David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora:Mit freundlichen Grüßen an Vitali Klitschko

David Haye gewinnt den Boxkampf im Schwergewicht souverän und überzeugend gegen Dereck Chisora durch Niederschlag in der fünften Runde. Das unrühmlich zustande gekommene Duell erweist sich als temporeicher und spannender Kampf, den am Ende der technisch bessere Athlet für sich entscheidet. Der Kampf in der Runden-Zusammenfassung.

Jürgen Schmieder

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Vor dem Kampf

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(Foto: Getty Images)

David Haye gewinnt den Boxkampf im Schwergewicht souverän und überzeugend gegen Dereck Chisora durch Niederschlag in der fünften Runde. Das unrühmlich zustande gekommene Duell erweist sich als temporeicher und spannender Kampf, den am Ende der technisch bessere Athlet gewinnt. Der Kampf in der Runden-Zusammenfassung. Von Jürgen Schmieder Freilich ist David Haye Boxer, doch er könnte auch "cooler Hund" als Beruf angeben. Kurz vor dem Gang zum Ring schreibt er noch schnell auf seiner Twitterseite: "Alles klar hier!" Er lädt sogar noch ein Bild hoch. Sein Trainer Adam Booth gibt Interviews: "Wir sind perfekt vorbereitet, ich bin überaus selbstbewusst." Am Ring zeigt sich derweil die britische Prominenz: Snookerspieler Ronnie O'Sullivan ist da, Model Katie Price und Tennisspieler Andy Murray auch. Alle tippen auf einen Sieg von Haye.

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Einmarsch Dereck Chisora

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(Foto: REUTERS)

Erst hört man Polizeisirenen, dann die Titelmusik des Films "Gladiator": Der 1,85 Meter große und 112 Kilogramm wuchtige Chisora schreitet zum Ring, er trägt einen Mantel, auf dem die Nationalflaggen Afrikas zu sehen sind, darunter ein T-Shirt mit der Aufschrift "Africa is the future". Dazu natürlich das Cowboytuch vor Mund und Nase und die Kapuze über dem Kopf. Emotionen sind so freilich nicht zu sehen.

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Einmarsch David Haye

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(Foto: Getty Images)

David Hayes Einlauf ist weit weniger spektakulär: kein Mantel, keine Mütze, keine Mätzchen. Haye läuft wie immer zu "Ain't no stopping us now" zum Ring, wie immer trägt er nur zwei rote T-Shirts übereinander. Er wirkt überaus konzentriert, er lächelt nicht und macht auch keine Späßchen. Der 1,91 große und 96 Kilogramm schwere Brite scheint sein Comeback überaus ernst zu nehmen. Für ihn geht es nicht um eine Freakshow, sondern um ein Duell gegen Vitali Klitschko. "Ich war konzentriert, ich wollte keinesfalls ein Risiko eingehen", sagt Haye später.

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Staredown

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(Foto: REUTERS)

Wie immer da: Michael Buffer, der Mann mit der schönsten Stimme und den wenigsten Gesichtszügen weltweit. Bei der Vorstellung wird klar, dass die Menschen in London David Haye favorisieren. Beim Anstarren vor dem Kampf passiert nichts Außergewöhnliches, obwohl Chisora bekannt dafür ist, zu diesem Zeitpunkt mal jemanden anzuspucken oder zu schubsen.

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Runde 1

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Haye beginnt überraschend offensiv - eigentlich hatte man erwartet, dass Chisora der aktivere Akteur sein würde. Haye findet schnell Rhymthus und Distanz, er schlägt wie gewohnt schnell und zielgenau, dazu ist seine Beinarbeit Lehrfilm-tauglich. Chisora agiert zurückhaltend, als würde er nur ja keinen Fehler machen wollen. In der Rundenpause sind beide Trainer mit ihren Schützlingen zufrieden, die Runde sollte an Haye gehen. "Ich wollte gleich zu Beginn ein Statement setzen, das ist mir gelungen", sagt Haye später.

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Runde 2

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(Foto: REUTERS)

Haye versucht es nun mit Kombinationen, er schlägt zuerst eine schöne links-rechts-rechts-Variante und dann eine Serie aus linken Geraden und rechten Aufwärtshaken. Chisora wühlt sich nach vorne und prügelt dann wild um sich, als wäre er die Hauptattraktion eines Kirmesabends. Haye dominiert, doch sein Trainer Adam Booth ist nicht zufrieden. Nach dem Kampf sagt Booth: "David war mir zu langsam, zu unbeweglich, ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht. Doch ich habe auch gesehen, dass David etwas antizipiert hat und sich auf seinen Gegner einstellt."

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Runde 3

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(Foto: REUTERS)

Der Kampf läuft so, wie Haye ihn haben möchte: Er trifft aus der Distanz, hin und wieder streut er Haken und Aufwärtshaken an - dann bewegt er sich wieder nach hinten und vermeidet so den Infight. Es ist ein hochklassiger Schwergewichtskampf, weil Chisora zwar technisch limitiert ist, aber Treffer wegstecken kann und dann mutig nach vorne marschiert. Am Ende der Runde dann Tumult: Der Gong ist längst ertönt, doch Chisora schlägt einen harten linken Haken an Hayes Kopf. Der ist durchaus beeindruckt und bekommt danach auch noch eine Kopfnuss von seinem Gegner. Wird der Kampf nun schmutzig?

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Runde 4

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(Foto: Getty Images)

Der Kampf bleibt sauber, Haye hat den Treffer weggesteckt und legt sich seinen Gegner nun in der Ringecke zurecht. Er schlägt schöne Jabs und sehenswerte rechte Haken, doch ein ganz schwerer Treffer fehlt in dieser Runde. "Er hat ein überaus hartes Kinn", sagt Haye danach über Chisora. Der stürmt wild nach vorne, offenbart dabei aber seine technischen Unzulänglichkeiten - er trifft nicht einmal in den seltenen Momenten, in denen Haye die Balance verliert und die Deckung vernachlässigt.

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Runde 5

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(Foto: AFP)

Die Runde beginnt ruhig, wird dann aber spektakulär. Haye schlägt erst eine schöne Kombination aus linkem und rechtem Haken, Chisora geht zu Boden. Dann gelingt Haye eine gar noch schönere Variation: zwei rechte Haken, zwei linke Haken, rechte Gerade. Chisora muss wieder in den Ringstaub und steht nicht mehr auf. Beide Aktionen Hayes waren überaus sehenswert. "Ich weiß gar nicht, was passiert ist", sagt Chisora danach, "er hat mich hart getroffen, ich bin gefallen und konnte nicht mehr aufstehen. Die Schläge habe ich teilweise gar nicht kommen sehen."

David Haye gewinnt gegen Dereck Chisora

Nach dem Kampf

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(Foto: AP)

Haye lässt sich kurz feiern, dann kommt es zu einem schönen Moment: Er und Dereck Chisora geben sich die Hand, sie umarmen sich sogar. War alles offenbar gar nicht so schlimm zwischen den beiden. Haye sagt: "Wenn Vitali einen großartigen Kampf haben möchte: Ich bin hier!" Sein Trainer Adam Booth jedoch sagt: "Will Vitali wirklich in einen Ring mit einem derart schnellen Boxer, der dennoch über derart harte Fäuste verfügt? Das kann ich mir nicht vorstellen." Booth stellt aber auch klar: Sollte Haye nicht gegen Klitschko boxen, dann war der Kampf gegen Chisora der letzte in der Karriere des David Haye.

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