Debatten beim FC Bayern:Facebook-Fauxpas vor dem Allerweltsspiel

Die Auftaktniederlage gegen Gladbach war nur ein "Ausrutscher", die PR-Aktion via Facebook dafür ziemlich ungelenk. Vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg sind die Bayern-Fans erst mal verärgert. Dafür hat Trainer Jupp Heynckes im Mittelfeld ein Luxusproblem.

Andreas Burkert

Der FC Bayern hat es bisher unterlassen, das Mitteilungsbedürfnis seiner Profis via Internetnetzwerk zu unterbinden. Anlass genug gäbe es für ein Verbot, nachdem der Brasilianer Breno den Verein über einen Dienst beschimpfte ("Sauerei") und der ukrainische Angestellte Anatoli Timoschtschuk vor dem Rückrundenstark in Mönchengladbach (1:3) nichts Besseres zu tun hatte, als ein Foto aus der Kabine online zugänglich zu machen.

Bastian Schweinsteiger

"Gladbach war ein Ausrutscher": Bastian Schweinsteiger, Mittelfeldstratege des FC Bayern.

(Foto: dpa)

Trainer Jupp Heynckes nannte diese Aktion "unprofessionell". Am Donnerstag haben die Bayern dann allerdings selbst über eine Internetplattform für Unmut gesorgt, zumindest beim eigenen Anhang. Dem war die Verkündung eines Transfers durch Sportchef Christian Nerlinger ("eine spektakuläre Neuverpflichtung für den Offensivbereich") avisiert worden. Letztlich handelte es sich aber um eine eher ungelenke PR-Aktion - ein schlechter Scherz in ungemütlichen Zeiten, lautete jedenfalls der Tenor der genervten Kundschaft.

Aber nicht nur das Münchner Publikum trägt offenbar die unerwartete Startpleite als Seelenballast mit sich herum, auch im Verein lässt sich eine gewisse Anspannung nicht leugnen vor dem Heimspiel am Samstag gegen den deutschen Transferweltmeister Wolfsburg. Die Mannschaft müsse wieder "seriös und konzentriert" auftreten, diesen indirekten Tadel hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vorab im Stadionheft hinterlassen.

Heynckes moniert ebenfalls eine unzureichende Arbeitseinstellung, "insgesamt muss die Mannschaft lernen und verstehen, dass es heute nicht genügt, überragende Fähigkeiten zu haben", sagte er der Bild-Zeitung.

Einen erstaunlichen Vorstoß unternahm schließlich Torjäger Mario Gomez, der öffentlich die Taktik thematisierte: "Unser Spiel ist brutal auf Ballbesitz ausgelegt", sagte er. "Wenn du 0:1 hinten liegst, und der Gegner steht mit zehn Mann am Sechzehner, dann bringt dir der Ballbesitz an der Mittellinie aber nicht viel."

Streichkandidat Müller

Am Donnerstag hat der Vizekapitän Bastian Schweinsteiger zur der Debatte Stellung genommen; er hat sich dabei jedes Wort gut überlegt. "Der Trainer hat da seine Vorstellungen, und die entsprechen auch denen der Mannschaft", versicherte der nach Knieproblemen wieder hergestellte Mittelfeldstratege. Man müsse "aggressiver sein und wieder besser nach hinten arbeiten und vielleicht noch mehr Geduld haben". Mit mehr Ruhe könne man "eine Mannschaft so hinrichten, dass es dann die Eins-gegen-Eins- Situationen gibt". Weniger Fehler im Spielaufbau als zuletzt in Gladbach und "schnelleres Umschalten bei Ballgewinnen", empfiehlt Schweinsteiger.

Das klingt simpel, doch auf Heynckes wartet mit dem anstehenden Allerweltsheimspiel in vielerlei Hinsicht eine spannende Aufgabe. Auch hat er ja ein Luxusproblem zu lösen, sofern es sich bei Franck Ribérys akuten Rückenproblemen wie mitgeteilt nur um eine Kleinigkeit handelt und der Franzose nach seiner Sperre wieder zur Verfügung stünde. In Gladbach hatte den Franzosen auf der linken Außenbahn Toni Kroos ersetzt, was sich angesichts dessen Fähigkeiten gegen defensive Gegner als Fehler erwies.

Als Streichkandidat gelten Thomas Müller, der für Kroos hinter Gomez spielte, oder Schweinsteigers Mittelfeldpartner Timoschtschuk. Es ist davon auszugehen, dass Heynckes auf die Offensivqualitäten setzt: Demnach würde der Allrounder Müller vorn verbleiben und Kroos als Zwischenspieler neben Schweinsteiger das defensive Mittelfeld ergänzen.

Gladbach sei nur "ein Ausrutscher" gewesen, hat Schweinsteiger noch gesagt. Er hat das wirklich gut gemacht, er ließ sich kaum anmerken, wie wichtig Wolfsburg wird. Dann verkündete er allerdings Unglaubliches: Da beim VfL ja wieder viele neue Spieler dazugekommen seien, hat er es tatsächlich getan: Schweinsteiger sah sich am vorigen Samstagnachmittag im Fernsehen die Partie Wolfsburg gegen Köln an.

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