Italienische Nationalhymne:
"Wir sind bereit zum Tod, Italien hat gerufen."
Torwart Buffon hat die Hymne so laut mitgesungen, dass man sie auch noch in Rio de Janeiro noch hören konnte. Ob Spieler die Hymne singen, ist für das Spiel nicht wesentlich, aber Inbrunst und Lautstärke des italienischen Gesangs strahlten - ohne Rücksicht auf den Notenschlüssel - eine Entschlossenheit und einen Gemeinsinn aus, den man den Deutschen so nicht angesehen hat.
Anders als bei der Heim-WM 2006 oder 2010 bei der Team-Neugründung ohne Michael Ballack ist Emotionalität keine tragende Säule des deutschen Spiels mehr. Gekonntes Handwerk und hohe Qualität haben das Team in den letzten beiden Jahren getragen; als es jetzt von Handwerk und Plan verlassen wurde, war es nicht imstande, sich über die banale Emotion ins Spiel zurück zu kämpfen.
Hansi Flick (Bundes-Co-Trainer):
"So einen Verrückten hätten wir auch haben können."
Diesen Satz hat Flick vor dem Italien-Spiel in Erwartung von Mario Balotelli gesagt. Er spielte damit auf Kevin-Prince Boateng an, um den der DFB nicht kämpfte, als er sich für das Nationalteam Ghanas entschied. Das galt bisher als seriöse Entscheidung, obwohl Boateng inzwischen beim AC Mailand Karriere gemacht hat.
Nachdem Balotelli die Deutschen jetzt mit einem Schuss Verrücktheit aus dem Turnier entfernt hat, fragen sich manche, ob diese deutsche Mannschaft zu brav ist, ob sie zu sehr unter Laborbedingungen gehegt und gepflegt wird, ob ihr die kontroversen Elemente fehlen. Tatsächlich hätte man sich Boateng im Spiel gegen Italien gut an der Seite von Khedira vorstellen können, sie wären als Duo nicht weniger explosiv gewesen als Bonnie & Clyde. Aber hätte Boateng artig auf einen Tag gewartet, an dem Bastian Schweinsteiger eine Pause bekommt? Eher nicht.
Trotz der ernüchternden Niederlage gegen Italien bleibt es eine Tatsache, dass Löws Kader bis zu diesem Abend eine funktionierende Gemeinschaft war. Ein Verrückter fehlt eher nicht - was fehlt, ist einer wie Matthias Sammer, der beim Stand von 0:2 einen schrecklichen Wutanfall bekommt und sicherheitshalber schnell zwei Tore schießt. Lars Bender könnte so einer werden - aber den hatte Löw trotz dessen Siegtores gegen Dänemark nicht mehr auf dem Zettel.