Debütant Kingsley Coman:Leiser Lautsprecher

Debütant Kingsley Coman: Debütierte für Bayern München: Kingsley Coman (r.) gegen Augsburgs Markus Feulner.

Debütierte für Bayern München: Kingsley Coman (r.) gegen Augsburgs Markus Feulner.

(Foto: Kerstin Joensson/AP)

Nach seinen forschen Tönen zur Vorstellung fällt Kingsley Coman bei seinem Liga-Debüt höchstens durch sein goldgefärbtes Zöpfchen und knallrosa Schuhe auf. Nach dem Schlusspfiff trottet er allein davon.

Von Lisa Sonnabend, München

Kingsley Coman trabte los. Sein langes Zöpfchen wippte auf und ab, die goldgefärbten Haare glitzerten in der Herbstsonne, die knallrosa Turnschuhe bildeten einen ungewöhnlichen Kontrast mit dem sattgrünen Rasen der Fröttmaninger Arena. Dann blies der 19-Jährige die Backen auf, er sah sich erst einmal um. Bei seinem Debüt für den FC Bayern lag tatsächlich so etwas wie Unsicherheit im Blick des selbstbewussten Franzosen.

Erst zwei Tage zuvor war der Last-Minute-Zugang in das Mannschaftstraining eingestiegen - und hatte in der kurzen Zeit bereits für ordentlich Aufsehen gesorgt. "Ich bin der Spieler, der den Unterschied macht", kündigte Coman bei seiner Vorstellung am Donnerstag recht unbescheiden an. Als er nun am Samstagnachmittag in der 56. Minute für Arturo Vidal auf den Platz kam, richteten sich 75 000 Paar neugieriger Augen auf ihn. 0:1 lagen die Münchner zu diesem Zeitpunkt gegen den FC Augsburg zurück. Am Ende gewannen sie noch 2:1, was allerdings nicht an Coman lag. Nach einem lauten ersten Auftritt folgte nämlich ein überraschend leises Bundesliga-Debüt.

Der junge Franzose verkniff sich nach der Partie markige Sprüche. Er sagte gar nichts, sondern stahl sich unbemerkt durch eine Hintertür aus dem Stadion. Auch die Mitspieler erwähnten ihren neuen Kollegen nicht, keiner fand lobende Worte über ihn. Denn es gab an diesem Nachmittag nur ein Thema: den umstrittenen Elfmeterpfiff in der 90. Minute, der die Partie zugunsten der Münchner entschied. Lediglich Kapitän Philipp Lahm meinte vage: "Kingsley ist ein anderer Spielertyp als ich."

Fast so schnell wie Costa, aber sehr viel nervöser

Bei seinem ersten Auftritt übernahm Coman den Platz auf dem rechten Flügel, den zuvor Lahm ausgefüllt hatte. Der U-21-Nationalspieler zeigte dabei, dass er fast so schnell laufen kann wie Douglas Costa. Er führte vor, wie geschickt er den Gegner auszudribbeln vermag. Doch Coman wirkte vor allem nervös, zurückhaltend und war von der Mannschaft noch nicht richtig eingebunden.

Die stärksten Szenen hatte Coman nur wenige Momente nach seiner Einwechslung. Er flankte in den Strafraum und holte dadurch eine Ecke heraus, dafür gab es sogar Szenenapplaus. Kurz darauf trickste er erst Tobias Werner, dann Markus Feulner aus. Seinen Schuss fing Torhüter Marwin Hitz allerdings mit Leichtigkeit ab.

Ob er am Mittwoch in der Champions-League-Partie gegen Olympiakos Piräus von Pep Guardiola nun erneut eine Chance bekommt? Das hängt vor allem davon ab, ob Mario Götze noch muskuläre Probleme plagen und ob Coman nach drei weiteren Tagen beim FC Bayern bereits enger in die Mannschaft integriert ist.

Nach dem Schlusspfiff am Samstag schlurfte Coman mit den anderen Spielern zur Südkurve. Thomas Müller und Manuel Neuer scherzten, Thiago und Xabi Alonso winkten gemeinsam ins Publikum. Coman marschierte ganz alleine hinunter zum Spielfeldende. Nur Douglas Costa unterhielt sich auf dem Rückweg in die Kabine kurz mit ihm. Es wird noch ein bisschen dauern, bis der junge Franzose angekommen ist beim FC Bayern. Und tatsächlich den Unterschied ausmachen kann.

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