Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:"Wir melden uns vom Abgrund"

Zerplatzte Meister-Träume und andere Katastrophen: In der Historie der Bundesliga haben sich die tränenreichsten, schrägsten und wunderbarsten Geschichten zugetragen. Wer erinnert sich nicht an Jay Jay Okochas Jahrhunderttor und den legendären Radiomann Günther Koch? Oder an Sepp Maiers Hechtsprung nach einer Ente?

der Sportredaktion von Süddeutsche.de

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Erstes Tor durch Timo Konietzka

Timo Konietzka

Quelle: dpa

Zerplatzte Meister-Träume und andere Katastrophen: In der Historie der Bundesliga haben sich die tränenreichsten, schrägsten und wunderbarsten Geschichten zugetragen. Wer erinnert sich nicht an Jay Jay Okochas Jahrhunderttor und den legendären Radiomann Günther Koch? Oder an Sepp Maiers Hechtsprung nach einer Ente?

Die schönsten Erinnerungen der Sportredaktion von Süddeutsche.de.

Erstes Tor durch Timo Konietzka: Fast hätte er das große Jubiläum noch erlebt: Timo Konietzka (m.), der erste Torschütze der Bundesliga. Der frühere Stürmer hätte dieser Tage wohl einen Talkshow-Marathon hinlegen müssen, schließlich hätte jeder wissen wollen, wie es damals war: Als er, Konietzka, mit 23 Jahren im Bremer Weserstadion das erste Bundesliga-Tor schoss. Doch Konietzka erlebt das Bundesliga-Jubiläum nicht mehr: Er verstarb kürzlich, im März 2012, nach langer Krankheit in der Schweiz.

Um seinen Treffer ranken sich Legenden: Es gibt kein Foto und auch kein Video von seinem Tor, auch die Pressevertreter waren überrascht. Nicht einmal Konietzka selbst konnte verlässlich sagen, ob er nun nach 30 oder 40 Sekunden den Ball im Bremer Tor untergebracht hatte. Fest stand, dass keiner schneller war als der damalige Stürmer von Borussia Dortmund. "Ich brauchte nur noch den rechten Fuß hinhalten. Mein Gegenspieler Max Lorenz hat mich dabei noch an der Achillessehne gekitzelt, aber er kam zu spät", erinnerte sich Konietzka vor zehn Jahren bei den Feierlichkeiten zum 40. Bundesliga-Jubiläum. Bremen gewann das Spiel 3:2, wurde am Saisonende Vierter. Doch Konietzka hatte ein Tor für die Ewigkeit erzielt. (ebc)

(Archivbild von 1963, Konietzka im Spiel Borussia Dortmund gegen den Karlsruher SC)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Pfostenbruch vom Bökelberg

Herbert Laumen Pfostenbruch

Quelle: imago sportfotodienst

Pfostenbruch vom Bökelberg: Schelmische Beobachter würden sagen, es war ein Wink mit dem Zaunpfosten, der sich da am 3. April 1971 in Mönchengladbach ereignete. Die Borussia empfing Werder Bremen und es sollte sich Erstaunliches zutragen. Beim Stand von 1:1 lief Herbert Laumer nach einem Freistoß von Günter Netzer etwas zu ungestüm ins Bremer Tor und verhedderte sich im Netz. Wie ein Käfer rang der Gladbacher in den Maschen um Befreiung, als es plötzllich knackte. Das morsche Holz des linken Pfostens gab unter Laumers Gewicht nach - und so knickte das Gehäuse einfach ein. Ersatz hatten die Gladbacher nicht und Fußballspielen ohne Tor ist eben nur bedingt möglich.

Das Spiel wurde abgepfiffen und später mit 2:0 für Bremen gewertet. Um weitere Pfostendesaster zu vermeiden, setzte die Liga ab der Folgesaison auf Aluminiumtore. Allerdings sind auch die nicht vor Funktionsuntüchtigkeit gefeit: Geschichte wiederholte sich, als 1998 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und dem BVB erneut ein Tor nach hinten umkippte - immerhin konnten die "Königlichen" damals Ersatz herbeikarren. (ska)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Legendäre Bayern-Klatsche

Josef Pirrung

Quelle: imago sportfotodienst

Legendäre Bayern-Klatsche: Unfassbare Partien gab es in der Bundesliga viele - das Magazin 11 Freunde wählte das 7:3 zwischen Uerdingen und Dresden einmal zum "größten Spiel aller Zeiten". Aber auch das Aufeinandertreffen zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Bayern vom 20. Oktober 1973 ist ein heißer Kandidat. Gerd Müller hatte in der 59. Minute zum 1:4 aus Lauterer Sicht getroffen, der kleine Klub aus der strukturschwachen Pfalz schien gegen die großen Münchner unterzugehen. Eigentlich kein Wunder, spielten die Bayern doch mit ihrer besten Elf: Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Johnny Hansen, Georg Schwarzenbeck, Uli Hoeneß, Franz Roth, Rainer Zobel, Bernd Dürnberger, Bernd Gersdorff, Wilhelm Hoffmann, Gerd Müller.

