Debatte um Fördergelder:"Dann kann man auch mal den Sport retten"

Biathlon - Winter Olympics Day 2

Keine Medaille für die deutschen Biathletinnen in Sotschi: Franzsika Preuss nach der verpatzten Staffel.

(Foto: Getty Images)

Gibt Deutschland zu wenig Geld für seine Spitzensportler aus? Darüber wird nach der enttäuschenden Olympia-Bilanz diskutiert. Viele Sportler fühlen sich ausreichend gefördert - andere finden das System jedoch ungerecht.

Schon bevor die letzten Medaillen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi verteilt waren, wurde in Deutschland Bilanz gezogen. Und diese fällt - gemessen an den eigenen Ansprüchen - enttäuschend aus. 30 Medaillen, dieses Ziel sollten die deutschen Athleten erfüllen. 19 waren es am Ende. Zu wenig, für ein Land mit dem Selbstverständnis als Wintersport-Nation. Nun beginnt die Diskussion darüber, wie bei den nächsten Spielen wieder mehr zu holen ist.

Eine Idee: größere Investitionen. "Wir brauchen mehr Geld", fordert Christian Breuer, der Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). "Wir leisten uns einige Rettungsschirme. Dann kann man auch mal den Sport retten." Der frühere Eisschnellläufer denkt dabei nicht allein an eine Aufstockung der staatlichen Zuwendungen von etwa 130 Millionen Euro, über die nach Olympia mit dem Bundesinnenministerium verhandelt wird.

Vielmehr ist ihm daran gelegen, dass die Athleten selbst besser entlohnt werden für das immer intensivere Sporttreiben. Die Forderung hatte auch der Curler John Jahr erhoben. Ein "vermögender Staat" wie der deutsche sollte in seine Leistungsträger investieren, hatte der 48-jährige Hamburger angemahnt. "Ich habe das nicht böse gemeint", stellte Jahr nun klar, "aber ich glaube, ein so großes Land könnte besser fördern." Breuer meint: "Er hat recht."

122.000 Euro für eine Goldmedaille

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe tut, was sie kann. Alle der 153 Athleten des deutschen Olympia-Teams von Sotschi sind im Verlauf ihrer Karriere gefördert worden - jeder hat in seiner Laufbahn im Schnitt 37 000 Euro bekommen. Erstmals seit 2002 wurden die Prämien für die Plätze eins bis acht bei den Winterspielen angehoben. Für Gold, Silber und Bronze gibt es nun 20 000, 15 000 und 10 000 Euro. Im Vergleich zu Olympia-Gastgeber Russland, der seine Siegern in Sotschi mit 122 000 Euro belohnte, ist das allerdings eher bescheiden.

"Zu unserem Gesellschaftssystem passt nicht die Maximierung von singulären Prämien", erklärt der Sporthilfe-Vorstandsvorsitzende Michael Illgner. "Deshalb vergleichen wir uns auch nicht mit Ländern wie Russland." Allerdings ist auch ihm bewusst, dass die Sportförderung in Deutschland nicht mehr den hohen internationalen Anforderungen gerecht wird und die materielle wie immaterielle Unterstützung ausgebaut werden muss.

"Ich will mich nicht beschweren"

Glücklich können sich die Topathleten schätzen, die nicht nur von der Sporthilfe gefördert werden, sondern auch noch bei der Bundeswehr, der Bundespolizei oder dem Zoll eine Stelle bekommen. Viele der deutschen Winter-Olympioniken wollen sich deshalb nicht beklagen. "Ich finde es okay. Die Besten werden honoriert. Wenn man ganz vorne ist, verdient man gut", sagte etwa Andreas Wank, Team-Olympiasieger im Skisprung und Sportsoldat. "Ich will mich nicht beschweren und kann ehrlich Danke sagen."

Optimal unterstützt fühlt sich Rodel-Olympiasiegern Natalie Geisenberger, die dank Bundespolizei "110 Prozent" ihren Sport ausüben kann: "Für mich ist alles perfekt." Auch die Olympia-Dritte Viktoria Rebensburg ist zufrieden: "Man muss davon leben. Das ist der Fall."

Sportler, die nicht so im Fokus stehen, wie etwa Langläuferin Claudia Nystad, können nicht mit üppigen Fördereinkünften rechnen. Sie betont den ideellen Wert: "Die finanzielle Unterstützung darf nie die Leidenschaft aufwiegen, mit der Sport begonnen wird", sagt sie. Es gibt aber auch Athleten, die mehr Fördergerechtigkeit anmahnen. Diese sei "ausbaufähig", sagt Heli Herdt, Sportlicher Leiter im Deutschen Skiverband für den Bereich Freestyle.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: