DEL-Tabellenführer Straubing:Schlau gestrickt

Ice hockey Eishockey DEL Straubing vs RB Muenchen STRAUBING GERMANY 18 SEP 15 ICE HOCKEY DEL

Für Straubing läuft es zu Saisonbeginn: Die Tigers führen die Tabelle mit drei Siegen aus drei Spielen an.

(Foto: imago)

Die Niederbayern sind als bescheidenes Team in die Saison gestartet. Nun haben sie Titelaspirant EHC München 5:2 geschlagen und sind alleiniger Tabellenführer.

Von Christian Bernhard, Straubing/München

Besondere Momente erfordern besondere Maßnahmen. Genau das dürften sich die Straubing Tigers gedacht haben, als sie bereits nach dem zweiten Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) einen Erinnerungsschal herausbrachten. Grund dafür war die erstmalige Tabellenführung des niederbayerischen Vereins in der zehnjährigen DEL-Geschichte. Damit begnügen sich die Straubinger allerdings nicht, wie sie am Freitagabend untermauerten. 5:2 (1:0, 1:1, 3:1) schlugen sie am dritten DEL-Spieltag Titelaspirant EHC München und sorgten dadurch bei ihrem Trainer Larry Mitchell für Glücksgefühle.

"Es macht mich stolz, dass wir gegen eine so starke Mannschaft drei Punkte holen konnten", sagte Mitchell. Da Wolfsburg gegen die Eisbären Berlin mit 2:3 unterlag, ist Straubing nun mit neun Punkten alleiniger Tabellenführer und stellte außerdem einen neuen Klubrekord auf: Noch nie waren die Niederbayern mit drei Siegen in eine DEL-Saison gestartet.

Für die Tigers ist die aktuelle Situation doppelt schön, da sie eine sehr enttäuschende Saison hinter sich haben. Nach einem katastrophalen Start mit 18 Niederlagen aus den ersten 21 Spielen kam in der vergangenen Spielzeit erst Schwung ins Stadion am Pulvertum, als Larry Mitchell im Dezember den glücklosen Rob Wilson beerbte. Mitchell, der nach sieben Jahren in Augsburg zu den Niederbayern gewechselt war, führte die Mannschaft in den restlichen Spielen zumindest noch auf den vorletzten Platz. Eines der Highlights dabei war der 4:0-Heimerfolg über den EHC München im Februar.

"Schlau gespielt": Auch der Gegner findet lobende Worte

Der Sieg am Freitagabend gegen den bayerischen Rivalen wurde noch euphorischer gefeiert. Mirko Höfflin, der seine ersten zwei Tore im Tigers-Trikot erzielte und ein weiteres vorbereitete, sprach von einem "Riesen-Sieg". Die "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey"-Gesänge, die bereits vor der Partie im Stadion angestimmt wurden, waren nach dem Schlusspfiff noch lauter. "Respekt, Straubing hat heute sehr gut gespielt", konstatierte Münchens Nationalspieler Frank Mauer. Die Tigers, so Mauer, hätten "alles in die Waagschale geworfen und ihre Chancen gut genutzt". Auch EHC-Trainer Don Jackson lobte die Niederbayern. "Sie haben sehr schlau gespielt", betonte er, "und sie haben die richtigen Dinge vor unserem Tor gemacht."

Das konnte man von den Münchnern nicht behaupten. 40 Torschüsse gaben sie ab, alleine im Mitteldrittel verbuchten sie mehr Schüsse (19) als Straubing im kompletten Spiel (15). Allerdings fehlten dem EHC Präzision und Durchschlagskraft. "Ich hatte viel zu tun, aber die Jungs haben sicher noch 30 Schüsse geblockt", erklärte Tigers-Torhüter Matt Climie. Der 33-Jährige ist einer der Garanten für den Höhenflug und hat sich wie viele Straubinger Zugänge schon sehr gut in die Mannschaft eingefügt. Auch Ryan Bayda, der wie Höfflin zweimal gegen den EHC traf, Steven Zalewski, Mike Connolly und Mike Hedden überzeugten in den ersten Spielen, alle haben schon mindestens drei Scorerpunkte auf dem Konto. Verteidiger Maury Edwards sogar fünf.

Elf verschiedene Torschützen - so viel hat kein anderes DEL-Team

Die Ausgeglichenheit ist derzeit das große Plus der Straubinger, elf verschiedene Torschützen kann das Mitchell-Team nach nur drei Spielen schon vorweisen - so viele wie kein anderes Team in der Liga. Zum Vergleich: Bei Meister Mannheim waren erst zwei Spieler erfolgreich. Dabei fehlt Blaine Down, Straubings Topscorer der letzten Jahre, sogar noch verletzt. "Die Systeme sitzen größtenteils, und die Chemie in den Reihen stimmt", hatte Mitchell schon vor dem Ligastart erklärt, und die ersten drei Spiele gaben ihm Recht. So gelang es den Tigers auch, als erstes Team überhaupt in dieser Saison den Münchner Unterzahlriegel zu knacken. In den vier Champions-Hockey-League-Gruppenspielen und den ersten zwei DEL-Spielen war der EHC ohne Gegentor in Unterzahl geblieben, Straubing war nun gleich zweimal mit einem Mann mehr erfolgreich. "Unser Powerplay und unser Unterzahlspiel waren stark, sie haben uns den Sieg gesichert", erklärte Höfflin, der eines seiner Tore in Unterzahl erzielte.

Für den EHC München, der weiter vier Zähler auf seinem Punktekonto hat, blieb als kleiner Trost, dass es Meister Mannheim noch schlechter erging. Dieser musste sich zu Hause den zuvor punktlosen Augsburger Panthern mit 2:6 geschlagen geben und ist damit Tabellenvorletzter. In Straubing aber stricken sie nun weiter am Erinnerungsschal.

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