Clippers-Eigentümer Donald Sterling:Kaufpreis mehr als eine Milliarde Dollar

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Vor einer ungewissen Zukunft: Jamal Crawford von den Clippers (am Ball) beim Spiel gegen die Golden State Warriors (Foto: USA Today Sports)

Für 12,5 Millionen Dollar erworben, für ein Vielfaches veräußert? Sollte Donald Sterling nach seinen rassistischen Äußerungen die Los Angeles Clippers verkaufen müssen, könnte das eine lohnende Angelegenheit für den verbannten Besitzer werden.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Nach den emotionalen Ereignissen gingen die Menschen in Los Angeles recht schnell zur Tagesordnung über: Ja, Donald Sterling, der Besitzer der Los Angeles Clippers, war am Dienstagmorgen aufgrund seiner diskriminierenden Aussagen auf Lebenszeit aus der nordamerikanischen Liga NBA verbannt worden. Ja, die Fans des Vereins waren später zum Spiel erschienen und hatten ihre Mannschaft beim Sieg gegen die Golden State Warriors unterstützt. Ja, am Donnerstagabend mussten Spieler und Fans dann eine knappe 99:100-Niederlage verdauen. Ja, nun ist eine siebte Partie nötig.

Doch was passiert nun? NBA-Chef Adam Silver hatte schließlich angekündigt, die anderen Vereinsbesitzer darüber abstimmen zu lassen, ob Sterling den Klub verkaufen muss. Und das ist nun bereits geschehen. Die 29 Eigentümer sprachen sich in einer Telefonkonferenz für den Verkauf aus. In einem Statement der NBA heißt es: "Das Komitee war einstimmig der Ansicht, so schnell wie möglich vorzugehen und wird in der kommenden Woche erneut zusammenkommen." Nötig ist eine Drei-Viertel-Mehrheit.

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Sollte Donald Sterling nach seinen rassistischen Äußerungen die Los Angeles Clippers verkaufen müssen, stehen gleich mehrere Interessenten bereit: Eine Gruppe um Talkmasterin Oprah Winfrey liebäugelt mit einem Kauf - auch Earvin "Magic" Johnson und ein Boxer zeigen Interesse.

Sterling allerdings könnte sich gegen einen Verkauf wehren, er hat in der Vergangenheit wiederholt gezeigt, dass er keiner juristischen Auseinandersetzung aus dem Weg geht und Verfahren mit allerlei Kniffen in die Länge zieht.

Sollte Sterling jedoch verkaufen wollen oder müssen, gibt es bereits mehrere potenzielle Käufer - eine Gruppe um den Medienunternehmer David Geffen, Technik-Milliardär Larry Ellison und Moderatorin Oprah Winfrey etwa. "Die Mannschaft hat bessere Besitzer verdient", sagt Geffen: "Oprah will das Team nicht leiten, das würde Larry übernehmen. Der würde lieber sterben als zu versagen. Er ist ein Sportsmann." Ellison ist der Besitzer der Segelmannschaft, die im vergangenen Sommer in San Francisco den America's Cup gewonnen hat. Der ehemalige Basketballprofi Magic Johnson, der in Sterlings rassistischen Aussagen namentlich genannt wird, könnte ebenfalls ein Angebot abgeben. Auch an einem Kauf der Clippers interessiert: der Boxer Floyd Mayweather jr. und der Musikproduzent Sean Combs.

So grotesk es klingen mag: Ein Verkauf der Clippers dürfte sich lohnen für Sterling, der den Verein 1981 für 12,5 Millionen Dollar gekauft hat. In diesem Sommer handelt die NBA einen neuen landesweiten Fernsehvertrag aus, weil Sportveranstaltungen gerade als Retter des Live-Fernsehens gesehen werden, dürften die Einnahmen gewaltig steigen.

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Die Clippers selbst können 2016 ihren lokalen TV-Kontrakt erneuern, der Verein ist derzeit in Los Angeles überaus beliebt, dazu erfolgreicher und spektakulärer als die Lokalrivalen Lakers. Branchenexperten schätzen deshalb, dass der Kaufpreis für die Clippers bei mehr als einer Milliarde Dollar liegen könnte.

Clippers-Coach Doc Rivers mahnt zur Eile: "Es ist noch nicht vorbei, der Heilungsprozess hat gerade erst begonnen. Ich weiß derzeit nicht, wen ich anrufen soll, wenn ich etwas brauche." NBA-Chef Silver ist nach seiner allseits gelobten Entscheidung in der Pflicht, möglichst schnell die weiteren Schritte einzuleiten, damit die Clippers tatsächlich zur Tagesordnung übergehen können.

© SZ vom 02.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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