Dante beim FC Bayern:Aller Frohsinn ist verflogen

FC Porto vs Bayern Munich

Dante (li.): Trübsal in Porto

(Foto: dpa)
  • Fröhliche Auftritte von Dante gab es viele beim FC Bayern. In Porto erlebt er nun seinen schlimmsten Moment als Münchner.
  • Die Form des Brasilianers ist schon lange bedenklich - und seine Zukunft ungewiss.
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Von Jonas Beckenkamp, Porto

Es war aus Sicht des FC Bayern viel schiefgegangen in dieser zutiefst deprimierenden Nacht in Porto, aber dieses eine Manöver saß dann. Wenige Meter hinter der Interviewzone, wo Reporter mit unangenehmen Fragen warteten, brachte sich der rote Teambus in Position. Der Busfahrer rangierte das Gefährt genau so vor den Kabinenausgang, dass die Spieler direkt einsteigen konnten. Über die kleine Hilfestellung freuten sich vor allem jene Münchner, die in der Dusche etwas länger gebraucht hatten.

Mario Götze, Thiago, Xabi Alonso und auch Dante - sie alle ersparten sich die Rederunde mit der Presse und schlichen wortlos in den Bus. Ein bisschen schade war das schon, denn nach diesem Kuddelmuddel-Gekicke bestand ja durchaus Gesprächsbedarf. Besonders bei Dante. Der Brasilianer hatte in seiner Zeit beim FC Bayern schon zahlreiche fröhliche Auftritte. Er ist als Jubeltänzer in Erscheinung getreten, er hat lustige Lieder gesungen und er verfügt mit Abstand über die beste Frisur aller Profis.

Diesmal jedoch war aller Frohsinn verflogen, denn der 31-Jährige erlebte seinen schwierigsten Moment als Münchner. Wer die Mechanismen des Geschäfts kennt, könnte sogar davon ausgehen, dass dieses 1:3 in Porto für Dante Bonfim Costa Santos eine Art Abschiedsspiel vom FC Bayern war. Es war ein Abend der Abwehrfehler und wer gedacht hatte, dass Xabi Alonsos groteske Bauchlandung vor dem 0:1 schon der Slapstick-Höhepunkt der Partie war, bekam in der zehnten Minute von Dante noch Schlimmeres zu sehen.

Tief in der eigenen Hälfte führte er unbedrängt den Ball, als sich ihm Portos Außenstürmer Quaresma näherte. Es wird Dantes Geheimnis bleiben, was er dann vollbrachte. Ein Stolperer, ein missglücktes Abspiel, ein Blackout - ein Geschenk für den Portugiesen. Quaresma klaute sich die Kugel und schoss verblüfft zum 2:0 ein. Über sein Missgeschick ärgerte sich Dante so sehr, dass er noch im Moment des Gegentreffers wild armerudernd durch die Luft hüpfte. Als Thomas Müller später erklärte, die Bayern hätten "es nicht geschafft, die Dinge zu beruhigen", dürfte er auch Dantes wackeliges Aufbauspiel gemeint haben.

Sammer wird deutlicher

"Porto hat uns oft attackiert, ihre Außenstürmer sind auf unsere Verteidiger draufgegangen", sagte der Nationalspieler - eine überaus treffende Analyse. "Und wenn dann solche Fehler passieren, kann's teuer werden." Müller sagte aber auch: "Ich will jetzt keine Schuldzuweisungen machen." Hätte er doch welche ausgesprochen, wären sicherlich Alonso, Dante und Jérôme Boateng die Adressaten gewesen. Matthias Sammer wurde schon etwas deutlicher, als er in Bezug auf alle drei Gegentreffer anmerkte: "Die Fehler begingen ja drei verschiedene Spieler. Jetzt liegen wir am Boden und werden zurecht kritisiert."

In Dantes Fall kommt belastend hinzu, dass es nicht sein erster Fauxpas in dieser Saison war. Seine Formsuche dauert nun schon ein ganzes Jahr an, sein Stammplatz aus der Vorsaison ist ihm längst entrissen worden. Schon beim Spiel in Hannover wirkte der Brasilianer träge und unbeweglich - was Trainer Guardiola dazu veranlasste, ihn nach einer halben Stunde wortlos vom Feld zu zitieren. Dass der Katalane später von einem "unglaublich überragenden" Dante sprach, wirkte da schon leicht grotesk. Diesmal sprach der Coach nicht konkret über den Fehler-Verursacher. Er meinte aber: "Es ist schwer, wenn du nach zehn Minuten 0:2 zurückliegst. Wir waren verunsichert."

Das galt insbesondere für Dante, der nach seinem frühen Schludermoment bei jeder Ballberührung Unsicherheit ausstrahlte und gegen die robusten Portugiesen kaum ein Duell gewann. Wer den Abwehrmann so spielen sah, war zwangsläufig an ein anderes Frusterlebnis des Linksfußes erinnert: Das Halbfinale gegen Deutschland bei der WM 2014. "Seit dem 1:7 hat man keinen Respekt mehr vor mir", erklärte Dante diesbezüglich im Februar. Jetzt hat sich die Lage noch verschlimmert - und es ist kein entlastendes Manöver in Sicht.

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