Davis Cup in Nancy:Gojowczyk gewinnt Fünf-Satz-Drama

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Sieg nach über vier Stunden: Peter Gojowczyk in Nancy (Foto: Nicolas Bouvy/dpa)

Er wehrt Matchbälle ab, bekommt Krämpfe und gewinnt doch noch: Der Weltranglisten-119. Peter Gojowczyk bezwingt im Davis Cup den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga - und sorgt für eine völlig unerwartete 2:0-Führung für das deutsche Team.

Carsten Arriens wusste für einen Moment nicht wohin mit seinen Emotionen. Der Bundestrainer des deutschen Tennis-Teams sprang von seiner Bank auf und umarmte Peter Gojowczyk, drehte sich zur Bank und feierte mit dem Team, ehe er erneut Gojowczyk um den Hals fiel.

Der Davis-Cup-Debütant aus München hatte gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga Sekunden zuvor für die Überraschung des Tages gesorgt und mit dem 2:0 das Tor zur ersten deutschen Halbfinal-Teilnahme seit sieben Jahren weit aufgestoßen.

5:7, 7:6 (7:3), 3:6, 7:6 (10:8), und 8:6 lautete nach einem dramatischen Match und 4:19 Stunden das Endergebnis. Gojowczyk humpelte in der Schlussphase nur noch, der 24-Jährige hatte sich beim größten Sieg seiner bisherigen Laufbahn am Oberschenkel verletzt und wurde von Krämpfen geplagt. N

achdem Tobias Kamke mit einem 7:6 (10:8), 6:3, 6:2 gegen Julien Benneteau die Vorlage geliefert hatte, gab jedoch nicht auf. Auch Tsonga, der frühere Australian-Open-Finalist, war vor 5000 begeisterten Zuschauern in Nancy an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt.

"Wenn das Match wegen Verletzung oder Krämpfen weggegangen wäre, das wäre ganz bitter gewesen", sagte Arriens nach dem Spiel: "Ich habe keine anderen Gedanken als an das Team hier. Alles andere, was davor war, ist weit weg." Gojowczyk dankte seinem Kapitän: "Carsten hat eine sehr, sehr große Rolle gespielt, er hat mir unglaublich geholfen auf der Bank."

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Nun fehlt dem deutschen Team nur noch ein Sieg, um zum ersten Mal seit 2007 ins Halbfinale vorzustoßen. Gegner dort wäre voraussichtlich Titelverteidiger Tschechien, der 2:0 in Japan führt. Bereits mit dem Doppel am Samstag (14 Uhr) können André Begemann und Tobias Kamke den Erfolg perfekt machen.

Die Auftritte der nächsten Generation rührten Kapitän Arriens sichtlich. Nach dem Eklat von Frankfurt, als das ausgefallene Abschlusseinzel beim Erstrundensieg gegen Spanien (4:1) die Zuschauer gegen die gesamte Mannschaft aufgebracht hatten, sah man Arriens nach Kamkes Sieg so gelöst wie lange nicht mehr. "Du hast genau das auf den Platz gebracht, was ich von Spielern erwarte, die im Davis Cup für Deutschland antreten", sagte der 44-Jährige zu seinem Schützling, als er ihn noch auf dem Court im Palais des Sports Jean Weille in die Arme nahm.

Neuling Gojowczyk erfüllte die Erwartungen seines Teamchefs sogar doppelt. Spielerisch überzeugte er gegen den ehemaligen Australian-Open-Finalisten Tsonga . Solche Leidenschaft hatten die deutschen Tennisfans zuletzt vor allem bei Philipp Kohlschreiber und Tommy Haas vermisst. Schon nach einem Tag nach dem Generationswechsel im deutschen Team ist nur schwer vorstellbar, dass Arriens noch einmal auf einen seiner beiden Problemfälle setzt.

Als wolle Kamke den Neuanfang auch mit Worten unterstützen, lobte er Arriens überschwänglich. "Besonders die Teamsitzung am Dienstag hat mich inspiriert, ich hoffe, ich erinnere mich noch in zehn Jahren daran", sagte Kamke, der Arriens als "unglaublich wichtig für das Team" bezeichnete: "Wir versuchen, das Vertrauen, das Carsten in uns gesetzt hat, zurückzuzahlen."

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