Christoph Daum:"You have to go to comedy"

Romanian national soccer team conference

Not amused, wie fast immer: Christoph Daum.

(Foto: Bartlomiej Zborowski/dpa)
  • Christoph Daum steht nach verpasster WM-Qualifikation in Rumänien als Nationaltrainer vor dem Aus.
  • Mit Journalisten liefert er sich eine skurrile Fehde: Es geht dabei um Kompetenzen, um Respekt - und am Ende auch um Fische.

Von Sebastian Fischer

Es ist nicht so, dass der Fußballtrainer Christoph Daum stets ernst genommen wurde. Es sei an eine Pressekonferenz erinnert, in der er sich 2001 nach einer Pause wegen einschlägig bekannter Drogengeschichten zurückmeldete. Stefan Raab, damals Deutschlands führender Fernseh-Witzbold, fragte: "Stimmt es, dass Sie ein Angebot vom österreichischen Erstligisten Sturm Gras  haben?"

Es ist auch nicht so, dass Daum es gerne eingesehen hätte, dass man ihn manchmal veräppelte. Er antwortete damals, um Seriosität bemüht: "Ich habe keine Verhandlungen geführt. Weder mit Sturm Graz, noch mit irgendeinem anderen Verein."

Es ist jedoch nun, im Sommer 2017, so, dass Daum verstanden hat, wann es keinen Sinn mehr ergibt, sich zu wehren.

Daum, 63, ist seit 2016 Trainer der rumänischen Nationalmannschaft, doch die Zusammenarbeit war von Beginn an nicht unbedingt die erfolgreichste. Zwar gewann er von zehn Spielen immerhin drei. Doch seit der 0:1-Niederlage in Montenegro am Montag steht fest, dass sich Rumänien nicht für die WM 2018 qualifizieren wird. Vor allem sah er sich zunehmend alberner Kritik der rumänischen Journalisten ausgesetzt. Weshalb er nun der Deutschen Presse-Agentur sagte: "Es ist hier eigentlich nur noch die Frage, wie man das vernünftig zu Ende führt." Der Verband will am Mittwoch über Daums Zukunft beraten.

Daum lächelt ungläubig, schüttelt den Kopf

Der öffentliche Teil der skurrilen Fehde begann im Juni vor dem Freundschaftsspiel gegen Chile (3:2-Sieg), als ein rumänischer Journalist Daum fragte, ob er nach dem Spiel gedenke zurückzutreten. Daum saß im sehr türkisen Shirt, mit sehr gesund gebräunter Haut und sehr akkurat getrimmtem Schnäuzer auf dem Pressepodium, was die Szene umso sehenswerter machte. Dann lächelte er ungläubig, schüttelte den Kopf und rief: "It's not on the table!", es liege nicht auf dem Tisch. Oder so.

Er erläuterte diese Feststellung danach in einer zwei Minuten langen Wutrede und würzte diese unter anderem mit den Vorwürfen, der Journalist würde "crazy lies" verbreiten und sei deshalb weniger Rumäne als er, Daum, gebürtiger Zwickauer.

"What is behind it?", fragt Daum

Die Zusammenarbeit zwischen dem rumänischen Verband, 2016 immerhin EM-Teilnehmer, und Daum, immerhin mal deutscher Meister und fast Bundestrainer, scheint an einem Missverständnis zu leiden. Daum sieht sich als Entwickler einer Mannschaft junger Spieler. Die Rumänen allerdings wären vor allem gerne bei der WM dabei gewesen. Dass ihnen dafür jedoch die Qualität fehlt, war in den vergangenen Tagen offensichtlich, als Rumänien zunächst nur durch ein Tor des Mainzers Alexandru Maxim in der Nachspielzeit Armenien schlug und danach chancenlos in Montenegro verlor. "Für mich ist es ganz normal, wie wir stehen. Die Probleme des rumänischen Fußballs werden sicher noch einige Jahre existieren. Die Talente wachsen hier nicht auf den Bäumen", sagt Daum. Die Fans fordern trotzdem seine Entlassung. Und seine Kritiker setzten nach dem ersten Streit noch einen drauf.

Weil Daum erklärte, dass die Gazeta Sporturilor, die am heftigsten gegen ihn wetterte, nur zum Einwickeln von Fischen tauge, erschien ein Journalist zur Fragerunde in Fischerweste und mit einer Angel, deren Haken er Daum vor der Nase baumeln ließ. "What is behind it?", fragte Daum: "You have to go to comedy, but not to sports!" Woraufhin ihm der Journalist viel Glück als "Fisherman" wünschte.

Wie geht es also weiter mit Christoph Daum? Er ist seit 36 Jahren Trainer, der Job in Rumänien war sein erster bei einer Nationalmannschaft. Auch wenn er sagt, er habe viele tolle Menschen kennengelernt, wird es wohl eher frustrierend gewesen sein. Sturm Graz sucht übrigens gerade keinen Trainer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: