Confederations Cup:Drama auf dem Rasen

Der Fußball-Nationalspieler Marc-Vivien Foe ist im Halbfinale gegen Kolumbien zusammengebrochen. Nach einer Stunde konnten die Ärzte nur noch seinen Tod feststellen.

(SZ vom 27.6.2003) Lyon (SZ/dpa/sid) - Als am Abend im Stade de France, in diesem wunderschönen Sporttempel in Paris, das Fußballfest beginnen sollte zwischen Frankreich und der Türkei (3:2), da weinte der Torwart der Franzosen Gregory Coupet bittere Tränen um einen Freund.

Confederations Cup: Die Sanitäter versuchten vergeblich, Foe zu retten.

Die Sanitäter versuchten vergeblich, Foe zu retten.

(Foto: AP)

Coupet spielt bei Olympique Lyon in der ersten französischen Liga, und bis vor einem Jahr gehörte der Mittelfeldspieler Marc Vivien Foe zu seiner Mannschaft. Im Stade Gerland trugen sie zusammen die Heimspiele aus mit Olympique. Sie wurden Meister. Eine gute Zeit war das.

Marc Vivien Foe starb am Donnerstag, nachdem er in eben jenem Stadion in Lyon im ersten Halbfinale des Konföderationen Cups, dem Spiel zwischen Kamerun und Kolumbien (1:0), auf dem Rasen zusammengebrochen war. Im medizinischen Zentrum von Lyon kamen alle Wiederbelebungsmaßnahmen zu spät.

Der Weltverband Fifa gab den Tod des Spielers kurz nach dem Erfolg der Mannschaft des deutschen Trainers Winfried Schäfer bekannt. Als Todesursache nannte ein Fifa-Sprecher Herzstillstand, der Auslöser dafür sei völlig unklar. Der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler, der inzwischen bei Manchester City spielte, war weit in der zweiten Halbzeit ohne Einwirkung eines Gegenspielers zusammengebrochen und auf einer Trage vom Platz gebracht worden.

Das zweite Halbfinale zwischen Frankreich und der Türkei wurde dennoch wie geplant angepfiffen. Mit einer Schweigeminute gedachten die Profis ihres verstorbenen Kollegen. Viele hatten bei den Nationalhymnen Tränen in den Augen. Coupet, den Torwart, schüttelte ein Weinkrampf.

30 Grad Celsius wurden im Stade Gerland von Lyon gemessen, als Foe, der auch im Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft 2002 gegen Deutschland auf dem Platz stand, in der 71. Minute ohne Einwirkung eines gegnerischen Spielers bewusstlos zusammenbrach.

Der deutsche Schiedsrichter Markus Merk unterbrach die Partie, Sanitäter leisteten sofort Erste Hilfe und wollten zunächst verhindern, dass Foe an seiner Zunge erstickt. Danach wurde der Fußballer an der Seitenlinie weiter behandelt, später kämpften Ärzte in der Klinik um sein Leben. Vergebens. Noch nie in der Geschichte des Weltverbandes starb ein Fußballer während eines offiziellen Fifa-Spiels, sagte ein Sprecher des Verbandes.

Beispiele für ein plötzliches Herzversagen bei Profi-Sportlern gibt es dennoch viele. Bruno Pezzey, der frühere Kapitän der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft und Profi in Bremen und Frankfurt, kam Silvester 1994 bei einem Eishockey-Juxspiel ums Leben. Eiskunstläufer Heiko Fischer starb 1989 beim Squash, der Fußballer Axel Jüptner vom FC Carl-Zeiss Jena nach dem Training. Im November 1995 erlag Eiskunstläufer Sergej Grinkow mit 28 Jahren im Training einer Herzattacke, eine Herzmuskelerkrankung brachte den russischen Olympiasieger um. Bobfahrer Lars Bolte wurde 31 Jahre alt, er brach 1998 beim Hallentraining in Altenberg zusammen - Herzinfarkt.

Die US-Sprinterin und Doppel-Olympiasiegerin Florence Griffith-Joyner starb mit 38 vor knapp fünf Jahren an Herzversagen. Herzstillstand war auch die einzige Diagnose beim kanadischen Eishockey-Profi Stephan Morin, der für die Berlin Capitals spielte und im Oktober 1998 plötzlich starb.

Und erst vor knapp zwei Monaten: der französische Radprofi Fabrice Salonson, 23. Man fand ihn in Dresden tot neben seinem Bett.

Der Tod von Foe erinnert stark an das Schicksal von Emmanuel Nwanegbo, einem Nigerianer, der 1997 nach fünf Minuten des Regionalligaspiels zwischen dem SSV Reutlingen, dem er angehörte, und dem SC Weismain zusammenbrach. Nwangegbo, den sie Emma riefen, wurde 30 Jahre alt. Die Ärzte stellten, als es zu spät war, ein übergroßes Herz fest.

Das Finale Kamerun - Frankreich soll nach dem Willen von Joseph Blatter, dem Fifa-Chef, der in Lyon auf der Tribüne saß, auf jeden Fall stattfinden.

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