Debatte um Tickethändler Viagogo:Da waren es nur noch sieben

Debatte um Tickethändler Viagogo: Die meisten Fans der Bundesliga sind mit den Bedingungen bei Viagogo nicht einverstanden.

Die meisten Fans der Bundesliga sind mit den Bedingungen bei Viagogo nicht einverstanden.

(Foto: imago sportfotodienst)

Viele Fans haben längst genug, jetzt kündigen immer mehr Bundesligaklubs die Zusammenarbeit mit dem Online-Kartenanbieter Viagogo. Das umstrittene Unternehmen muss allein in dieser Woche zwei weitere Vereine von seiner Kooperationsliste streichen - und tut dies nur widerwillig.

Von Boris Herrmann

Am Freitag treffen sich Vertreter deutscher Profiklubs und des Ligaverbandes DFL, um Ideen für eine gemeinsame Börse von Fußballtickets im Internet zu entwickeln. Damit soll den teilweise absurden Wucherpreis-Karten auf dem Schwarzmarkt die Nachfrage entzogen werden. Vor allem die Angebote des schweizerischen Online-Händlers Viagogo erregen zunehmend den Unmut der Vereine. Sie reagieren damit auf die Forderungen aus der Fan-Szene, die gegen solche Ticketschiebereien seit längerem Sturm läuft.

Die Zuschauer sind die größten Verlierer, wenn bei Viagogo teilweise Restkartenposten für höhere dreistellige Eurobeträge angeboten werden. Inzwischen scheint aber auch in zahlreichen Geschäftsstellen der Vereine die Erkenntnis zu reifen, dass der Ticket-Makler auf ihrem Rücken Geschäfte macht. Beispielsweise beim VfL Wolfsburg. VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann hatte jüngst erklärt: "Wir verfolgen genau, was bei diesen Anbietern geschieht. Der Kartenhandel dort ist untersagt."

Laut Röttgermann werden Kartenbesitzer, die ihr Ticket bei Viagogo zum Weiterverkauf anbieten, künftig vom VfL bestraft. Seltsamerweise wurde der Verein bis zu Beginn dieser Woche auf der Webseite von Viagogo trotzdem als offizieller Vertragspartner angeführt - ein Vereinslogo war sogar mit Kartenangeboten für alle Rückrundenspiele verlinkt. Der VfL zeigte sich auf SZ-Anfrage davon überrascht. "Wir sind definitiv kein Partner von Viagogo mehr", sagte Röttgermann. Am nächsten Morgen war das VfL-Logo von der Viagogo-Seite verschwunden.

Hatte die Firma aus Genf bloß vergessen, dass der VfL Wolfsburg die Zusammenarbeit längst gekündigt hatte? Oder steckt eine Masche dahinter? Der Versuch, sich um jeden Preis mit seriösen Referenzen zu schmücken? "Wir haben bemerkt, dass das Logo noch auf unserer Webseite war und haben es entfernt", teilte ein Viagogo-Sprecher auf Anfrage mit.

Bis vor Kurzem schien die halbe Liga mit dem Makler Geschäfte machen zu wollen. Nach der Wolfsburger Löschaktion gehörten laut Firmenangeben immerhin noch acht deutsche Profiklubs (FC Bayern, Augsburg, Stuttgart, Nürnberg, Hannover, Hoffenheim sowie die Zweitligisten Kaiserslautern und Bochum) zu den offiziellen Partnern. Auf die Frage, ob er weitere Karteileichen ausschließen könne, sagte der Firmensprecher: "Ja - soweit ich weiß". Am Mittwoch verschwand auch das Logo des VfL Bochum von der Webseite. Da waren es nur noch sieben.

Die Verträge mit Bayern, Hoffenheim und Stuttgart laufen zum Saisonende aus. Auch in Augsburg fordern Fans den sofortigen Ausstieg. Borussia Mönchengladbach ist kein offizieller Vertriebspartner, will Viagogo aber gerichtlich verbieten lassen, weiterhin Karten für seine Heimspiele zu vertreiben. Ähnliches gilt für den DFB und die Spiele der deutschen Nationalelf. Bayer Leverkusen hat bereits solch einen Prozess gewonnen - und muss doch tatenlos zusehen, wie dort weiterhin Bayer-Karten feilgeboten werden. "Wir verkaufen selbst keine Tickets, sondern stellen nur die Plattform", argumentiert Viagogo.

Das Landgericht München hat der Firma auch verboten, den Eindruck zu erwecken, sie stehe in einem Vertragsverhältnis mit Bayer 04. In Leverkusen sind sie deshalb schwer verärgert, dass Viagogo seine Kunden weiterhin mit dem Satz ködert: "Alle Karten für die Werkself unterliegen der Viagogo-Garantie." Der Ticket-Makler teilt dazu ironiefrei mit: "Auf unserer Webseite ist klar ersichtlich, mit wem wir zusammen arbeiten."

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