Was sich allerdings in den darauf folgenden 30 Minuten ereignete, konnten alle Beteiligten schwer in Worte fassen. Die Bayern nicht - und die Lauterer schon gar nicht. Denn der FCK, mit der sicheren Niederlage vor Augen, schoss plötzlich Tor um Tor. Bis zur 73. Minute hatten Klaus Toppmöller und zweimal Josef Pirrung das Spiel ausgeglichen, nach weiteren Treffern von Ernst Diehl und  Herbert Laumen stand es nach 90 Minuten 7:4. Der Mythos vom Betzenberg war geboren, Torschütze Pirrung erhielt, so die Legende, nach der Partie ein Vertragsangebot aus München. Das er selbstbewusst ablehnte. (ebc)

(Archivbild vom 20.10.1973, Josef Pirrung trifft gegen Sepp Maier) 

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Sepp Maier und die Ente

Sepp Maier, 1978

Quelle: Baumann, Ernst

Sepp Maier und die Ente: Für einen Torwart kann ein Fußballspiel 90 Minuten Einsamkeit bedeuten, wenn der Gegner so überfordert ist, dass er ohnehin nie zum Angriff kommt. Im gegnerischen Strafraum verrichtet der Keeper Schwerstarbeit, es wird gedribbelt und geschossen, was das Zeug hält und der Ball landet nur zum Anstoß nach jedem Treffer in der eigenen Hälfte. Praktisch, wenn der Torwart sich in solchen Momenten selbst zu beschäftigen weiß.

Im Mai 1976 bekam Bayern-Keeper Sepp Maier in der Partie gegen den VfL Bochum gefiederte Gesellschaft. Sein Team lag bereits 3:0 in Führung, als sich eine Ente über das Münchner Stadiondach zu ihm verirrte. Für Maier eine willkommene Abwechslung. Er stürzte sich mit einem Hechtsprung auf das verdatterte Federvieh - und musste lernen, dass das Fangen von Enten scheinbar komplexer als das Bällehalten ist: Maier stürzte daneben. Unterhaltsam war sein Fehlgriff allemal, auch wenn die Zuschauer damals beinahe den Elfmeter zum 4:0 der Münchner verpasst hätten. (ska)

(Archivbild von 1978: Sepp Maier im Trikot der BRD) 

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Ewald Lienens Oberschenkel

Ewald Lienen mit aufgeschlitztem Oberschenkel

Quelle: SZ

Ewald Lienens Oberschenkel: Erst kam der Schock, dann der Zorn. Ewald Lienen lag nach dem Foul des Bremers Norbert Siegmann am 14. August 1981 auf dem Rasen. Dann sah der Spieler von Arminia Bielefeld den riesigen Riss in seinem Oberschenkel, begann zu schreien, riss fassungslos die Arme nach oben und ... stand wieder auf. Der schwer Verletzte ief ein paar Schritte, fiel wieder zu Boden und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Doch anstatt liegenzubleiben und auf den Mannschaftsarzt zu warten, rappelte er sich erneut auf und humpelte wutentbrannt auf Werder-Trainer Otto Rehhagel zu.

Lienen warf ihm vor, seinen Spieler zu der Attacke angestiftet zu haben. Siegmann bestritt das. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte er später, an einem seiner Stollen habe sich eine scharfe Spitze gebildet. Deswegen sei die Verletzung so schlimm ausgefallen. Der Schiedsrichter ließ sich von der grauenhaften Fleischwunde nicht beeindrucken. Er zeigte Siegmann nicht die rote Karte, sondern beließ es bei Gelb für den "Schlitzer" (so sein Spitzname). Lienen stand wenige Wochen später wieder auf dem Platz. (mane)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Branko Zebec im Teppich

Branko Zebec

Quelle: imago sportfotodienst

Branko Zebec im Teppich: Sie springen, sie fluchen, sie treten in Banden und werfen mit Wasserflaschen um sich - doch nicht jeder Trainer flippt bei der Niederlage seines Teams publikumswirksam aus. Der König der Gelassenen schien einst Branko Zebec (r.), der im Oktober 1983 auf der Bank beinahe einschlief, als sein Team Eintracht Frankfurt 0:1 gegen Hertha BSC verlor.

