David Alaba beim FC Bayern:Verpfuschter Plan und neue Sorgen

Zwölf Wochen nach seinem Ermüdungsbruch ist David Alaba in einem Testspiel wieder für den FC Bayern aufgelaufen. Trainer Heynckes will den Österreicher behutsam aufbauen - doch nun soll er gleich in der Nationalelf seines Heimatlandes spielen. In München sind sie darüber alles andere als glücklich.

Benedikt Warmbrunn

Training oesterreichische Nationalmannschaft

Noch nicht kuriert, aber in Österreichs Nationalmannschaft berufen: David Alaba vom FC Bayern.

(Foto: dapd)

Es wird kühl in Heimstetten, also spenden die Zuschauer ein bisschen Wärme. Ein Lied. Sie singen: Schalalalala, mehrmals wiederholt. Dann singen sie weiter, etwas holprig im Übergang: Da-vid Ala-baha. Ein Lied, das erst gleitet, dann rumpelt, das den Namen fantasievoll integriert, dem Namensträger den wohligen Zuspruch der Zuschauer schenkt - es ist ein äußerst feines Fußball-Fanlied. Außerdem erinnert es daran, warum die knapp 20 Männer an diesem kühlen Nachmittag am Ende der Tribüne des Sportparks Heimstettens auf kahlen Steinstufen stehen. Um David Alaba zu sehen. Endlich wieder. Also singen sie.

Wenig später steht Schalalalalabaha auf einem Nebenplatz der Anlage, um ihn herum ein Gewühl aus Journalisten, Diktiergeräten und Kameras. Wie es ihm gehe, das ist die erste Frage, und es ist an diesem Nachmittag eine staatstragende, schließlich ist sogar ein Fernsehteam des ORF nach Heimstetten gekommen. Es sei alles "so wie es sein sollte", berichtet Alaba nun, im Fuß habe er "nichts gespürt". Doch so geht die Diskussion erst richtig los.

Alaba hatte sich im Juli im Trainingslager am Gardasee verletzt, ein Ermüdungsbruch im linken Fuß. Der Auftritt am Donnerstagnachmittag war allein ihm gewidmet, es war ein David-Alaba-Rückkehr-Testspiel. Alaba hatte in den vergangenen Tagen beschwerdefrei trainiert, daher wurde kurzfristig das Testspiel gegen die SpVgg Unterhaching angesetzt, so kurzfristig sogar, dass es nicht in Unterhaching stattfinden konnte, da dort neben dem Stadion ein Supermarkt eröffnet wurde. Nicht ganz so staatstragend, aber eben doch ein großes lokales Ding.

Telefonat mit Koller

Das Testspiel verlief in Heimstetten gut für den FC Bayern, auch ohne all die Nationalspieler gewann das Team 2:0, viel wichtiger aber: Alaba spielte durch. Turbulent wurde es erst nach der Partie, als dieser die erste Frage beantwortet hatte, die nach seiner Gesundheit. Die zweite Frage, von der ORF-Reporterin: Ob er am Dienstag gerne mit der österreichischen Nationalmannschaft gegen Kasachstan antreten wolle? Sei eine Sache der Trainer, sagte Alaba, 20, "aber jeder junge Spieler will einfach nur Fußball spielen".

Österreichs Nationaltrainer Marcel Koller hatte Österreichs Fußballer des Jahres für das Länderspiel am Dienstag in Wien in den erweiterten Kader berufen, am Freitag nominierte er ihn endgültig. Beim FC Bayern sind sie über diese Entscheidung alles andere als glücklich. Ob Alaba zur Nationalmannschaft reise, das entscheide allein Koller, sagte am Donnerstag Jupp Heynckes, nicht er als Trainer des FC Bayern. Er habe aber in der vergangenen Woche bereits mit Koller telefoniert und ihm dabei seine Meinung mitgeteilt, nämlich dass Alaba "noch nicht so weit ist, um auf ganz hohem Niveau zu spielen".

Erinnerung an Schweisteiger

Heynckes hätte Alaba lieber bei sich behalten, hätte ihn gerne weiter behutsam aufgebaut, das machte er ziemlich deutlich. Zu frisch ist noch die Erinnerung an die vergangene Saison, als sie Bastian Schweinsteiger nach seiner Verletzung rückblickend gerne die paar Tage mehr ohne Wettkampfstress gegeben hätten, ihn so aber durch die Spielzeit schleppten. Bei dem Österreicher wollten sie diesen Fehler nicht erneut begehen, ganz besonders bei ihm nicht.

Denn Alaba ist eine ganz besondere Rarität in diesen Tagen: Alaba ist Linksverteidiger, ein ziemlich guter sogar.

Sie haben beim FC Bayern in der vergangenen Saison in der Abwehr zwei Entwicklungen besonders angetan verfolgt: Dass Holger Badstuber die Abwehr anführen kann. Und dass sie in Alaba einen Linksverteidiger haben, der mit dem kreativen Franck Ribéry vor ihm harmoniert, ihn mit seiner Athletik absichert und ihn mit seiner Spielfreude im Offensivspiel unterstützt.

Da sich im Trainingslager auch Diego Contento verletzte, der zweite Linksverteidiger, spielte bisher Badstuber auf der Außenseite. Die Viererkette war daher in dieser Saison der einzige Mannschaftsteil, in dem Heynckes keine wirkliche Auswahl hatte. Auch daher haben sie die Genesung von Alaba so herbeigesehnt, um den erfolgsversprechenden Binnendruck auf die Abwehr ausweiten zu können.

Gegen Unterhaching spielte Alaba zwar in der ersten Halbzeit hinter den Spitzen sowie in der zweiten im linken Mittelfeld, er glänzte hin und wieder mit guten Pässen, Heynckes plant mit ihm jedoch weiter für die linke Abwehrseite. Alaba selbst erkannte nach seinem ersten Spiel nach der Verletzungspause bei sich "sehr viel Luft nach oben", es fehlten noch "die letzten Prozente", im Torabschluss etwa, oder bei der Ballannahme. Heynckes wollte ihn daher langsam an das ganz hohe Niveau heranführen, Woche für Woche.

Es war ein guter Plan, da war sich Heynckes ziemlich sicher, bloß nichts überstürzen, bloß nicht zu schnell. Er hielt sein Vorhaben bis Freitagmittag ein, immerhin. Dann telefonierte er noch einmal mit Marcel Koller.

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