Davis-Cup:Hitze, Dampfbad und Tropical Chicken

Davis Cup Dominican Republic vs Germany

Widerstand den tropischen Temperaturen auf Santo Domingo: Philipp Kohlschreiber

(Foto: dpa)

Das deutsche Davis-Cup-Team geht durch den Sieg im Doppel gegen die Dominikanische Republik mit 2:1 in Führung. Die meisten Probleme machen aber nicht die Gegner.

Auch am frühen Morgen herrschen auf Santo Domingo Temperaturen, bei denen man als normaler Mensch nur dann in die Sonne geht, wenn man dort möglichst schnell ein Eis kaufen kann. Um 11 Uhr waren es schon 30 Grad Celsius und 62 Prozent Luftfeuchtigkeit. Philipp Kohlschreiber kommt aus Augsburg und dort herrschen diese Bedingungen höchstens, wenn man ins Reptilienhaus des örtlichen Zoos geht. Oder halt ins Dampfbad. Dustin Brown lebte dagegen lange auf Jamaika, und das liegt zwar nicht gerade fußläufig zur Dominikanischen Republik, aber sehr viel näher als Augsburg. So war es umso erstaunlicher, dass es ausgerechnet Brown für das deutsche Davis-Cup-Team an diesem Samstag richtig spannend machte.

Die deutschen Tennis-Herren kämpfen an diesem Wochenende um den Verbleib in der Weltgruppe der besten 16 Nationen, sie spielen die Relegation gegen die Dominikanische Republik. Ein Tennis-Zwerg, dessen Teilnahme an dieser Relegation schon der größte Erfolg der Geschichte ist. Aber im Davis-Cup ist schon viel passiert, und so kam es, dass Dustin Brown am Freitag kurzfristig für Benjamin Becker einspringen musste. Der Saarländer hatte das "Tropical Chicken" im Hotel nicht verkraftet und fiel mit Magenbeschwerden aus.

Krämpfe in den Waden, auch die Hand macht zu

Nach 3:06 Stunden verlor Brown dann völlig ausgelaugt gegen den im eigenen Stadion seit fünf Jahren ungeschlagenen Victor Estrella Burgos. "Es war komisch, weil ich diese Bedingungen ähnlich in New York hatte und danach hart in Florida trainiert habe", sagte Brown nach seiner Niederlage. "Ich hatte Krämpfe in den Waden und den Oberschenkeln, auch die Hand hat zugemacht." Der zweimalige Davis-Cup-Sieger Boris Becker hatte vor der Partie prophezeit, dass die Bedingungen im Urlaubsparadies problematischer als die Gegner werden könnten. Er hatte Recht.

Nachdem Philipp Kohlschreiber sein Einzel gegen José Hernandez-Fernandez souverän gewonnen hatte, stand das deutsche Doppel an diesem Samstag trotzdem unter Druck. Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann hatte in seinem Vierer-Team ja auch faktisch nur noch zwei gesunde Spieler, weil Brown auch einen Tag später noch mit den Folgen seiner Partie zu kämpfen hatte. Glücklicherweise war Doppel-Spezialist Philipp Petzschner mit auf die Karibik-Insel Hispaniola gekommen und kerngesund, Kohlschreiber assistierte ihm.

Der deutschen Nummer eins und dem Spezialisten Petzschner genügte dann auch eine solide Leistung zum ungefährdeten 6:3, 6:2, 6:3 gegen Victor Estrella Burgos/José Hernandez-Fernandez. Der nach dem dreistündigen Match gegen Brown ebenfalls müde Estrella Burgos verlor zum Auftakt gleich seinen Aufschlag und gab ihm mit einem Doppelfehler zum 1:4 gleich noch einmal ab. Die Chance zum 6:1 vergab das deutsche Duo, als Petzschner ein Break kassierte. Das war aber nicht mehr als ein kleiner Holperer. Der einstige Wimbledon- und US-Open-Champion im Doppel räumte fast alles am Netz weg, Kohlschreiber agierte mehr von der Grundlinie und war der spielerisch beste Akteur. Hätten die Deutschen im zweiten Satz ihre vielen Möglichkeiten konsequenter genutzt, wäre das Ergebnis noch klarer ausgefallen.

Gut, dass im Doppel die Punkte kürzer sind

Rund 1500 Fans kamen in das nationale Tennis-Zentrum im Parque del Este, eine Betonschüssel in der Hauptstadt. Sie suchten vor der Sonne Schutz unter Regenschirmen oder dem wenigen Schatten, den die Tribünen boten. Das Geschehen auf dem Platz blieb einseitig, weil Estrella Burgos längst nicht so stark wie im Einzel auftrat und seinem Partner auch im Doppel die notwendige Klasse fehlte. Mit einem Break zum 2:1 lagen Kohlschreiber und Petzschner auch im dritten Satz früh auf Kurs, danach hielt Petzschner sein Service nach einem der wenigen kritischen Momente zum 3:1. Nach 1:43 Stunden nahmen die Deutschen wieder einmal Estrella Burgos den Aufschlag, der sorgte dann mit einem Vorhandfehler beim zweiten Matchball für das Ende.

Petzschner sprach anschließend von einem "guten, soliden Doppel. Da sind ja auch die Punkte kürzer, da hast du nicht den physischen Effekt wie in den Einzeln." Es sei vor allem darum gegangen, "so konsequent und konzentriert wie möglich zu spielen, weil Kohli ja morgen sein drittes Match hat".

"Kohli" hat nun im Einzel am Sonntag gegen Estrella Burgos die Chance auf den entscheidenden Punkt zur uneinholbaren 3:1-Führung. "Es wird ein interessantes Match", sagte Kohlschreiber: "Er ist ein guter Spieler, der seinen Slice einsetzt, um das Spiel langsam zu machen und mit seiner starken Vorhand zu punkten. Ich glaube, dass ich der Favorit bin, aber er hat die Zuschauer auf seiner Seite." Wer danach gegen Hernandez-Fernandez spielen wird, ist noch nicht entschieden. Wahrscheinlich derjenige, der am wenigsten angeschlagen ist. Das klare Ziel des deutschen Teams ist es aber, es gar nicht erst zu diesem Spiel kommen zu lassen.

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