Vicente del Bosque, der spanische Nationaltrainer, hatte wirklich auf David Villa warten wollen. Bis zur letzten Sekunde der letzten Minute des letzten Tages vor Meldeschluss der Kader für die EM in Polen und der Ukraine. Am Dienstagabend bereitete dann aber Villa selbst der Hängepartie um seine Genesung ein Ende.
Die EM findet ohne ihn statt: David Villa sagte Spaniens Nationalcoach Del Bosque ab.
(Foto: REUTERS)Der Offensvispieler des FC Barcelona, der sich Ende vergangenen Jahres einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte, teilte am Dienstagabend nach einem Sondertraining mit der Jugendmannschaft des FC Barcelona mit, dass er nun ein endgültiges Einsehen habe: "Ich schaffe es nicht. Es reicht nicht." Andrés Iniesta sagte: "Mir tut das sehr leid für ihn, denn er hat viele Stunden Arbeit investiert. Aber er ist sehr aufrichtig."
Del Bosque, sollte das heißen, hätte ihn vielleicht sogar auf Krücken mitgenommen. Denn Villa ist nicht nur wegen der nackten Zahlen, die sein Lebenslauf enthält, von großer Bedeutung für die Spanier - und die wiegen schon schwer genug. Kein einziger Spieler hat im Dress der Nationalelf mehr Tore erzielt als Villa; bei den Titel-Erfolgen der Spanier (EM 2008/WM 2010) war er jeweils fleißigster Torlieferant. "Ohne David wären wir nie Europa- und Weltmeister geworden", sagte Santi Cazorla vom FC Málaga am Mittwoch.
Jenseits aller Treffer aber war Villa auch für das Innenleben der Mannschaft "fundamental wichtig", wie Cazorla ergänzte. Nun ist er nach Carles Puyol, dem Torschützen der Spanier im WM-Halbfinale gegen Deutschland, die zweite Schlüsselfigur, die der EM verletzt fernbleiben muss. Innenverteidiger Puyol, der wie Villa beim FC Barcelona angestellt ist, hatte sich vor wenigen Wochen einer Knie-OP unterziehen müssen.
Ankunft in Schruns
Wie del Bosque auf den Ausfall Villas reagieren wird? Gute Frage. Am Dienstag bezogen die Spanier ihr Trainingslager in Schruns in Österreich, wo sie sich schon auf die EM 2008 und die WM 2010 vorbereitet hatten; del Bosque hat sich noch nicht geäußert. Zurzeit hat er 21 Spieler zur Verfügung, denn in Spanien ist die Saison noch nicht vorbei.
Am Freitag steht in Madrid das Pokalfinale zwischen Barcelona und Athletic Bilbao an, wo diverse Stammkräfte der Nationalelf antreten müssen; am Samstag wollen die Spanier in der Schweiz ein Freundschaftsspiel gegen Serbien austragen. Gesetzt sind nach dem Ausfall von Villa Fernando Llorente (Athletic) und dessen Vornamensvetter Torres (FC Chelsea), der in den vergangenen Wochen aufsteigende Form gezeigt hat und ebenfalls auf Meriten verweisen kann.
Torres erzielte im EM-Finale von Wien das entscheidende Tor gegen Deutschland. Wie sein Mannschaftskamerad Juan Mata wird Torres aber erst jetzt zur Nationalelf stoßen, wegen der Champions-League-Finalteilnahme hatten beide noch ein paar Tage Zeit bekommen, um auszunüchtern. Roberto Soldado (FC Valencia), Álvaro Negredo (FC Sevilla) und Adrián (Atlético Madrid) dürften sich um den dritten Stürmerplatz streiten.
Dabei dürfte Soldado einen kleinen Vorsprung gegenüber Negredo haben. Den endgültigen Kader will Vicente del Bosque aber erst am Sonntag benennen.
