DEL:Rauerer Wind

Kölner Haie - EHC München

Champions-Kater: Zuletzt noch in der Champions Hockey League erfolgreich, verlieren die Münchner am ersten DEL-Spieltag gegen Köln.

(Foto: Henning Kaiser/dpa)

Zum Auftakt der Deutschen Eishockey Liga haben überaschenderweise vor allem jene Teams Probleme, die zuvor in der Champions League erfolgreich im Einsatz waren.

Von Christian Bernhard, München

Besser hätten sich die Verantwortlichen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den Start in die 22. Saison wohl nicht vorstellen können. Gerade mal zwei Minuten waren im ersten TV-Live-Spiel der Saison zwischen den Adler Mannheim und den Schwenninger Wild Wings gespielt, als der große Rückkehrer Marcel Goc mit viel Schwung zum Tor zog und nur mit einem Foul gestoppt werden konnte. Die Schiedsrichter zögerten keinen Augenblick und entschieden auf Penalty. 13.382 Zuschauer starrten auf Adler-Angreifer Goc, der anlief, mehrmals einen Schuss antäuschte und Schwenningens Torhüter Joseph MacDonald tunneln wollte. Es blieb beim Versuch, MacDonald bekam seine Schoner zusammen und wehrte den Penalty ab. Das erste Tor der Saison sollte dann doch nicht durch Marcel Goc fallen, der nach 699 Spielen in der National Hockey League (NHL) als spektakulärster DEL-Transfer des Sommers in seine Heimat zurückgekehrt war. Der Wert der schönen Auftakt-Dramaturgie war dahin.

Meister Mannheim hat das Derby gegen Schwenningen am Freitagabend trotzdem gewonnen, dank eines kuriosen Treffers von Ryan MacMurchy (45.), dessen Schuss vom Schoner MacDonalds abgefälscht über den Torhüter hinweg ins Tor flatterte, stand am Ende einer sehr engen Partie gegen den Tabellenletzten der vergangenen Saison ein knapper 1:0-Sieg. Damit stand Mannheims Auftakt stellvertretend für die Schwierigkeiten, die Deutschlands Vertreter in der Champions Hockey League (CHL) zum Liga-Saisonauftakt hatten.

Höheres Niveau als international

In der vergangenen Saison waren alle sechs deutschen CHL-Teilnehmer schon in der Vorrunde gescheitert, fünf davon als Gruppenletzte und nach teils indiskutablen Leistungen. Diese Saison wendete sich das Blatt. Fünf der sechs deutschen Teams erreichten - auch dank einer Modus-Änderung, wodurch zwei der drei Gruppenteilnehmer weiterkamen - die K.o.-Runde, nur die Krefeld Pinguine blieben auf der Strecke. Die Deutschen Mannschaften ließen ihren Ankündigungen ("Wir nehmen die Champions League verdammt ernst", Münchens Frank Mauer) bislang Taten folgen. Der EHC München und Mannheim gewannen ihre Gruppen, Ingolstadt ließ durch den 5:3-Erfolg über den schwedischen Meister Växjö Lakers aufhorchen.

Münchens Trainer Don Jackson aber wies seit dem letzten Champions-League-Gruppenspiel darauf hin, dass in der Liga ein anderer Wind wehen würde. Die DEL-Teams wüssten, wie seine Mannschaft spiele, sie würden bereit sein, warnte er. Und er sollte Recht behalten: Der EHC, der als Meisteranwärter in die Saison ging, lieferte den rundum erneuerten Kölner Haien, die ebenfalls als Titelkandidat gelten, vor mehr als 18.243 Zuschauern in der Kölner Arena zwar einen harten Kampf. Er verlor allerdings 2:3 nach Penaltyschießen - und war damit in guter Gesellschaft, denn auch die Champions-League-Teilnehmer Düsseldorf und Ingolstadt verließen das Eis am ersten Spieltag als Verlierer. Düsseldorf musste sich in Wolfsburg 0:2 geschlagen geben, Vize-Meister Ingolstadt unterlag auswärts den Hamburg Freezers mit 2:4. "Die DEL hat ein richtig gutes Niveau, vielleicht einen Tick besser als unsere Champions-League-Gruppenphase", konstatierte Münchens Nationaltorhüter Danny aus den Birken. Neben Mannheim gelangen aus dem CHL-Sextett nur den Eisbären Berlin (5:2 gegen Nürnberg) und Krefeld (5:3 in Augsburg) Auftaktsiege.

Nürnberg und München ringen um Zepp

Nürnbergs Sportdirektor Martin Jiranek bestätigte am Rande der Partie in Berlin sein Interesse an Nationaltorhüter Rob Zepp. Der 34-Jährige hatte in der vergangenen Saison zehn NHL-Spiele für die Philadelphia Flyers bestritten, ist derzeit aber vereinslos. Es müsse noch einiges geklärt werden, betonte Jiranek, der verletzungsbedingt monatelang auf seine Nummer eins Jochen Reimer verzichten muss und unterstrich, dass der EHC München "wohl auch" Interesse an Zepp habe. Derzeit heißt Münchens Nummer eins aber Danny aus den Birken. Und der ehemalige Kölner ist mit den Gedanken schon beim nächsten Topspiel: Am Sonntag gastiert Meister Mannheim in München (16.30 Uhr).

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