Corentin Tolisso beim FC Bayern:Gala vom Schweizer Taschenmesser

Corentin Tolisso beim FC Bayern: Erstes Bundesliga-Spiel, erster Treffer: Corentin Tolisso

Erstes Bundesliga-Spiel, erster Treffer: Corentin Tolisso

(Foto: AFP)
  • Tolisso hatte bereits in den ersten beiden Pflichtspielen der Saison, im Supercup und im DFB-Pokal, von Beginn an gespielt.
  • Beim Bundesliga-Auftakt überzeugt er nun so richtig: Er läuft und kämpft viel - und schießt ein Tor.
  • Ist er die 41,5 Millionen Euro wert?

Aus dem Stadion von Sebastian Fischer

Die entscheidende Prüfung dieses Abends bestand er nach 20 Minuten. Er hatte bis dahin natürlich schon so einige Dinge getan, die ein rund 41,5 Millionen Euro teurer Fußballer so tun sollte. Er hatte den Ball mit großer Vehemenz gefordert, Präsenz gezeigt, wie Fußballer das gerne nennen. Er hatte Pässe gespielt, kurze und lange, keinen davon ins Aus oder zu einem Leverkusener. Er hatte den Ball behauptet, aufs Tor geschossen und sogar in seinem ersten Bundesligaspiel gleich sein erstes Tor für den FC Bayern erzielt, per Kopf, in der 18. Minute. Doch erst rund zwei Minuten später sagte der Stadionsprecher den Torschützen an. "Corentin?", rief er. "Tolisso!", antworteten die Zuschauer laut und ohne zu zögern. So war klar: Sie kannten ihn.

Der Franzose Corentin Tolisso, 23, ist der teuerste Zugang in der Geschichte der Bundesliga. Doch als er sich vor rund einem Monat in München vorstellte, da äußerte er einen für teure Fußballer ungewöhnlichen Wunsch: "Ich hoffe", sagte er, "Ihr kennt mich bald besser." Denn es war ja kaum mehr über ihn bekannt, als dass er bei Olympique Lyon das Interesse kundiger Scouts in ganz Europa auf sich gezogen hatte, weil er im Mittelfeld nahezu jede Position besetzen konnte, viel lief und kämpfte. Aber 41,5 Millionen Euro?

Tolisso hatte bereits in den ersten beiden Pflichtspielen der Saison, im Supercup und im DFB-Pokal, von Beginn an gespielt. Vor dem Ligastart war allerdings mehr über die überzeugenden Leistungen von Sebastian Rudy gesprochen worden, dem einst so oft unterschätzten Zugang von der TSG Hoffenheim. Und Carlo Ancelotti hatte gesagt, dass er bei der Aufstellung nicht auf den Preis schaue. Tolisso spielt am liebsten in der Mittelfeldzentrale, doch dort stellte der Trainer Rudy auf. Tolisso allerdings trägt aufgrund seiner Vielseitigkeit den Spitznamen "Schweizer Taschenmesser". Er spielte dann halbrechts, neben Rudy.

Es deutet sich an, dass er ein ziemlich wertvoller Fußballer sein kann

Es ist die große Aufgabe im Mittelfeld des deutschen Meisters, den in der Vergangenheit stets anspielbaren Xabi Alonso zu ersetzen. Es scheint, als habe Ancelotti erkannt, dass dies niemand alleine kann. Tolisso spielte zwar rechts, doch er trat kaum als Flügelspieler in Erscheinung; häufiger unterstützte er Vidal, der halblinks spielte, und Rudy im Aufbau, bot sich den Innenverteidigern für kurze Zuspiele an. Am Ende hatte er die meisten Ballkontakte aller Münchner auf dem Rasen. Und nicht nur so deutete er an, dass er, 41,5 Millionen hin oder her, ein ziemlich wertvoller Fußballer sein kann.

Früh verhinderte nur eine Parade von Leverkusens Torhüter Bernd Leno Tolissos erstes Tor (5.). Nach 18 Minuten lauerte er nach einer Ecke am rechten Pfosten, kein Leverkusener sah ihn, Vorlagengeber Vidal schon: das 2:0. Noch schöner war ein Doppelpass mit Thomas Müller nach 23 Minuten; Leno lenkte Tolissos Schuss an den Pfosten. Als es nach einer halben Stunde der Wolkenbruch begann und die Zuschauer im Unterrang den Innenraum der Arena verließen, war darunter auch ein Mann in Frankreichs Nationaltrikot mit Nummer 24, die Nummer von Corentin Tolisso. Der biss sich vor Freude auf die Unterlippe und ballte die Faust, er wusste schon jetzt: Es war ein guter Abend für seinen Lieblingsspieler.

Tolisso lebt noch im Hotel, er braucht Zeit zur Eingewöhnung, auch auf dem Feld, wo er in der Rückwärtsbewegung manchmal falsch lief. Doch seinen Namen werden sie sich in der Münchner Arena merken.

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