Allerdings war das nicht auf den natürlichen Gemütszustand Zebecs zurückzuführen, sondern auf seine Vorliebe zum Alkohol. Der Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien hatte ein wenig gebechert und mühte sich redlich, nicht von der Bank zu kippen. Um den schon damals alkoholkranken Coach vor den Journalisten im Stadion zu schützen, ließen sich seine Vereinskollegen etwas besonders Pfiffiges einfallen: Sie trugen Zebec in einen Teppich gewickelt aus dem Stadion. Unauffällig war das nicht gerade. (ska)

(Archivbild vom 19.02.1983, Eintracht Braunschweig gegen Eintracht Frankfurt)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Der verschossene Elfmeter I

Michael Kutzop Elfmeter

Quelle: SZ

Der verschossene Elfmeter I: Michael Kutzop hat in seiner Bundesliga-Karriere 40 Mal einen Ball vom Elfmeterpunkt aufs Tor geschossen. Er hat jeden einzelnen davon getroffen - bis auf einen. Es war der 33. Spieltag der Saison 1985/86, Werder Bremen spielte gegen den FC Bayern und bekam in der 88. Spielminute einen Strafstoß zugesprochen. Kutzop nimmt neun Schritte Anlauf und setzt den Ball lässig an den linken Pfosten. Er vergräbt sein Gesicht in den Händen, Rudi Völler muss ihn trösten.

Viele glauben, dass Werder Bremen in diesem Moment die Deutsche Meisterschaft verspielt hat, doch das stimmt nicht ganz. Das geschah einen Spieltag später: München gewann 6:0 gegen Gladbach - und Bremen verlor 1:2 gegen Stuttgart. Drei Jahre später wurde Bremen dann Deutscher Meister, und Kutzop schoss am 12. Spieltag sogar einen Elfmeter. Nicht an den Pfosten, ins Tor. (jüsc)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Der verschossene Elfmeter II

Francis Kioyo

Quelle: Imago Sportfoto

Der verschossene Elfmeter II: Francis Kioyo spielte ein knappes Jahr beim TSV 1860 München, es war in der Saison 2003/04. Er machte 26 Spiele und erzielte zwei Treffer. Keine perfekte Bilanz für einen Stürmer, aber nun auch nicht ganz bodenlos, wenn man bedenkt, dass Carsten Jancker einmal eine Null-Tore-Saison hinlegte. Dass der Verein nach der Spielzeit keinen Wert mehr auf die Dienste Kioyos legte, könnte daran gelegen haben, dass der Kameruner am vorletzten Spieltag gegen Hertha BSC Berlin zum Elfmeter antrat.

Es stand 1:1, Kioyo war kurz zuvor eingewechselt worden und hatte noch nicht ein Mal den Ball berührt. Er prügelte den Ball neben das Tor, sank zu Boden und wurde von Hertha-Torwart Christian Fiedler herzlich geknuddelt. Francis Kioyo steht damit bis heute für das große Scheitern in Blau-Weiß. Böse Zungen sagen: Es war der Anfang vom Ende für 1860 München - hätte er getroffen, könnte der Verein noch heute in der Bundesliga spielen. Aber wer will schon solche Prognosen machen bei den "Löwen". Vielleicht hätte ihnen auch ein anderer Zufall das Kreuz gebrochen. (jüsc)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Jay-Jay Okocha narrt sie alle

Jay-Jay Okocha

Quelle: SZ

Jay-Jay Okocha narrt sie alle: Und dann legte Jay Jay Okocha einfach los. Frankfurt spielte gegen den KSC, es war das Jahr 1993 - im Waldstadion sollte sich sogleich ein Jahrhunderttor ereignen. Okocha erhielt nach einem Konter den Ball im Strafraum, die Situation schien beinahe schon im Sand zu verlaufen, da machte der Nigerianer der Eintracht kurzerhand einen auf Maradona. Er tanzte, dribbelte, schlug Haken, täuschte den Schuss an - ein, zwei, drei Mal. Eine irre Szene. 

