Daniel Niedzkowski:Seine Arbeit wird die Bundesliga prägen

19 03 2018 xfux Fussball Festakt anlässlich der Beendigung des 64 Fußball Lehrer Lehrgangs emsp

Mit bestem Dank zurück in die Praxis: DFB-Generalsekretär Friedrich Kurtius (rechts) verabschiedet Frank Wormuth, bisher Chefausbilder der Trainerakademie. Er wird Coach in Amelo in den Niederlanden.

(Foto: Jan Huebner/imago)
  • Daniel Niedzkowski, 41, wird Chef der Trainer-Ausbildung beim DFB. Zugleich ist er Co-Trainer der U-21-Nationalmannschaft.
  • Er lobt: "Wir haben viele gute, junge Trainer, aber man muss ihnen auch die Zeit geben, sich zu entwickeln."
  • Doch er weiß auch genau, wie er die kommenden Jahre gestalten will. Eines seiner Ziele: noch mehr Individualisierung.

Von Ulrich Hartmann

Am Montagabend hat Daniel Niedzkowski im hessischen Neu-Isenburg 25 neuen Fußball-Lehrern applaudiert. Am Dienstagmorgen saß er im Zug nach Braunschweig, wo die deutsche U21-Nationalmannschaft am Donnerstag gegen Israel um Punkte für die EM-Qualifikation spielt. Die Zugreise stand symbolisch für die Verbindung zweier Ämter, die der 41-Jährige im Deutschen Fußball-Bund nun bekleidet. Der gebürtige Solinger wurde bei der Ehrung des 64. Fußball-Lehrer-Lehrgangs der Hennes-Weisweiler-Akademie am Montag vom assistierenden zum verantwortlichen Trainer-Ausbilder befördert. Niedzkowski, zugleich Assistent von U21-Bundestrainer Stefan Kuntz, folgt damit auf Frank Wormuth, der die Akademie nach zehn Jahren verlässt und Trainer beim niederländischen Erstligisten Heracles Almelo wird, weil er sein ganzes Wissen mal wieder in die Tat umsetzen möchte.

Niedzkowski hat es diesbezüglich gut, er darf nicht nur in Hennef die Trainerausbildung gestalten, sondern kann bei der U21 selbst Trainer sein. Mit dieser Elf verbindet er sogar eine seiner größten Leistungen als Trainer: Was er bei der U21- Europameisterschaft 2017 zusammen mit Kuntz und Co-Trainer Antonio di Salvo ausgetüftelt hat, war eine taktische Meisterleistung. Im Finale in Krakau unterbanden sie gegen individuell eigentlich überlegene Spanier mit hohem, sehr aggressivem Pressing nahezu jeden wirkungsvollen Spielzug und schafften es, selbst immer wieder gefährliche Angriffe vorzutragen. Durch den Siegtreffer des Berliners Mitchell Weiser nach einer Flanke von Jeremy Toljan gewann Deutschland 1:0 und damit zum zweiten Mal nach 2009 den Titel des U21-Europameisters. Wenn man Niedzkowski fragt, ob ihn dieses Finale als Trainer stolz macht, dann antwortet er nur: "Absolut!"

Die eigene Fußballerkarriere als Abwehrspieler hat nicht allzu lang gedauert. Bis 2001 spielte er für den Wuppertaler SV, den FC Remscheid und den MSV Duisburg II in der Regional- und Oberliga, ehe er in die USA ging, um am Berry College in der Nähe von Atlanta für die Berry Vikings zu spielen und, 2003, seinen Bachelor in Sportpsychologie zu machen. Zwei Jahre später schloss er zudem in Köln ein Studium als Diplom-Sportwissenschaftler ab. Schon ab 2008 arbeitete Niedzkowski, der als junger Bursche eine eigene Band hatte und auch ganz gerne Rockstar geworden wäre, in Wormuths Team an der Akademie mit. 2013 wurde er dort selbst zum Fußball-Lehrer gekürt. Er weiß also, was er sagt, wenn er Wormuth dafür lobt, "die Trainerausbildung in Deutschland auf ein super Niveau" gehoben zu haben. Mit diesem Qualitätsanspruch will er in den kommenden Jahren weiterhin viele gute Trainer in den deutschen Fußball bringen.

"Aus Trainersicht sehe ich im deutschen Fußball überhaupt kein Qualitätsproblem"

Wie stressig die Arbeit in einem Profiklub sein kann, weiß Niedzkowski aus eigener Erfahrung, bis 2016 hat er drei Jahre bei Bayer Leverkusen als Co-Trainer unter Sami Hyppiä, Sascha Lewandowski und Roger Schmidt gearbeitet. 2016 kehrte er für die Doppelfunktion bei Wormuth und Kuntz zum DFB zurück - und tauchte so tief in die Trainerausbildung ein, dass er schon jetzt sehr genau weiß, wie er die kommenden Jahre gestalten will. "Wir wollen die Ausbildung noch mehr individualisieren", sagt er. Das wird eine Herausforderung, weil die Trainertätigkeit immer komplexer wird, sei es unter Einbeziehung von Ernährung, Psychologie und digitalen Medien als auch als Verantwortlicher in immer größer werdenden Trainerteams. Niedzkowski will auch mehr Lerninhalte online zugänglich machen, um den vielen parallel bereits arbeitenden Anwärtern die Ausbildung zu erleichtern.

Die Qualitätsdebatte im deutschen Fußball (die Bundesliga im Schatten des Dominators Bayern München; das maue Abschneiden deutscher Teams in der aktuellen Europapokal-Saison) betrachtet Niedzkowski differenziert. "Aus Trainersicht sehe ich im deutschen Fußball überhaupt kein Qualitätsproblem", sagt er fröhlich und zählt als Vertreter der jungen, erfolgreichen Generation Schalkes Domenico Tedesco, Hoffenheims Julian Nagelsmann und den vormaligen Stuttgarter Trainer Hannes Wolf auf. "Wir haben viele gute, junge Trainer, aber man muss ihnen auch die Zeit geben, sich zu entwickeln."

Niedzkowskis Vertrag beim DFB ist bis 2020 gültig, daran wurde mit seiner Beförderung zunächst nichts geändert. Aber er plant längerfristig. Eine Tätigkeit in der Bundesliga nennt er zwar "generell reizvoll", aber am Chefposten in der Fußball-Lehrer-Ausbildung fasziniert ihn der Gedanke, "aus dieser übergeordneten Situation heraus den Fußball insgesamt weiterzuentwickeln". Das Spiel, das Niedzkowski den Trainern vermittelt, wird man in der Bundesliga wiederentdecken. Insofern kommt seiner Tätigkeit eine besondere Relevanz für den deutschen Fußball zu.

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