ein unangenehmer Nachmittag wird: Fast 80 Minuten spielt München zu zehnt.

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(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Seine Spieler versuchen einiges - gestikulieren zum Beispiel, wie hier Müller: Doch vor allem offensiv ist die Leistung durchwachsen.

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(Foto: Matthias Schrader/AP)

Und das, obwohl Robert Lewandowski (mit Maske) von Anfang an spielt. Allerdings ist der Pole immer noch angeschlagen.

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(Foto: Lennart Preiss/Getty Images)

Und so feiert der FCA geschlossen den Sieg (hinten), während Bayerns Schweinsteiger frustriert vom Platz trottet.

"Eine schlechte Saison sieht anders aus"

Durch das Gegentor von Raul Bobadilla aus der 71. Minute, hübsch inszeniert als Hackentrick nach dem Pass des Münchner Leihspielers Pierre-Emile Höjbjerg, hat der FC Bayern nun drei Spiele hintereinander verloren, was Guardiola in seiner Trainerkarriere zuvor nie passiert war. Rechnet man das Pokalaus im Halbfinale gegen Borussia Dortmund im Elfmeterschießen hinzu, sind es gar vier Niederlagen in Serie. Streng genommen geht das Ausscheiden im Elfmeterschießen gegen Dortmund als Unentschieden in die Statistik ein, vier Pleiten hintereinander waren es aber auf jeden Fall. Das gab es für die Münchner zum letzten Mal vor 24 Jahren. Und auch der Umstand, dass die Bayern nun schon seit sechs Stunden und einer Minute auf ein eigenes Tor warten, erzählt viel über die aktuelle Situation beim Meister.

"Für uns geht es in der Bundesliga um nichts mehr. Da ist es nicht so einfach, immer zu 100 Prozent auf dem Platz zu stehen", versuchte sich Philipp Lahm an einer Erklärung. Der Kapitän bilanzierte vorsorglich schon einmal, dass diese Saison mit dem Meistertitel auch dann als gut zu werten sei, wenn die Sensation am Dienstag ausbliebe und das 0:3 gegen Barça nicht mehr aufgeholt werde. Lahm sagte es so: "Ich weiß, was schlechte Saisons sind, und die schauen ganz anders aus."

Neuers erste Einwechslung - nach 14 Minuten

Gegen die Augsburger war es zunächst ein munteres Spiel gewesen, das auch dadurch belebt wurde, dass die Bayern früh in Unterzahl gerieten. Ersatztorwart Pepe Reina, der wie Mario Götze, Dante und Mitchell Weiser in die Mannschaft rotiert war, kam nach einem langen Schlag vom gegnerischen Torwart Marwin Hitz im Strafraum zu spät gegen Bobadilla und checkte den bulligen Augsburger Angreifer um. Schiedsrichter Sascha Stegemann entschied folgerichtig auf Strafstoß und Platzverweis für Reina (13.). Manuel Neuers Verschnaufpause war damit bereits nach 14 Minuten beendet, ebenso wie Lahms Einsatz gegen Augsburg. Guardiola opferte den Kapitän für den Welttorhüter, der zum ersten Mal in der Bundesliga eingewechselt wurde. Vielleicht war es ja auch dessen Präsenz, durch die Paul Verhaegh seine sonstige Souveränität bei Elfmetern verlor. Alle vorherigen fünf Versuche dieser Saison hatte der Augsburger Kapitän verwandelt, diesmal traf er den Außenpfosten (15.).

Es sollte eine durchaus typische Szene für dieses Spiel unter Nachbarn werden, der FCA vergab noch einige weitere Großchancen, die beinahe Elfmetern glichen. Das galt vor allem für Halil Altintop, der einen nahezu ruhenden Ball zentral im Strafraum trotz viel Zeit zur Schussvorbereitung dermaßen schlecht traf, dass dieser am Tor vorbeihüpfte. Und auch Bobadilla verschluderte noch eine Chance auf ähnliche Weise, wenngleich aus einer weniger komfortablen Position.

Und Guardiola ist wieder "stolz auf die Spieler"

Die Münchner hatten erkennbar wenig Freude an diesem lästigen Pflichtauftritt. Zu Chancen kamen sie dennoch, wie etwa durch Götze, der vor allem zu Beginn spürbar bemüht war, nach der Kritik der vergangenen Tage positive Zeichen auf dem Platz zu setzen. Bei seinem hübschen Schuss in der neunten Minute hatte der 22-Jährige allerdings das Pech, nur den Außenpfosten zu treffen. Ähnlich erging es später Robert Lewandowski, dessen angehobener Ball die Latte touchierte. Das waren allerdings auch schon die besten Offensivszenen der Bayern. Mitchell Weisers wuchtigen Rechtsschuss konnte man in der zweiten Halbzeit noch einbeziehen. Doch viel mehr kam nicht. Immerhin, für ein Lob vom Trainer reichte dies - und sei es für ein Lob mit Sprung. "Ich bin sehr stolz auf die Spieler", sagte Guardiola. So, wie er es schon seit Wochen sagt. Augsburgs Trainer Markus Weinzierl konnte nach seinem 100. Ligaspiel dagegen vergnügt sagen: "Leider waren das nur drei Punkte, auch wenn es ein wunderschöner Sieg war."

© SZ vom 10.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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