Debatte um BVB-Stürmer Lewandowski:"Robert hat seine Entscheidung getroffen"

Kurz vor dem Pokal-Viertelfinale FC Bayern gegen Borussia Dortmund erklärt ein Berater von Robert Lewandowski "zwischen den Zeilen", dass der Stürmer den BVB verlassen wird. Franz Beckenbauer bezweifelt allerdings, dass die Bayern ihn brauchen.

Zwei Tage vor dem Aufeinandertreffen von FC Bayern München und Borussia Dortmund im Viertelfinale des DFB-Pokals erhält die Debatte um Robert Lewandowski neues Futter. Die Anzeichen verdichten sich, dass der Stürmer gerne den Wohnort wechseln will. Nun hat sich einer seiner Berater, Cezary Kucharski, im polnischen Fernsehen entsprechend geäußert: "Wer Roberts Karriere verfolgt hat, wird wissen, dass er in keinem Verein länger als zwei Jahre gespielt hat", sagt Kucharski: "In Dortmund spielt er bereits in seiner dritten Saison. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird wissen, was das bedeutet."

Die Dortmunder lesen bereits seit Wochen zwischen den Zeilen und rechnen längst nicht mehr mit einer Vertragsverlängerung des Polen. Bis 2014 ist Lewandowski noch an die Borussia gebunden, ein gut dotiertes Angebot für eine längere Zusammenarbeit ignoriert er seit einiger Zeit. Nun verkündet Kucharski: "Robert hat seine Entscheidung getroffen. Er allein bestimmt den Zeitpunkt, wann er sie verkünden wird."

Diese Erklärung bringt neue Schärfe in das Pokalspiel am Mittwoch. Zwischen den Zeilen werden nun viele lesen, dass sich Lewandowski entschieden hat, zum FC Bayern wechseln zu wollen. Und nun soll er seinem künftigen Arbeitgeber zum wiederholten Mal den Abend verderben und die perfekte Saison kaputt machen? Das Blitzlichtgewitter dürfte gewaltig sein, wenn Lewandowski am Mittwoch nach München kommt. Der Druck auf den 24-Jährigen ebenso.

Franz Beckenbauer zweifelt indes den Sinn und Zweck des vielspekulierten Transfers an. "Wir haben schon drei Stürmer. Wir haben Mario Gomez, wir haben Mario Mandzukic und wir haben Claudio Pizarro, der eigentlich der Beste von allen ist, wenn er fit ist", sagte der Bayern-Ehrenpräsident bei Sky 90. Ein vierter Stürmer "ist eigentlich nicht notwendig". Möglicherweise werde man sich noch von dem einen oder anderen trennen. Wenn er sich den jetzigen Kader anschaue, sei jede Position doppelt, teilweise dreifach besetzt. "Ein Transfer macht für mich wenig Sinn. Ich würde Lewandowski natürlich nehmen, ihm aber in Aussicht zu stellen, dass er auch spielt, dürfte schwierig werden", ergänzte der 67-Jährige.

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte am Rande des Champions-League-Spiels in London wiederholt: "Ich habe gesagt, dass Bayern München nicht plant, Gespräche oder Verhandlungen mit Borussia Dortmund über einen Transfer zu führen." Das würde bedeuten, dass die Dortmunder entweder am Ende der Saison selbst die Geduld mit Lewandowski verlieren und dessen Wunsch nach einem schnellen Wechsel nachkommen. In der Hoffnung auf eine hohe Ablösesumme. Oder Lewandowski bleibt bis 2014 und geht dann kostenfrei.

Dzeko mag Dortmund

Finanziellen Druck spüren die Dortmunder jedenfalls kaum. Die Borussia nähert sich in seiner finanziellen Schlagkraft immer mehr den Dimensionen von Bayern München an. "Ich habe die Hoffnung, dass wir im Gesamtjahr erstmals über 250 Millionen Euro Umsatz machen. Das hat in der Bundesliga bisher nur Bayern geschafft", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Bild am Sonntag. Als er 2005 angefangen habe, seien es noch 87 Millionen gewesen. Bayern München hatte im November für das Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz von 332,2 Millionen Euro angegeben.

Watzke verkündete zudem, dass er kein persönliches Problem damit habe, sollte Lewandowski irgendwann an die Isar wechseln. "Sie müssten grundsätzlich jeden Wechsel zu einem anderen Topklub irgendwann akzeptieren. Wir holen ja auch Spieler von anderen Vereinen und das bedeutet nicht, dass sie auf einmal einen schlechten Charakter haben", erklärte er. Wenn jemand wegen des Geldes zu Anschi Machatschkala gehe, "würde ich zucken und mich fragen, ob ich diesen Spieler wirklich richtig eingeschätzt habe. Aber um das mal klar zu sagen: Robert ist ein Top-Junge! Egal, wie lange er im Signal Iduna Park spielt. Wir hatten und haben ein absolut erstklassiges Verhältnis." Und sein Klub sei vorbereitet. Watzke: "Wir würden unseren Job schlecht machen, wenn wir - unabhängig von der Personalie Lewandowski - nicht für alle Eventualitäten gerüstet wären."

Womit man bei der Spekulation um die Lewandowski-Nachfolge in Dortmund angekommen ist. Julian Schieber, zu Beginn der Saison aus Stuttgart gekommen, konnte die Erwartungen kaum erfüllen. Nun werden alle Stürmer bereits mit dem BVB gehandelt, die nicht bei Drei ein Dementi von sich geben. Stefan Kießling aus Leverkusen zum Beispiel (sagte :"Ich weiß von nichts"), oder Adam Szalai aus Mainz oder Mame Diouf aus Hannover. Es wird über einen Wechsel Lewandwoski-Gomez spekuliert, aber auch davon dürften die Protagonisten selbst noch nichts wissen. International sollen die Dortmunder von Christian Benteke von Aston Villa oder Bafétimbi Gomis von Olympique Lyon angetan sein, aber Gesichertes weiß niemand.

Immerhin sagte nun Edin Dzeko, der frühere Wolfsburger Meisterstürmer und heute beim Scheich-Klub Manchester City angestellt, im Kicker: "Ich liebe die Bundesliga und werde auch in die Bundesliga zurückkehren." Nur wann, das wisse er noch nicht. Für einen, der angeblich mehr als zehn Millionen Euro im Jahr verdient, kommt eigentlich nur der FC Bayern in Frage. Oder eben Borussia Dortmund, falls Manchester City und Dzeko der Borussia erheblich entgegenkommen.

Immerhin ist der Bosnier dem BVB zugeneigt: "Dortmund ist ein Topklub, das hat nun auch in Europa jeder gesehen. Mit Jürgen Klopp arbeitet dort ein super Trainer."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: