Darmstadt 98:Ohne Herz, Kampf, Charakter, Leidenschaft

Erzgebirge Aue - Darmstadt 98

Nicht länger Trainer in Darmstadt: Thorsten Frings.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Zum Ende einer katastrophalen Hinrunde entlässt der Bundesliga-Absteiger Trainer Torsten Frings. Der frühere Nationalspieler hatte sich gegen die Mannschaft gewandt.

Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 hat nach einer bislang katastrophalen Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga die Reißleine gezogen und sich am Samstag von Trainer Torsten Frings getrennt. Die Hessen hatten am Vorabend das Kellerduell bei Erzgebirge Aue 0:1 verloren und warten bereits seit elf Spieltagen auf einen Sieg. Gegen das zuvor seit vier Spielen sieglose Aue waren die Lilien weitgehend chancenlos. Nach der Partie hatte Frings seiner Mannschaft fehlenden Charakter unterstellt und moniert, dass die Spieler nicht alles für den Verein geben würden. "Ich glaube, dass Herz, Kampf, Charakter und Leidenschaft aus der Mannschaft kommen sollten. Das sind Eigenschaften, die ein Trainer nur sehr schwer vermitteln kann", sagte Frings und konstatierte am Samstagnachmittag: "Ich bin mal wieder sehr enttäuscht. Das hat mit Profifußball nichts zu tun". Ein paar Stunden später war die Entlassung offiziell.

Der 79-malige Nationalspieler Frings hatte im Januar 2017 beim damaligen Erstligisten Darmstadt sein erstes Amt als Cheftrainer übernommen, konnte den Abstieg in die zweite Liga aber nicht mehr verhindern. Trotzdem war man in Darmstadt zuversichtlich, mit Frings auch langfristig Erfolg haben zu können - und verlängerte im September den Vertrag des 41-Jährigen bis 2020. Und tatsächlich sah es zu Beginn der Hinrunde so aus, als würde die Zusammenarbeit mit Frings funktionieren, der zuvor als Co-Trainer von Werder Bremen Erfahrung gesammelt hatte. Jedoch hat Darmstadt seit dem sechsten Spieltag nicht mehr gewonnen.

"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil wir Torsten Frings fachlich und menschlich außerordentlich schätzen. Nach intensiver Analyse der aktuellen sportlichen Entwicklung sind wir aber zu der Auffassung gelangt, diesen schmerzhaften Schritt vollziehen zu müssen", sagte 98-Boss Rüdiger Fritsch. Mit Frings muss auch dessen Assistenztrainer Björn Müller gehen. Die Entlassung ist bereits der neunte Trainerwechsel der laufenden Zweitligasaison. Am Wochenende zuvor hatte sich Fritsch nach dem 0:1 gegen Aufsteiger Jahn Regensburg und dem Sturz auf Rang 16 noch demonstrativ hinter den Vizeweltmeister von 2002 gestellt: "Die Tabellensituation ist so, wie sie ist. Aber das bedeutet nicht, dass wir die getroffene Grundsatzentscheidung umwerfen werden. Wir eiern nicht rum. Wir werden mit unserem Trainerteam weiterarbeiten. Das wollen wir und das will die Mannschaft. Wir haben keine Endspiele ausgegeben oder irgendwelche Fristen gesetzt."

Nach der schwachen Vorstellung seiner Mannschaft im Erzgebirge musste Fritsch schweren Herzens seine Entscheidung revidieren. Jetzt muss sich ein anderer den Kopf darüber zerbrechen, wie es Darmstadt zum Rückrundenstart am kommenden Sonntag bei der SpVgg Greuther Fürth besser machen kann. Eine Entscheidung über den Nachfolger ist aber noch nicht gefallen, sie soll nach Klubangaben zeitnah fallen. Torwarttrainer Dimo Wache und Athletikcoach Kai-Peter Schmitz sollen nach Informationen von hr-sport zumindest die nächste Trainingseinheit am Montagvormittag leiten.

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