Cricket:Asche auf ihr Haupt

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In England wird gerade das größte Ereignis dieses Sports ausgetragen - das Duell mit Australien reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Für die meisten Sportfreunde ist Cricket ein eher langweiliger Sport. Eine Partie, im Fachjargon "Test" genannt, zieht sich in der Regel über fünf Tage hin, und weil die Teams ihre Duelle meist auch noch über mehrere Tests strecken, kann es Wochen dauern, ehe ein Sieger feststeht. In den Staaten des einstigen britischen Empires, im Commonwealth, ist Cricket dennoch ein großes Ereignis, und das größte ist dabei der mindestens einmal in vier Jahren stattfindende Kampf zwischen England und Australien um "The Ashes", der in diesen Wochen gerade wieder in England ausgetragen wird. Der Wettkampf geht auf das Jahr 1882 zurück, als England erstmals auf heimischem Boden ein Cricket-Match gegen seine frühere Kolonie Australien verlor. Das galt damals als so demütigend, dass die Zeitung Sporting Times in einem Nachruf ironisch den Tod des englischen Cricketsports beklagte und dazu schrieb: "Der Leichnam wird verbrannt und die Asche nach Australien gebracht." Dort griffen sie die Vorlage genüsslich auf und überreichten dem englischen Kapitän beim nächsten Aufeinandertreffen eine Urne voller Asche - The Ashes eben. Von da an stand das Duell unter dem Motto, "die Asche zurück zu gewinnen". Derzeit ist sie im Besitz der Australier, und die schicken sich an, sie wieder mit nach Hause mitzunehmen. Denn obwohl sich die Engländer (wie im obigen Bild der Schlagmann Ben Stokes) redlich mühten, kassierten sie im zweiten Test der Fünfer-Serie eine derartige Klatsche, dass in den britischen Medien drastische Maßnahmen gefordert werden: mindestens eine umfassende Umstellung der Mannschaft, wenn nicht gleich das demütige Streuen von Asche auf die Häupter der Spieler.

© SZ vom 21.07.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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