DEL-Klub Ingolstadt:Es geht ums Geld

DEL Eishockey ERC Ingolstadt Adler Mannheim Saison 2017 2018 Larry Mitchel Sportdirektor; Larry Mitchell ERC Ingolstadt

Bis auf Weiteres auch noch als Trainer an der Bande: ERC-Ingolstadt-Sportdirektor Larry Mitchell.

(Foto: Stefan Bösl/imago)

Obwohl er den Trainerposten nur kurz übernehmen wollte, coacht Sportdirektor Larry Mitchell immer noch den ERC.

Von Christian Bernhard

Am Montagabend musste Claus Gröbner dann noch eine Rede halten. Was er auf der Weihnachtsfeier des ERC Ingolstadt, bei der neben den Sponsoren auch die Gesellschafter und die Mannschaft anwesend waren, grob sagen wollte, wusste der ERC-Geschäftsführer schon am Montagmittag. Gröbner hatte sich vorbereitet - ein paar Abstimmungen waren aber noch vorzunehmen. "Es ist gerade nicht die einfachste Situation", sagte er vor der Feier.

Schließlich musste der Redner Gröbner den ERC-Geldgebern erklären, warum der Meister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) von 2014 und Playoff-Finalist 2015 derzeit nur Tabellen-Elfter ist - und damit aktuell nicht einmal für die Pre-Playoffs qualifiziert wäre. Am Sonntag hatte der ERC bei den Schwenninger Wild Wings, einem direkten Konkurrenten um die Playoff-Qualifikation, 1:2 verloren. Fünf Punkte ist der letzte direkte Playoff-Platz sechs mittlerweile schon weg. "Jetzt stehen wir wieder da und sagen, dies und das hätten wir machen sollen", sagte Torhüter Jochen Reimer. "Für uns zählen nur noch Punkte, egal wie. Wir müssen kratzen, beißen, spucken."

Larry Mitchell hatte den Grund für die 18. Saisonpleite im 31. Spiel schnell ausgemacht: "Wir haben zu wenig Druck erzeugt, um auswärts Punkte zu holen." Mitchell sagte diese Sätze nicht als Ingolstadts Sportdirektor, der er seit April ist. Sondern als Ingolstadts Trainer, der er zudem seit Anfang November ist. Damals hatte der Verein sich von Coach Tommy Samuelsson getrennt und Mitchell die sportliche Verantwortung interimsmäßig übertragen. Mitchell hatte damals angekündigt, die Doppelbelastung bald wieder hinter sich lassen zu wollen.

Der Spieler-Etat der Ingolstädter könnte künftig schrumpfen

Daraus wurde noch nichts. Mehr als einen Monat später coacht der Trainer Mitchell immer noch das Team, obwohl die Trainersuche laut Sportdirektor Mitchell "höchste Priorität" hat. Für ihn bedeutet das: viel zusätzliche Arbeit und die immer gleichen Fragen. "Wir wollen, dass ich immer wieder die gleichen Fragen beantworten muss und trotzdem den richtigen Trainer einstellen", sagte er am Sonntag. Auf die Nachfrage eines Journalisten, warum die Suche in Ingolstadt denn eigentlich so lange dauere, wenn Borussia Dortmund doch quasi über Nacht einen Trainer gefunden habe, antwortete Mitchell mit einem Lächeln: "Wir im Eishockey sind gut beraten, uns nicht mit dem Fußball zu vergleichen."

Zumindest ließ er durchklingen, warum noch kein Neuer da ist. Unsere Suche, sagte er, befinde sich in einer Phase, "in der wir nicht den richtigen zu den richtigen Konditionen gefunden haben". Gute Trainer, die auf dem Markt sind, haben oft noch einen laufenden Vertrag mit ihrem ehemaligen Klub, es geht um komplizierte Anstellungsverhältnisse, um Auszahlungen und Abfindungen. Kurz: ums Geld. "Natürlich müssen wir schauen, dass es in einen gewissen finanziellen Rahmen passt", sagte Gröbner. Es gehe weiter darum, einen Schnellschuss zu verhindern und den passenden Mann zu finden. Bis dahin sieht Gröbner den Verein in dieser Personalie gut aufgestellt. "Larry hat eine absolute Expertise als Coach und zudem einen sehr starken Trainerstab mit Clayton Beddoes und Fabian Dahlem um sich."

Der Geschäftsführer schaut nicht nur in Sachen Trainer über die Saison hinaus. Kürzlich hatte er dem Donaukurier gesagt, dass es "Auswirkungen" auf den Spieler-Etat haben könnte, falls der ERC erneut seine sportlichen Ziele verfehlen würde. Man könne dann nicht sagen: "Weiter so", betonte er. Konkret bedeutet das: Im Meister- und Vizemeister-Jahr hat der Verein die Playoff-Mehreinnahmen für Investitionen in den Kader verwendet. "In letzten zwei Jahren konnten wir das so nicht machen", sagte Gröbner. Da waren die Oberbayern jeweils in den Pre-Playoffs ausgeschieden. Derzeit belegen sie laut der Fachzeitschrift Sponsors zusammen mit den Nürnberg Ice Tigers mit gut neun Millionen Euro Rang fünf im DEL-Umsatzranking.

Der ERC will nach der Saison einen "Kassensturz machen"

Wenn die sportliche Leistung wie in der bisherigen Saison hinter den Erwartungen bleibt, "ist es schon ein Balance-Akt", erklärte er - und schloss eine zukünftige Reduzierung des Spieler-Etats nicht aus. Wenn die Tendenz so weiter gehe, müsse man nach der Saison "schon mal einen genauen Kassensturz machen und ein bisschen vorsichtiger daran rangehen". Der Redner Gröbner klang schon mal vielversprechender.

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