Dart:Darts-WM: Maximiser aus Idstein

Max Hopp Deutschland Spitzname Maximiser als Lokalmatador aus Idstein beim Wurf Darts World Cup; Max Hopp

"Uns nur beim Pfeile werfen zuzuschauen, wäre doch langweilig": Junioren-Weltmeister Max Hopp weiß, dass man im Dart auch unterhalten muss.

(Foto: imago/Eibner)
  • Max Hopp - schon mal gehört? Der junge deutsche Darts-Spieler wirft sich an die Weltspitze heran.
  • Bei der WM in London will er auch unterhalten.

Von Victor Fritzen

Am Anfang war ein Klischee. Darts? Das werde doch ohnehin nur in verrauchten Kneipen von untersetzten Herren gespielt. Nun ist das angesichts der Historie der Sportart, die ihre heutige Form in britischen Pubs entwickelt hat, kaum verwunderlich. Hin und wieder mag dieses Klischee auch noch zutreffen. Dass es nicht zwangsläufig erfüllt werden muss, zeigt die Entwicklung eines jungen Mannes aus Idstein in Hessen. Es ist die Geschichte von Max Hopp, genannt "The Maximiser". Der 19-Jährige ist einer von drei Deutschen, die von diesem Donnerstag an bei der WM der Profi-Darter in London dabei sind. Und ihm wird nachgesagt, er könne einer der besten Darts-Spieler der Welt werden.

Ein Zufall führte Hopp zu seinem Sport. Er war zwölf Jahre alt und ein guter Handballer, als er sich schwer verletzte. In der Reha-Phase warf er die ersten Pfeile auf eine Scheibe, die ihm sein Vater geschenkt hatte - und war angefixt. Wenige Wochen später meldete er sich für erste Turniere an. Die ersten Medaillen und Pokale folgten ebenso wie der Entschluss: Ich werde Profi - mit 16.

Wenn auch nicht ganz unfreiwillig. "Ich war in der Ausbildung, doch die Firma ist insolvent gegangen. Dann stand ich vor der Wahl: Freiwilliges Soziales Jahr oder Darts-Profi. Und ich wollte meinen Traum leben", erinnert sich Hopp, der sein Sport-Leben seit drei Jahren mittels Preisgeldern und Sponsoren finanziert

Er ist noch keine 20 und wirkt doch älter. Er reflektiert seine Entwicklung im Stile eines Erfahrenen. Als Junioren-Weltmeister, der er seit Ende November ist, hat er in der Branche Eindruck hinterlassen. Gleichwohl spüre er keinen Druck, wenn er am kommenden Mittwoch, einen Tag vor Heiligabend, sein Erstrundenspiel bestreiten wird. "Wenn ich mir Druck mache, geht das meistens schief. Deswegen lasse ich das. Das Jahr war ohnehin schon großartig", sagt Hopp, "die WM ist ein Bonus."

Dass er auf dem Weg in den Kreis der Großen (wie Multimillionär Phil Taylor) noch Zeit benötigt, ist ihm bewusst. Damit er dieses Ziel erreicht, trainiert er bis zu vier Stunden täglich an der Scheibe. Zudem stärkt er im Fitnessstudio vor allem die Muskeln des Rückens und der Beine. "Wir stehen manchmal acht bis zehn Stunden auf der Bühne", erklärt Hopp, "dafür ist körperliche Fitness immens wichtig."

Marienkäfer im Publikum

Er weiß indes auch: Teil des Sports sind nicht nur die Sportler, sondern auch die bierseligen Fans. Sie werden in den zweieinhalb WM-Wochen täglich zu Tausenden in den Alexandra Palace im Norden Londons reisen, kostümiert als Marienkäfer, Superheld oder Zauberer. "Uns nur beim Pfeile werfen zuzuschauen, wäre doch langweilig", sagt Hopp. Jeder Spieler wisse das und könne den Karneval und die Lautstärke der Zuschauer ausblenden.

Die Kombination aus Sport und Party - sie zieht. Der Veranstalter, die Professional Darts Corporation (PDC), spielt bewusst mit den Kontrasten. Mit Erfolg. Der Fernsehsender Sport 1 überträgt die WM bereits zum zwölften Mal und meldet Rekordquoten; Moderator Elmar Paulke genießt Kultstatus. Im vergangenen Jahr sahen in der Spitze bis zu zwei Millionen Fans zu. Beim WM-Finale vor einem Jahr zwischen Gary Anderson und Taylor lag der Schnitt bei 1,36 Millionen. Diesmal ist der Sender 92 Stunden live dabei - so lange wie noch nie.

Eine Premiere feiert auch René Eidams (Hagen), der am Freitag erstmals ein WM-Spiel bestreitet. Für Jyhan Artut (Hannover) hingegen ist der Wettbewerb nicht neu. Der 39-Jährige ist zum fünften Mal qualifiziert. Mit dem Finale am 3. Januar werden die Deutschen jedoch wohl nichts zu tun haben. "Vielleicht in ein paar Jahren", hofft Hopp, der zunächst unter die besten 32 der Welt kommen will.

Was dem deutschen Sport mit ihm blühen könnte, haben die Niederlande Ende der Neunzigerjahre mit Raymond van Barneveld erlebt. Der fünfmalige Weltmeister ist in seinem Land ein Star. Hopp sagt: "Fußball wird immer die Eins bleiben. Aber Darts hat sich großartig entwickelt. Viele haben begriffen, dass es mehr ist als ein Kneipensport, dass viel mehr dahinter steckt."

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