Oliver Kahn schmiss sich im KSC-Tor von einer Seite auf die andere, die Abwehrspieler taumelten und purzelten herum, sie wussten: Dieser Okocha führt uns mit seiner Zirkusnummer vor. Allein, sie konnten es nicht ändern. Gestandene Grätsch-Grobiane wie Dirk Schuster oder Manni Bender warfen sich auf den Boden, doch jedesmal hatte Okocha noch eine Pirouette mehr auf Lager. Als er alle müde gefoppt hatte, zog Okocha einfach ab. Trocken hinein ins Glück. Ein Tor wie aus einem Videospiel! Dabei musste die Playstation erst noch erfunden werden. (jbe)

(Archivbild aus dem Jahr 1993, Jay Jay Okocha im Trikot der Eintracht)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Das verpasste Tor des Jahres

Jean-Pierre Papin

Quelle: imago /imago

Das verpasste Tor des Jahres: So ein Tor des Jahres erlebt man nicht alle Tage. Live im Stadion, Abendspiel, Bayern gegen Uerdingen, 1995: Jean-Pierre Papin, der in München ansonsten eher wenige Glücksmomente erlebte, wirft sich schräg in die Luft und katapultiert eine Flanke per Seiten-Scherenschlag ins Gehäuse. Es ist ein Treffer wie ein Kanonenschuss, alles staunt darüber, wie der Franzose diese akrobatische Nummer abziehen konnte. In der Arena jubeln die Zuschauer über so viel Körperbeherrschung - und darüber, dass sie diesem Spektakel beiwohnen dürfen.

Dumm nur, wenn sich genau in diesem Moment der Senf der Stadionwurst auf Jacke und Hose verteilt. Während der Rest der Fans Papins Großtat bestaunt, suppt bei einem Teenager in der Kurve gerade gelbe Soße über die Klamotten. Eine Wiederholung auf der Videoleinwand gibt es damals noch nicht. Der Fußballmoment des Jahres verliert sich in der Vergänglichkeit. Was bleibt, sind schwer abwaschbare Flecken. Auch das Würstchen schmeckt irgendwie fad. (jbe)

(Archivbild vom 09.09.1995, Bayern München gegen Freiburg, Jean-Pierre Papin (l.) im Zweikampf mit Martin Spanring)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Andy Möller, der Schwalbenkönig

Andy Möller Schwalbe

Quelle: imago sportfotodienst

Andy Möller, der Schwalbenkönig: Das erste Tor der Bundesliga-Geschichte durch Timo Konietzka war den Fernseh-Kameras verborgen geblieben. Doch mehr als 30 Jahre später hätte Andreas Möller wissen müssen, dass er im Spiel seines Vereins Borussia Dortmund gegen den Karlsruher SC (13. April 1995) aus mehreren Perspektiven gefilmt wurde. Und nicht nur eine davon zeigte, dass Möller beim Stand von 0:1 im Sechzehner fiel, ohne von seinem Gegenspieler berührt worden zu sein. Der bedauernswerte Dirk Schuster stand gefühlt einen Weitsprung-Weltrekord von den Beinen des BVB-Spielers entfernt.

Schiedsrichter Günther Habermann fiel trotzdem darauf herein und entschied auf Strafstoß, Dortmund gewann 2:1. Möller rechtfertigte seinen Betrug als "Schutzschwalbe". Er habe geglaubt, Schuster würde ihn "voll umhauen". Der DFB sperrte den Betrüger als ersten Spieler wegen einer Schwalbe (für zwei Spiele) und brummte ihm 10.000 Mark Strafe auf. Den Ruf, ein Schwalbenkönig zu sein, gab es gratis dazu. (mane)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Wundersame Wechselfehler

TRAPATTONI

Quelle: AP

Wundersame Wechselfehler: Die Zeiten, in denen das sprichwörtliche "Runde lediglich ins Eckige" musste, sind lange vorbei. 50 Jahre Bundesliga bedeuten auch: jede Menge Reglementierungen. Doch die bekamen nicht alle Trainer mit. Giovanni Trapattoni schaffte es, den 5:2-Erfolg seiner Bayern gegen Frankfurt im April 1995 in eine Niederlage zu verwandeln. Er hatte in der 73. Minute Dietmar Hamann eingewechselt - das war ein Amateurspieler zu viel. Nach dem Regelwerk wird der Einsatz eines nicht spielberechtigen Fußballers mit einer Niederlage am grünen Tisch geahndet. 

