Champions League: Werder Bremen:Spiel verloren, Test bestanden

Lesezeit: 2 min

Werder Bremen verliert bei Tottenham Hotspur verdient und scheidet aus dem Europapokal aus. Die Elf wehrt sich gegen eine Blamage, schießt jedoch nur ein Mal aufs Tor.

Jürgen Schmieder

Es gibt im Internet diesen fiesen interaktiven Tabellenrechner. Natürlich gibt es im weltweiten Netz noch viel fiesere Sachen, für Werder Bremen allerdings war diese Applikation besonders gemein. Sie ermöglichte den Optimisten im Verein vor der Partie bei Tottenham Hotspur, die Ergebnisse der verbleibenden Champions-League-Spieltage so hinzudrehen, dass sich der Verein doch tatsächlich für das Achtelfinale qualifizieren würde.

Der Einsatz stimmte: Daniel Jensen erkämpft sich den Ball gegen Tottenhams Luka Modric. (Foto: dpa)

Ja wirklich, vor dem Spiel an der White Hart Lane war das theoretisch noch möglich. Tottenham gewann die Partie mit 3:0 (2:0), die Bremer sind damit aus den europäischen Wettbewerben ausgeschieden.

Es ging bei diesem Spiel von vornherein weniger um den Verbleib in der Königsklasse als vielmehr um einen Charaktertest für diese Elf, die zuletzt auffällig oft auffällig deutlich besiegt worden war. "Ich erwarte, dass wir uns wehren", hatte Trainer Thomas Schaaf vor dem Spiel gesagt. Zu befürchten war allerdings, dass die Profis einer weiteren Demontage nur als entgeisterte Zuseher beiwohnen würden, zumal sich elf Kaderspieler für diesen Test entschuldigen ließen. So standen Dominik Schmidt und Felix Kroos in der Startelf, die mit Werders U-23-Elf derzeit auf dem letzten Platz der dritten Liga stehen.

Bei Tottenham fehlte der verletzte Rafael van der Vaart, nicht aber Gareth Bale - jener Linksverteidiger, der von den britischen Medien wahlweise mit einem Wirbelsturm, einem Rugbyspieler oder Cristiano Ronaldo verglichen wird. Immer wieder hetzte der 21-jährige Waliser die Linie hinunter und sorgte dafür, dass sich Gegenspieler Clemens Fritz ernsthafte Sorgen um Kreislauf und den korrekten Sitz seiner Beine machen musste.

Bale hatte allerdings nichts damit zu tun, dass bereits nach fünf Spielminuten selbst Optimisten nicht mehr viel mit dem interaktiven Tabellenrechner anfangen konnten. Aaron Lennon lief auf der rechten Seite Daniel Jensen davon und es hatte den Anschein, als würden alle verletzten Bremer Spieler an Jensens Trikot hängen. Younes Kaboul drosch die scharfe Hereingabe seines Kollegen aus sieben Metern ins Tor, wobei fünf Bremer Spieler ihm dabei entgeistert zusahen. Ähnlich war es beim zweiten Gegentreffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Die Hereingabe von Bale durfte Luka Modric im Strafraum annehmen und nahezu unbehindert ins Tor schießen.

Den Charaktertest indes bestand die Bremer Elf, weil sie nach dem Rückstand nicht konsterniert herumlungerte, sondern sich tatsächlich engagiert wehrte. Die Spieler grätschten, zupften, stießen - und mitunter spielten sie sogar. Daniel Jensen und Marko Marin inszenierten einige ansehnliche Angriffe, allerdings musste Tottenhams Torhüter Heurelho Gomes während der gesamten Spielzeit nur einen Schuss abwehren, wobei er sich Marins Versuch in der 82. Spielminute eher entgegenwerfen musste.

Dass es nicht zur befürchteten Blamage kam, lag indes auch am schlampigen Umgang der Hotspur-Spieler mit den zahlreichen Torchancen. Bale schoss einen Freistoß an die Latte (51.) und einen Elfmeter in die Hände von Tim Wiese (54.), Peter Crouch vergab mehrere Kopfball-Gelegenheiten (53./60.), Alan Hutton drosch den Ball an die Fäuste von Wiese (62.) - nur Crouch konnte nach schöner Vorarbeit von Lennon noch einen Treffer erzielen (79.).

Nach dem 0:3 kann sich Werder Bremen vor dem letzten Spiel gegen Inter Mailand auch nicht mehr für die Europa League qualifizieren. Es gibt im Internet noch eine fiese Sache, nämlich die Diskussionsforen auf den Seiten der Vereine. Nach dem Spiel wurde auf der Homepage von Werder Bremen eifrig über die Zukunft von Thomas Schaaf diskutiert. Tenor: Der Verein sollte sich nicht von Thomas Schaaf trennen, sondern von vielen Spielern aus dem aktuellen Kader.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Champions League: 5. Spieltag
:Bedröppelt und begeistert

Die spanischen Klubs dominieren weiter die Champions League, Wayne Rooney feiert eine gelungenes Comeback, Jubel in Israel.

alle Tore

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: