Dennis Schröder in der NBA:Hoch gehandelt in Atlanta

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Bald in der NBA: Dennis Schröder (Archivbild). (Foto: dpa)

Dennis Schröder kannte bis vor wenigen Wochen kaum jemand in der NBA. Nun haben sich die Atlanta Hawks das Transferrecht an dem jungen Braunschweiger gesichert. Das Verblüffende: Begehrter als Schröder waren bislang nur drei deutsche Spieler.

Von Joachim Mölter und Jürgen Schmieder

Man muss sich die sogenannte Draft in den amerikanischen Profisportarten vorstellen wie eine Börse, an der die Talente eines Jahrgangs gehandelt werden und die Klubs quasi Optionen auf sie erwerben können, in einer festgelegten Reihenfolge. Grundsätzlich dürfen die schlechtesten Klubs der Vorsaison zuerst zugreifen und die besten erst am Schluss, so soll das Leistungsgefälle ausgeglichen werden, damit der Spielbetrieb schön spannend bleibt.

Der deutsche Basketballer Dennis Schröder, 19, hat sein Talent an diese Börse gebracht, und die Atlanta Hawks haben sich am Donnerstag das Transferrecht an ihm gesichert, als sie an 17. Stelle an die Reihe kamen. Höher gehandelt wurden in der Geschichte der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, nur drei andere Deutsche: Detlef Schrempf (1985, als Achter), Christian Welp (1987, als 16. ) und Dirk Nowitzki (1998, als Neunter). Uwe Blab wurde 1985 ebenfalls an 17. Stelle ausgesucht. Wie Schrempf und Nowitzki landete er bei den Dallas Mavericks; wie der von den Philadelphia 76ers auserkorene Welp hatte er freilich nur eine kurze NBA-Karriere.

Den 19 Jahre alten Schröder kannte bis vor wenigen Wochen noch kaum jemand in den USA. Er ist ein äußerst agiler junger Spielmacher, der ein Gespür hat für Tempowechsel, einen Blick für die Mitspieler und eine ruhige Hand beim Wurf. Schröder ist auch ein engagierter Verteidiger, das wird vom Publikum gern unterschätzt oder übersehen, das ist aber wichtig in der NBA. Nach dortigen Maßstäben ist er mit seinen 1,86 Meter und 75 Kilo freilich ein Leichtgewicht, das unbedingt noch Muskelmasse zulegen sollte.

In Deutschland spielte Schröder bei einem eher durchschnittlichen Verein, den New Yorker Phantoms Braunschweig. Den Amerikanern ist er jedenfalls erst aufgefallen, als er bei ihnen vorspielte, erst mit einer internationalen Auswahl im April in Portland, dann alleine bei einigen Teams. Plötzlich stiegen seine Aktien, er galt als interessant für einen Klub, der es sich leisten kann, seine weitere Entwicklung abzuwarten. Bei den Atlanta Hawks kann er aber durchaus schon Spielzeit bekommen in seiner ersten Saison als NBA-Profi.

Für Dennis Schröder spielte es letztlich aber weniger eine Rolle, welcher Klub ihn auswählen würde - für ihn war wichtig, in der ersten der beiden Draft-Runden ausgewählt zu werden: Der NBA-Tarifvertrag gibt vor, dass nur solche Spieler garantiert einen Zwei-Jahres-Vertrag bekommen mit Optionen auf zwei weitere Spielzeiten. Sogar der Gehaltsspielraum für die sogenannten Erst-Runden-Picks ist festgelegt: Schröder darf für das erste Jahr mit etwa 1,36 Millionen Dollar rechnen.

Dennis Schröder hat die Draft im Übrigen nicht in Brooklyn miterlebt, wo sie abgehalten wurde: Er verfolgte das Geschehen vor dem Bildschirm, daheim in Braunschweig bei seiner Familie.

© SZ vom 29.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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