Am Ende der Saison rückte Otto Rehhagel auf die Münchner Trainerbank und vielleicht ist es ein Fluch, dass auch er wenige Jahre später einen fatalen Fehler beging. Im Spiel seines FCK gegen den VfL Bochum brach sich Michael Schjönberg in der 40. Minute das Schienbein - Ersatz musste her. Rehhagel griff auf Pascal Ojigwe zurück und schickte beim Stand von 1:0 den vierten Nicht-Europäer aufs Feld. Als er sein Missgeschick erkannte, beorderte Rehhagel kurzerhand Hani Ramzy zu sich und trug ihm auf, eine Verletzung zu simulieren, schließlich musste ein Nicht-Europäer sofort wieder vom Platz. Der Ägypter tat wie ihm befohlen - doch längst hatten alle den Fehler bemerkt. Die Partie ging mit 2:3 verloren. (ska)

(Archivbild vom 22.03.1998, Trapattoni als Trainer des FC Bayern München)  

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Abstiegskampf 1999

Günther Koch

Quelle: imago sportfotodienst

Abstiegskampf 1999: Es gibt Radioreportagen, die brennen sich ins Gedächtnis ein. Unvergessen, der Moment, als Günther Koch fassungslos ins Mikro stöhnte: "Wir melden uns vom Abgrund." Er hatte es kommen sehen, dieser Mann, der schon so vieles gesehen hat in seinem langen Leben beim Rundfunk. Koch ist Franke durch und durch, aus seiner Sympathie für den "Club" konnte er nie einen Hehl machen - und so litt er. Es war der 34. Spieltag und es herrschte Abstiegskampf, vielleicht der denkwürdigste aller Zeiten, der FCN lag zuhause gegen Freiburg zurück. Gleichzeitig führte Frankfurt gegen den FCK und es bahnte sich eine Konstellation an, die zuvor nur Fabelschreiber prognostiziert hätten.

Die Eintracht brauchte einen Sieg mit vier Toren Differenz und der FCN musste verlieren - unmöglich eigentlich. Und doch kam es so: Ein Norweger namens Jan-Age Fjörtoft vollbrachte den wohl einzigen Übersteiger seines ganzen Lebens und umkurvte Lauterns Keeper Andreas Reinke. So schön, so tragisch, so unfassbar. Der Ball trudelte zum 5:1 ins Tor, was im Waldstadion eine Ekstase auslöste, wie es sie nie wieder gab. Und in Nürnberg? Konnten sie ihr Unglück kaum glauben. Dabei hatte es einer schon zur Halbzeit gewusst. (jbe)

(Archivbild vom 03.03.200, Andy Köpke (r.) gibt Günther Koch ein Interview)

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Das Beste aus 50 Jahren Bundesliga:Schalkes Meisterschaft der Herzen 2001

Rudi Assauer

Quelle: SZ

Schalkes Meisterschaft der Herzen 2001: So etwas hatte Schalke noch nicht erlebt. Eine ganze Stadt flennte. Rudi Assauer, ein Kerl so hart wie ein Stahlborer, stand schluchzend auf dem Rasen des Parkstadions. Sie hatten die Meisterschaft verloren - in allerletzter Sekunde. Dabei waren noch wenige Minuten zuvor alle ausgeflippt. Schalke 04! War Meister! Zum ersten Mal seit zigtausend Jahren. Ein 5:3 gegen Haching sollte reichen, in Hamburg hatten es die Bayern vergeigt. Ein Premiere-Reporter verkündete die frohe Botschaft: Das Ding ist durch! Spielschluss an der Waterkant, Schalke hat die Schale. Ein blauweißes Menschenmeer schwappte in den Innenraum des Parkstadion, Männer küssten sich, Lebensträume wurden endlich wahr.

Dann die Nachricht: Das Spiel in Hamburg läuft noch, indirekter Freistoß für die Bayern. Auf der Videoleinwand ist zu sehen, wie der Schwede Patrik Andersson den Ball ins Tor schmettert. München ist Meister, ganz Schalke implodiert wie ein Röhren-Fernseher. Ziiippp. Vier Minuten waren vergangen vom Moment totaler Ekstase bis zur kollektiven Ohnmacht. Der Traum war zerborsten, ein Irrtum gebar den Meister der Herzen. Schmerzen? Noch in 1000 Jahren! (jbe)

(Archivbild vom 19.05.2001, Schalke gegen Unterhaching)

© Süddeutsche.de/luk
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