Chelsea-Remis in Paris:Schöne Aussicht für die Bullen

Paris St Germain's Ibrahimovic challenges Chelsea's Ivanovic and Ramires during their Champions League round of 16 first leg soccer match at the Parc des Princes Stadium in Paris

Branislav Ivanovic (li.): Schmerzen gegen Paris und Zlatan Ibrahimovic, aber auch ein Tor

(Foto: REUTERS)

Von Thomas Hummel

Der Abend für den FC Chelsea begann damit, dass sein eckigster Vertreter hängen blieb. Auf dem Weg zum Parkplatz im Untergeschoss des Prinzenpark-Stadions schrammte der Mannschaftbus an die Betonwände, auch einige Fenster sollen beschädigt worden sein. Ob José Mourinho den Busfahrer in der nächsten Transferperiode meistbietend verkauft, muss abgewartet werden.

Mourinho mag es nicht, wenn sein FC Chelsea hängen bleibt. Deshalb hat er sich eine Mannschaft zusammengestellt, die mit ihren Ecken und Kanten wohl auch eine zwei Meter hohe Betonmauer umwirft. Eine solche Ansammlung von breiten und spitzen Schultern hat keine Fußballmannschaft der Welt zu bieten. John Terry, Gary Cahill, Branislav Ivanovic, Nemanja Matic - wer sich dem Tor der Londoner nähert, muss einer Horde Bullen ausweichen.

Die Spieler von Paris Saint-Germain wussten das. Sie rannten häufig an gegen die breitschultrigen Gegenspieler, sie versuchten viel, sie holten sich Beulen und Schrammen. Doch es reichte nur zu einem Tor, zu einem 1:1 im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals. In diesem Duell der Mäzenatenvereine Oligarch gegen Scheich hat der FC Chelsea nun die leicht bessere Aussicht.

Was die Franzosen offenbar nicht wussten: Mourinhos Bullen brechen bisweilen nach vorne aus. 36 Minuten waren gespielt, Chelsea hatte noch nicht ein Mal auf das Tor des Gegners geschossen, da wurde es den breitschultrigen Verteidigern zu dumm. Es war noch nicht einmal eine Standardsituation, die sie nach vorne trieb. Plötzlich stand Innenverteidiger Terry links vorne, flankte auf Innenverteidiger Cahill, der den Ball mit der Hacke anlupfte und ihn so direkt auf den Kopf von Rechtsverteidiger Ivanovic weiterleitete. Von dort flog der Ball ins Pariser Netz.

Um Zentimeter am Pfosten vorbei

Das 1:0 für die Londoner hatte sich so stark angedeutet wie die Übernahme der französischen Regierungsgeschäfte durch Queen Elizabeth. Weit und breit war nichts zu sehen von Offensivqualitäten der Gäste. Sie stellten sich auf in der eigenen Spielhälfte, attackierten den Gegner umso heftiger, je näher er dem eigenen Tor kam. Wenn es sein muss, stehen bei einer Mourinho-Mannschaft auch neun Feldspieler im eigenen Strafraum.

Bei Ballgewinn ging es gemächlich nach vorne, Hauptsache kein Ballverlust an der Mittellinie, Hauptsache Risikovermeidung. Das alles kennt man von José Mourinho. Für Paris reichte das.

Dabei haben die Franzosen mit Zlatan Ibrahimovic den größten Bullen der Fußballgeschichte im Angriff. Doch bis auf einen Kopfball und einen Freistoß zwei Meter drüber war der Schwede in der ersten Halbzeit nicht zu sehen. Ein paar Angriffe hatten die Pariser gestartet Richtung Londoner Tor, sie waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Doch wirklich gefährlich waren sie nicht. Das änderte sich nach der Pause.

Paris zwang sich, energischer nach vorne zu spielen. Mit Hilfe der Scheichs aus Katar hat sich der Klub ja eine Mannschaft zusammengestellt, die diese Champions League gewinnen soll. Ob die Gegner nun mit Bullen oder sonst was daherkommen. In der heimischen Ligue 1 führt das gerade zu leichten Motivationsproblemen, doch angestachelt durch den Rückstand legten die Gastgeber nun los.

Flanke des starken Blaise Matuidi, Edison Cavani stand von allen Bullen verlassen am Fünfmeterraum und köpfte zum 1:1 ein (54.). Kurz darauf tankte sich Ibrahimovic durch, seinen Schuss parierte Chelsea-Torwart Curtois mit dem Fuß, den Nachschuss von Ezequiel Lavezzi klärte César Azpilicueta auf der Linie. Zehn Minuten vor Schluss dribbelte sich Cavani durch, sein Schuss kullerte um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei. In der Nachspielzeit scheiterte Ibrahimovic mit einem Kopfball am grandiosen Curtois.

Chelsea verließ sich weiter auf sein Defensivkonzept, offensiv ging so gut wie nichts. Am Ende schossen die Londoner ganze zwei Mal auf das gegnerische Tor. Doch solange das Ergebnis stimmt, ist das Mourinho wurscht. Im vergangenen Jahr hatten die Londoner noch 1:3 im Hinspiel in Paris verloren, drehten das Duell dann zu Hause mit Glück durch ein spätes 2:0. Dieses Mal ist die Ausgangslage besser. Auch wenn der Klub wohl einen neuen Bus braucht.

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