Confed Cup in Russland:Journalisten fürchten Einschränkungen beim Confed Cup

Confed Cup in Russland: Gianni Infantino ist seit vergangenem Jahr Chef der Fifa. Der Confed Cup in Russland wird das erste wichtige Turnier des Weltverbandes unter seiner Verantwortung.

Gianni Infantino ist seit vergangenem Jahr Chef der Fifa. Der Confed Cup in Russland wird das erste wichtige Turnier des Weltverbandes unter seiner Verantwortung.

(Foto: Markku Ulander/AP)
  • Werden Medien bei der Berichterstattung zum Confed Cup in diesem Sommer eingeschränkt?
  • Vorgaben der Fifa werfen Fragen auf - Journalistenverbände und Politiker äußern sich kritisch.

Von Johannes Aumüller

Gastgeber Russland und der Fußball-Weltverband Fifa sind wegen der Akkreditierungspraxis für den Confed Cup, das Vorbereitungsturnier für die WM im nächsten Sommer, heftig in die Kritik geraten. Politiker von CDU, SPD und Grünen, Journalistenverbände sowie die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mahnten, dass es zu keinen Einschränkungen der Pressefreiheit kommen dürfe. Die Fifa und das lokale Organisationskomitee wiesen Zensur-Vorwürfe zurück.

Hintergrund der Debatte sind die Akkreditierungsrichtlinien für den Confed Cup, der vom 17. Juni bis zum 2. Juli in Moskau, Sankt Petersburg, Kasan und Sotschi stattfindet. In Russland sehen die Gesetze grundsätzlich vor, dass ausländische Journalisten für ihre Arbeit eine Akkreditierung des Außenministeriums benötigen. Während des Confed Cups gibt es ergänzende Bestimmungen. Demnach dürfen Journalisten, die mit einer Akkreditierung der Fifa einreisen, auch ohne die übliche Zustimmung des Außenministeriums im Land arbeiten - jedoch mit klaren Einschränkungen.

Erstens dürfen sie nur über den Confed Cup und "damit verbundene Ereignisse" berichten, zweitens nur in den vier Städten, in denen gespielt wird, sowie "nahegelegenen Sehenswürdigkeiten". Wer darüber hinaus auch über andere Themen und aus anderen Städten berichten möchte, braucht formal wieder die übliche Akkreditierung des Außenministeriums.

Dass es während des Confed Cups viele Themen abseits der rein sportlichen Ereignisse gibt, ist absehbar. Seit Monaten bestimmen derartige Aspekte die Agenda: Es geht etwa um die Kosten für den Bau der neuen Stadien und der sonstigen notwendigen Infrastruktur, die insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro betragen; um Korruptionsvorwürfe und schlechte Entlohnung der Arbeiter; um Hooliganismus oder den Umgang mit Minderheiten.

Zudem wird es rund um das Turnier wohl auch wieder zu Aktionen der Protestbewegung kommen, die sich gegen die Staatsführung richtet.

"Journalisten können schreiben, worüber sie wollen", sagt Mutko

Vor diesem Hintergrund gibt es heftige Angriffe gegen Fifa und Russland, das wegen der Missachtung der Pressefreiheit und des Umgangs mit kritischen Journalisten ohnehin seit Langem in der Kritik steht. Die zurzeit geltenden Bestimmungen seien "Bedingungen einer Diktatur, die Angst davor hat, dass in den Medien kritische Berichte über das politische, wirtschaftliche und soziale Umfeld der Spiele erscheinen könnten", schrieb Frank Überall, Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), an Fifa-Chef Gianni Infantino.

DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte der Bild, er wolle sich bei der Ratssitzung der Fifa am 9. Mai in Bahrain dafür einsetzen, "dass die beim Confed Cup akkreditierten Journalisten frei berichten können". Der Weltverband hingegen schrieb, die Fifa-Akkreditierung sei "ein Arbeitsinstrument", es diene als vereinfachtes Medienvisum für Journalisten.

Russlands Vize-Premier und Fußball-Chef Witalij Mutko sagte: "Journalisten wird beim Confederations Cup nicht verboten, über irgendetwas zu schreiben. Sie können schreiben, worüber sie wollen."

Bei vergangenen sportlichen Großveranstaltungen gab es eine derartige Bestimmung nicht, auch nicht bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 oder Sotschi 2014. Der Unterschied ist jedoch: Die Spiele sind auf einen kleinen Raum begrenzt, während die Fußball-Turniere in einem viel größeren Radius stattfinden. Es ist davon auszugehen, dass bei der WM im nächsten Jahr das gleiche Verfahren gilt wie nun beim Confed Cup.

Die deutsche Nationalmannschaft absolviert ihre Vorrundenspiele in Sotschi (am 19. Juni gegen Australien und am 25. Juni gegen Kamerun) sowie in Kasan (am 22. Juni gegen Chile). Die Halbfinals sind in Kasan und Sotschi, das Endspiel findet in St. Petersburg statt.

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