David Beckham:Verstärkung für die Weltelf

Real Madrid treibt das Bemühen um David Beckham voran.

Peter Burghardt

(SZ vom 18.6.2003) - Einen Pausenfüller bräuchte man nicht dringend in Spaniens Hitze, noch wird Fußball gespielt. Am Sonntag entscheidet sich die Meisterschaft, und wenn nicht alles schief geht, dann gewinnt den beliebten Titel mal wieder die Künstlertruppe von Real Madrid. Am vergangenen Wochenende hatten die Artisten den biederen Nachbarn Atletico de Madrid in dessen Stadion 4:0 auseinander genommen und von Real Sociedad San Sebastian die Tabellenführung übernommen - den abschließenden Besuch von Jupp Heynckes und Athletic Bilbao empfangen sie mit zwei Punkten Vorsprung. Dieser Tage allerdings beschäftigen sich Medien und Publikum vor allem mit einem jungen Engländer, der die blonden Haare derzeit rückseitig als Zopf trägt, wie in vielen Fotos zu besichtigen ist: David Beckham.

Zuletzt enthüllte das britische Revolverblatt The Sun samt Beweisbild ein sonniges Treffen zwischen Gesandten von Manchester United und Real Madrid auf der italienischen Insel Sardinien. Zugegen waren Präsident Peter Kenyon und Direktor David Gill, aus Spanien waren Vorstandsmitglied Pedro Lopez Jimenez sowie PR-Chef Jose Angel Sanchez angereist. Es heißt, die Interessenten bieten 25 Millionen Euro sowie einen Spieler, angeblich den Kameruner Geremi, derzeit in Middlesbrough geparkt - den Manchester allerdings kaum gebrauchen kann. Das spanische Fachblatt Marca behauptete, "in zehn Tagen" sei Beckham Profi von Real Madrid und montierte ihm ein weißes Trikot. Sportdirektor Jorge Valdano erläuterte dagegen, es sei auf Sardinien nur um gemeinsame Vermarktungsprojekte beider Vereine gegangen, doch das passt durchaus zum Thema.

Eine Weltelf mit ein paar Nachwuchskickern

Beckham wäre der nächste Schritt beim Versuch des Madrider Präsidenten und Bauherrn Florentino Perez, eine Weltelf mit ein paar Nachwuchskickern zu konstruieren. Dass er es ernst meint, hat er seit seinem Amtsantritt 2000 jeweils zur gleichen Jahreszeit demonstriert, während ihn seine Gegner für übergeschnappt erklärten: Erst kam Luis Figo, dann Zinedine Zidane, schließlich Ronaldo, und alle drei scheinen sich bislang auch finanziell zu lohnen. 40 Prozent des Jahresbudgets von 240 Millionen Euro decken Marketing und Trikotverkauf. Bei Beckham käme da besonders viel Geld zusammen, und beginnen soll der Reibach möglichst bereits Ende Juli bei seinen größten Fans: Zur Saisonvorbereitung tourt Real Madrid für zunächst zehn Millionen Euro Gage durch Japan und China, wo kein anderer Balltreter so umschwärmt wird wie der Spice Boy mit den wechselnden Frisuren.

Nicht so gut findet das der FC Barcelona, vor allem dessen neuer Präsident Joan Laporta. Der war mit dem Versprechen angetreten, im Falle eines Wahlsiegs Beckham zu kaufen, sogar auf Manchesters Website war das nachzulesen. Abgeschaut hatte er die Taktik von Madrids Perez, dem der Deal mit Figo ins Amt verholfen hatte. Jetzt rudert er zurück: "Nie habe ich versprochen, Beckham zu verpflichten", berichtete Laporta, kündigte aber an, Barca notfalls auch vor Gericht gegen Madrid zu verteidigen. Das gibt im Sommer sicher wieder ein schönes Theater.

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